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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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warten Sie! Auch so etwas wie Sie kriegt man klein!«
    Er verließ Kochlowskys Büro, knallte die Tür zu und fuhr nach Amalienburg zu Graf von Douglas. Er oder ich, dachte er, vor Zorn nach Luft ringend. Nun ist es endgültig! So geht das nicht weiter. Dieser Mann gehört eigentlich in eine geschlossene Anstalt!
    Aber bei Graf Douglas konnte Langenbach seinen Vorschlag nicht anbringen. Bevor er dazu kam, erfuhr er, daß Kochlowsky beim Grafen persönlich um Erlaubnis gebeten hatte, sechs Arbeiter aus der Ziegelei für den Bau des Stalls abzuziehen. Damit fiel alles in sich zusammen, was er sagen wollte. Statt dessen berichtete er vom Fortgang des Experiments, eine neue Glasur für Klinkerbodenplatten zu finden, die hundertprozentig frostsicher war. Das war seine Idee gewesen, und der Graf hatte ihn dafür gelobt.
    Bedrückt verließ Langenbach nach der Unterredung das Schloß, fuhr nach Wurzen und trank im Hotel ›Stadt Leipzig‹ drei Bier und drei Doppelkorn. Ich werde noch zum Säufer, dachte er, wenn Kochlowsky länger bleibt – aber ohne Alkohol kann man ihn nicht mehr ertragen.
    Nun also führte Kochlowsky sein herrliches Pferd in den Stall, und es war wirklich ein wundervoller Stall, dem Pleßschen Gestüt nachgebaut: zwei Boxen mit Rolltür, eine Futterkammer, eine Sattelkammer, ein gefliester Futtergang, große, hochliegende Fenster, zwei gekachelte Tränken, alles blitzsauber, sauberer als manche menschliche Behausung.
    Reckhardt von Luisenhof schien dies zu begreifen. Er tänzelte in die erste Box, schnaubte an der Krippe mit Heu und dem kleineren Trog für Hafer und Häcksel, tauchte die Nüstern in die Tränke und prustete. Dann drehte er sich um, hob den Kopf und bekam plötzlich böse Augen. Kochlowsky, der Pferde besser kannte als Menschen, sah es sofort.
    »Was ist los, mein Junge?« fragte er. »Was mißfällt dir?«
    Er folgte dem Blick des Pferdes und sah Jacky im Stallgang stehen. Pferd und Hund starrten sich an, beide unbeweglich, mit angelegten Ohren und Feindschaft in den Augen.
    »Ich warne euch!« sagte Kochlowsky mit ruhiger Stimme. »Ihr mögt euren eigenen Willen haben, aber hier gilt nur mein Wille! Wenn ihr das begreift, sind wir drei Freunde …«
    Es war ein typischer Kochlowsky-Satz. Der Herr war er, hier und überall. Daran zu zweifeln war fast eine Art Gotteslästerung.
    Kochlowsky verließ den herrlichen Stall, ließ Jacky bei dem Pferd und sperrte die Tür ab. Zwar hörte er Jacky sofort an der Tür kratzen und winseln, aber so leid es ihm tat – er zog den Kopf tief in die Schultern und ging schnell zum Wohnhaus zurück. Man muß sich im Leben aneinander gewöhnen, dachte er. Nur für ihn selbst galt dieser Lehrsatz nicht.

XIX
    Die nach dem Selbstmord von Ferdinand Rechmann verwaiste Försterei wurde neu besetzt. Graf Douglas entschied sich für einen Forstmann, der aus den großen Besitzungen des Grafen von Kanitz kam, einen noch jungen Förster mit forschem Auftreten, klugen blauen Augen und einem blonden Stutzbart. Er war groß, von sportlicher Figur, elegant – seine grüne Uniform schien maßgeschneidert zu sein – und sehr redegewandt. Vor allem aber war er unverheiratet – die Rechmann-Tragödie konnte sich also nicht wiederholen. Er hieß Willy Cranz, und in Wurzen wußte man schnell, daß er ein blendender Schütze war. In seiner Militärzeit hatte er viele Preise gewonnen und die silberne Schützenschnur.
    Wie es sich gehörte, machte er seine Runde der Antrittsbesuche bei der Wurzener Gesellschaft und hinterließ bei den angesehenen Familien den besten Eindruck. Die Bürgertöchter bekamen blanke Augen. Zwangsläufig fuhr er bei seiner Anstandsfahrt auch bei Kochlowsky vor, in einem Jagdwagen, in seiner besten Uniform und vollgestopft mit Warnungen vor dem grandiosen Ekel aus Schlesien. Um ja kein Unheil anzurichten, wählte er den Sonntagvormittag nach dem Kirchgang.
    So verhaßt Kochlowsky auch war, das eine mußte man anerkennen: Er begleitete Sophie allsonntaglich zur Kirche. Sie bestand darauf, und er fügte sich. Er saß dann neben seinem wunderschönen Frauchen in der Bank, sang nicht mit, betete nicht mit, sprach nicht das Vaterunser, war eben nur anwesend, weil Sophie es wünschte, und Pfarrer Maltitz, der das alles genau beobachtete, flocht ab und zu in seine Predigten den Satz ein: »Gott ist für alles dankbar, auch für die Stummen und Störrischen, wenn sie nur gekommen sind …«
    Kochlowsky, der vor dem Sonntagsessen gern einen Sherry trank,

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