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Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön

Titel: Kochlowsky 2: Und dennoch war das Leben schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ich habe mich geirrt!« Seine schwarzen Augen blitzten wieder. »Zufrieden, Herr Cranz? Hat der Kochlowsky sein Canossa nun hinter sich?«
    »Nein.« Cranz schüttelte den Kopf. »Sie sind nur einmal über Ihren Schatten gesprungen … Aber das bleibt völlig unter uns!«

XXIII
    Die Möbel waren verpackt, der Waggon bei der Bahn bestellt, für Reckhardt von Luisenhof hatte Kochlowsky in einem Spezialwaggon eine große Pferdebox gemietet mit einem Stallburschen, der das Pferd bis Herzogswalde beaufsichtigen und pflegen sollte, und nun fand der große Hausputz statt, bei dem natürlich Berta Plumps half. Sie jammerte immer und immer wieder, welch ein Verlust der Wegzug von Kochlowsky sei.
    Zum letztenmal besuchte Kochlowsky die Ziegelei, allerdings an einem Tag, an dem Leopold Langenbach auf Kundenbesuch war.
    Langsam ging er durch die Fabrikationsgebäude und verabschiedete sich von allen Angestellten und Arbeitern. Jedem gab er die Hand, und daß er das auch bei den Arbeitern tat, vom Tonstecher bis zum einfachen Fuhrknecht – wo war das schon üblich bei einem leitenden Herrn? – hinterließ in Lübschütz ein gutes Andenken. »So schlimm war er gar nicht, wenn man's genau überlegt«, hieß es jetzt. »Er war immer für alle da, und wenn er auch brüllte, gerecht war er in jedem Fall! Wer weiß, wer nachkommt! Bei Kochlowsky wußte man, wo's langging. Man brauchte ihn nur anzusehen – entweder ging man ihm dann aus dem Weg, oder man wagte es, sein Anliegen vorzubringen. Auch wenn man fast jedesmal aus seinem Büro flog – waren Beschwerden oder Wünsche berechtigt, wurden sie von Kochlowsky untersucht. Er war schon ein guter Chef …«
    Dem kleinen, dicken, schnufenden Plumps traten Tränen in die Augen, als Kochlowsky ihm die Hand drückte. »Sie werden mir fehlen, Schnupf!« sagte er. »So wie Sie wird keiner mehr die Rotze hochziehen können …«
    »Und so hundsgemein wie Sie wird auch keiner mehr sein«, antwortete Plumps und lächelte unter Tränen. »Gott segne Sie – und viel Glück am neuen Ort …«
    »Wenn Sie auch wegwollen, Schnupf … ich hole Sie zu mir.«
    »Fort von Wurzen? Mit zehn Kindern …«
    »Das war Ihr Vergnügen! Ich wollte es nur gesagt haben. Einen guten Buchhalter kann ich immer gebrauchen.«
    »Vielen Dank, Herr Kochlowsky.« Plumps schluckte ein paarmal krampfhaft. Am liebsten hätte er laut losgeheult. »Ich werde es mir merken.«
    Am Nachmittag dieses Abschiedstages ritt Kochlowsky auch zum letztenmal nach Schloß Amalienburg. Kammerdiener Emil Luther sah ihn wie ein ekelerregendes, großes Insekt an.
    »Der Herr Graf erwartet Sie …«, meldete er hochnäsig.
    »Woher weiß er denn, daß ich komme?«
    »Er muß Sie die Allee entlangreiten gesehen haben …«
    »Mein Gott, ist das ein Deutsch!« sagte Kochlowsky und tat wie angewidert. »Lakai, halten Sie's Maul, sonst wird einem schlecht …«
    Erbleichend vor Wut, mit mahlenden Backenmuskeln, riß Luther das Portal auf und ließ Kochlowsky eintreten. Jetzt, dachte er, als er hinter ihm stand, jetzt müßte man zutreten. Aber die einfachsten Wünsche sind manchmal die unerfüllbarsten.
    Graf Douglas empfing Kochlowsky wie immer in seiner Bibliothek. Er hatte schon eine Flasche französischen Cognac auf dem Schreibtisch stehen und zwei großbauchige Gläser, sie waren halb gefüllt, ein Dreistöckiger, würde man sagen.
    »Haben Sie sich entschlossen, Kochlowsky?« fragte Graf Douglas ohne Einleitung.
    »Ja, Herr Graf.«
    »Bravo! Stoßen wir an.« Douglas erhob sein Glas, Kochlowsky griff etwas verwirrt zu dem anderen, hob es prostend und nahm einen Schluck. »Wie hoch setzen Sie Ihr Gehalt fest?«
    »Baron von Finck zahlt zwanzig Prozent mehr, als ich bisher bekam.«
    »Finck!« Douglas winkte ab. »Ein knausriger Kerl! Wieviel wollen Sie von mir?«
    »Von Ihnen, Herr Graf? Nichts!«
    »Wieso nichts?« Douglas starrte ihn betroffen an. »Verstehen wir uns falsch, Kochlowsky?«
    »Es scheint so, wir reden aneinander vorbei …«
    »Sie sind doch gekommen, um mein Angebot anzunehmen: alleiniger Betriebsführer der Tonwerke …«
    »Ich bin gekommen, Herr Graf, um mich von Ihnen zu verabschieden …«
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst?«
    »Und ich möchte mich für alles bedanken … für alle Güte, für alle Langmut, für alles Vertrauen.«
    »Sie wollen mich wirklich verlassen, Kochlowsky?«
    »Herr Graf selbst haben mich hinausgeworfen.«
    »Mein Gott, kann sich der Mensch nicht mal irren? Vergessen wir das …«
    »Die

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