Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
öffnete die Tür, als Willy Cranz dagegenklopfte. Sophie hatte durch das Küchenfenster sein Kommen bemerkt, band schnell die Schürze ab, ordnete ihr goldblondes Haar, zupfte das Kleid zurecht und wusch sich die Hände. Im Ofen bruzzelte ein Hammelrücken, gewürzt mit Thymian und anderen Kräutern. Dazu sollte es ein Zwiebelgemüse geben und einen Kartoffelpfannkuchen. Im ganzen Haus duftete es nach dem köstlichen Essen. »Daß ich eine Köchin geheiratet habe, ist des Paradieses Krönung!« rief Kochlowsky manchmal aus. »Könige würden mich um dich beneiden …«
    Vor der Haustür knallte Cranz die Hacken zusammen und machte eine knappe Verbeugung. Etwas Militärisches macht immer Eindruck, so ist nun mal das deutsche Wesen. Der Sieg von 1871 hatte ein ganzes Volk verwandelt – ob zum Guten, blieb abzuwarten.
    »Willy Cranz, der neue Förster!« stellte er sich vor. Seine Stimme war angenehm dunkel und warm.
    »Das sehe ich«, knurrte Kochlowsky. »Ein Bettler sieht anders aus. Sie wünschen?«
    »Ich wollte mich vorstellen.«
    »Das haben Sie ja nun. Ich nehme an, daß Sie wissen, wie ich heiße und wer ich bin, damit haben wir uns bekannt gemacht …«
    Ehe Kochlowsky die Tür wieder schließen konnte, war Sophie aus der Küche gekommen, einem Engel gleich, und rief mit ihrer hellen Stimme:
    »O Leo, wir haben Besuch? Der neue Förster, wie ich sehe! Kommen Sie doch bitte herein, Herr Förster …«
    »Willy Cranz ist mein Name …«
    »Herr Cranz. Treten Sie doch näher …«
    Es war Kochlowsky unmöglich geworden, vor Cranz die Tür zuzuschlagen. Er trat einen Schritt zur Seite, ließ den jungen Förster ins Haus und warf hinter ihm die Tür zu. Der Knall war eine Warnung: Bürschchen, du hast gefährliche Dielen betreten, und wenn du dich gleich in den Sessel setzt, müßte dir der Hintern brennen!
    Kochlowsky ging ins Wohnzimmer voraus, zeigte stumm auf einen Sessel und wartete, bis Willy Cranz sich gesetzt hatte. Dieser nahm allerdings erst nach Sophie Platz. Vorher hatte er ihr in der Diele die Hand geküßt, und Sophie hatte gedacht: Wie gut, daß ich sie mir eben im heißen Wasser gewaschen habe, sie haben nach Zwiebeln gerochen.
    Mit gerunzelter Stirn hatte Kochlowsky den Handkuß beobachtet … Cranz war ihm von diesem Augenblick an bereits unsympathisch. Ein junger Affe, weiter nichts! Ein Lackaffe, ein eitler Dummkopf! Sitzt da in seiner Maßuniform wie vor einem Fotografen. Kopf hoch, lächeln, ganz ruhig bleiben, nicht wackeln …
    »Trinken Sie einen Sherry?« fragte Sophie und lächelte liebreizend.
    »Gern, gnädige Frau.« Cranz sah sie strahlend an. Die Leute haben recht, dachte er. Das ist eine wunderschöne Frau. Und dann so ein Mann! Sitzt da wie ein schwarzer Geier.
    »Werden Sie auch Weihnachtsgänse verkaufen wie Ihr Vorgänger Rechmann?« fragte Kochlowsky, um ein Gespräch in Gang zu bringen.
    »Sicher. Ich führe alles so weiter, wie Kollege Rechmann es hinterlassen hat.«
    »Das klingt ja fast wie eine Drohung!« Kochlowsky lehnte sich zurück in seinen tiefen Sessel. »Rechmann war so verrückt mit seinen Gänsen, daß er sie am liebsten mit ins Bett genommen hätte! – Wo kommen Sie her?«
    »Vom Grafen von Kanitz …«
    »Kanitz! Ach! Die besaßen doch auch in Schlesien große Güter!«
    »Fast so groß wie die von Pleß.«
    Kochlowsky runzelte die Stirn. »Gegen Pleß waren die Kanitz kleine Furchendackel!« sagte er knurrend wie ein Hund. »Sie kommen aus Schlesien?«
    »Nein, ich bin Westfale.«
    Sophie kam mit einem Glas Sherry, Cranz prostete ihr zu, und Kochlowskys Miene verfinsterte sich noch mehr. Er beobachtete, wie seine Frau so ganz anders lachte als bisher – er bildete sich das wenigstens ein –, meinte, ein anderes Leuchten in ihren hellblauen Augen zu sehen und ein Strahlen in ihrem kindlichen Gesicht, das noch nie so deutlich war. Natürlich war das Unsinn, aber wenn ein Kochlowsky etwas feststellte, dann war es so, und es gab keinen Widerspruch.
    »Bleiben Sie zum Essen?« fragte Sophie völlig unnötigerweise. Kochlowsky zog das Kinn an und strich sich den Bart.
    »Ich hatte weiter nichts vor, als Ihnen ein paar Minuten Ihrer Zeit zu stehlen«, antwortete Cranz höflich. »Nur eine Vorstellung meinerseits …«
    Kochlowsky räusperte sich und erhob sich. »Das haben Sie nun hinter sich und den schönen Sonntag vor sich. Interessant, Sie kennengelernt zu haben …«
    »Wir haben Hammelbraten genug. Herr Cranz könnte zum Essen bleiben!« unterbrach Sophie

Weitere Kostenlose Bücher