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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geworden, krachte in den Sand und wälzte sich auf den Rücken. Okritz schrie entsetzt auf, aber Kochlowsky hatte sich schon vorher abgeschnellt und fiel neben dem Pferd auf die Erde. Und hier, nebeneinander liegend, zeigte sich Reckhardt von seiner besten Seite: Er wälzte sich herum und schleuderte seine Hufe gegen Kochlowsky. Nur Zentimeter fehlten am tödlichen Tritt.
    Kochlowsky rollte sich blitzschnell weg, sprang auf und kehrte zum Pferd zurück. Es war auf der Seite liegen geblieben und starrte den Herankommenden mit großen Augen an.
    »Du verdammtes rotes Aas!« sagte Kochlowsky fast zärtlich. »Das endete unentschieden. Aber wir gewöhnen uns noch aneinander … wir passen wundervoll zusammen!«
    »Was sagen Sie nun?« stotterte Okritz, als Kochlowsky zur Bande zurückkam. »Den reitet keiner!«
    »Ich werde bei ihm wohnen«, sagte Kochlowsky ruhig.
    »Was werden Sie?«
    »Ich werde ihn füttern, putzen und nachts bei ihm schlafen. Tagsüber trainieren wir in der Halle. Es ist ein einmaliges Pferd. Baron, fahren Sie zurück nach Wurzen, und entschuldigen Sie mich bei allen. Wenn ich wiederkomme, sitze ich bei Reckhardt im Sattel und reite durch Wurzen …«
    Man hat später noch viel über die Haßliebe zwischen dem Pferd und Kochlowsky gesprochen, viel Wahres und noch mehr Unwahres. Tatsache war, daß Kochlowsky vier Tage und vier Nächte neben Reckhardt blieb, er schlief bei ihm in der großen Box, und das Pferd trampelte ihn nicht tot oder biß ihm die Halsschlagader auf. Er sprach mit ihm, nannte ihn Saukerl und Rabenaas, erzählte ihm von den Pleßschen Gütern und ließ ihn an seinen Juchtenstiefeln riechen. Niemand wagt zu behaupten, daß das Pferd ihn verstand – aber er durfte es streicheln, es fraß ihm Brot aus der Hand, es hob willig die Beine, damit er die Hufe ausstechen konnte, und Okritz behauptete später bis zu seinem Tod, daß sich da zwei Teufel getroffen und erkannt hätten. Anders wäre das alles nicht möglich gewesen.
    Am vierten Tag ritt Kochlowsky elegant durch die Gutsfelder. Reckhardt tänzelte unter ihm und schnaubte freudig und legte eine Kraft in seinen Galopp, daß einem der Atem stockte. Okritz bekam seine fünfhundert Mark, und als Kochlowsky Gut Luisenhof verließ, war Okritz versucht, ihm drei Kreuze nachzuwerfen.
    Sechs Tage später ritt Kochlowsky, von der Bahnstation Eilenburg kommend, durch Lübschütz und vor das Schloß des Grafen. Während Douglas ihm beide Hände schüttelte, war Baron von Üxdorf bleich vor Enttäuschung.
    Es war fast aussichtslos, Leo Kochlowsky loszuwerden.

XVIII
    Nicht nur unter den Menschen können Eifersüchteleien das Leben zur Hölle machen, bei den Tieren ist es nicht anders. In dieser Hinsicht verhalten sie sich sehr menschlich. Kochlowsky erlebte es, als er mit seinem stolzen Reckhardt von Luisenhof zum Abschluß seines langen Rittes einmal um sein Haus trabte und dabei seinem Frauchen Sophie und der kleinen Wanda, die von der Mutter hochgehalten wurde, ebenso stolz zuwinkte. Der einzige, der sich nicht freute, war Jacky, der Spitz.
    Entgegen seiner Gewohnheit, dem Herrchen laut bellend entgegenzulaufen und an ihm hochzuspringen, blieb er mit gesenktem Kopf auf den Stufen der Eingangstreppe sitzen und wartete lautlos, bis Kochlowsky sich vom Pferd schwang, mit der Reitpeitsche fröhlich gegen seine Juchtenstiefel schlug und Reckhardt die dampfenden Nüstern tätschelte. Jacky nahm diese Gunstbezeugung mit einem innerlichen Knurren wahr, wartete, bis Kochlowsky ans Fenster trat, um die quiekende Wanda auf den Arm zu nehmen und sie Reckhardt in den Sattel zu heben – aber dazu ließ es Jacky nicht kommen, er schoß blitzschnell, wie ein weißes Geschoß, vor und biß dem Pferd ins linke Hinterbein. Ebenso schnell war er wieder verschwunden – der Tritt des Pferdes knallte ins Leere.
    »Jacky!« brüllte Kochlowsky, drückte Wanda vor dem aufsteigenden Reckhardt an die Brust und sprang drei Schritte zurück. »Du Mistvieh! Ins Haus, du Aas!«
    Der flinke Spitz, bis in die innerste Seele beleidigt, gehorchte nicht. In sicherer Entfernung duckte er sich, stieß ein helles Knurren aus und musterte seinen Nebenbuhler in der Liebe seines Herrn. Reckhardt von Luisenhof wieherte wild, sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um und entschloß sich, da alles fremd um ihn herum war, für den Garten. In wütendem Galopp raste er in die Blumenrabatte, stampfte die zarten Pflanzen der Sonnenblumen nieder und blieb schließlich, am ganzen Leibe

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