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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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du, warum hier das Fleisch in dem Topf liegt?«,
    »Das ist ein Tafelspitz. Den hat Anatol zum Auftauen dahin gestellt. Daraus wollte er heute Abend irgendwas machen. Zum Üben hat er gesagt«, erklärte Ernie.
    »Aha«, machte Angermüller verwundert. Jansen kam heran, um sich auch ein Glas Wasser zu holen.
    »Wie bist du eigentlich auf diesen Anatol gekommen?«, flüsterte er.
    »Erzähl ich dir später«, vertröstete Angermüller seinen Kollegen. Ihm war etwas eingefallen.
    »Wir haben gehört, ihr habt hier vorhin nach euerm Chef gesucht, Ernie. War der Anatol da eigentlich auch dabei?«
    »Ja ja, der war auch dabei.«
    »Und habt ihr zusammen gesucht?«
    »Nee. Jeder an einer anderen Stelle.«
    »Weißt du zufällig, wo der Anatol nachgeschaut hat?«
    Einen kurzen Moment dachte der Junge nach.
    »Der muss hier hinter dem Haus gesucht haben. Ich hab ihn aus dem kleinen Durchgang kommen sehen, und er winkte gleich ab, weil der Chef da auch nicht war.«
    Er stutzte.
    »Oh Mann, dann war er das wohl wirklich, der unseren Chef …?«
    Anscheinend schien er erst jetzt zu begreifen, wozu der, den er trotz allem noch für seinen Freund gehalten hatte, tatsächlich fähig war. Nachdenklich sah Angermüller ihn an und nickte.
    »Sag mal, Ernie, noch eine andere Frage: Wie war das eigentlich Donnerstag bei der Oldienacht?«
    Ernie, der sich wieder etwas stabilisiert hatte, schien diese Frage gleich wieder aus der Bahn zu werfen. Er wurde rot, stotterte und bekam keinen richtigen Satz heraus.
    »Jetzt reiß dich zusammen. Du willst uns doch helfen, dachte ich.«
    Jansens Geduld zeigte erste Verschleißerscheinungen.
    »Was meinen Sie denn mit Donnerstagnacht? Was soll da gewesen sein?«
    »Na, wart ihr drei da wirklich die ganze Zeit zusammen in dieser Kneipe?«, fragte Angermüller.
    Nach einigem Herumdrucksen sagte der Junge: »Da hab ich ihm auch mein Auto geliehen. Und als ich sagte, nicht schon wieder eine Fleischfuhre, hat er gesagt, Quatsch, er hätte nur eine Verabredung mit einer scharfen Braut.«
    »Wann war er weg und für wie lange?«
    »So ganz genau weiß ich das nicht mehr, aber es muss so zwischen 22 und 1 Uhr gewesen sein.«
    Die beiden Kommissare tauschten einen einvernehmlichen Blick. Das Gesicht des Jungen sah wieder ziemlich kummervoll aus.
    »Wer die Frau war und wo er sie getroffen hat, das weißt du nicht?«
    »Ich glaube, er hat sie auf Güldenbrook getroffen, aber wer es war, weiß ich wirklich nicht. Und er hat mir gesagt, wenn ich irgendjemandem davon erzähle, sorgt er dafür, dass ich meinen Job hier sofort los bin.«
    Angermüller sah ihn aufmerksam an, als er ihn fragte: »Was hast du eigentlich gedacht, als du am nächsten Morgen mitbekommen hast, was mit Herrn von Güldenbrook passiert war? Hattest du da einen Verdacht?«
    Langsam schüttelte Ernie seinen Kopf. Offensichtlich war ihm unwohl bei der Frage.
    »Also, ich hab schon an ihn gedacht. Aber ich konnt mir das eigentlich überhaupt nicht vorstellen. Der Anatol ist ja auch irgendwie ein netter Kerl, und dass der so was tun würde …«
    Armes Würstchen, dachte Angermüller, hältst einen Typen, der dich zu Straftaten zwingt und dann erpresst, auch noch für einen netten Kerl!
    »Aber irgendwie geahnt hast du schon was, oder?«
    Es war dem Kochlehrling anzumerken, dass es ihn quälte, sich damit auseinandersetzen zu müssen. Wahrscheinlich hatte er diese Frage einfach verdrängt, um nicht noch mehr Schwierigkeiten zu kriegen.
    »Vielleicht, ich weiß nicht«, stotterte er. »Glauben Sie denn wirklich, dass er das auch gemacht hat?«
    »Es sieht ganz danach aus«, bestätigte Angermüller.

     
    »Moin Kollegen! Wisst ihr eigentlich, dass ihr langsam nervt?«, grüßte der Kriminaltechniker Andreas Meise schlecht gelaunt die beiden Kommissare, als er wenig später auf Güldenbrook eintraf. Ernie war mit einem Streifenbeamten in einen kleinen Nebenraum geschickt worden, sodass sie in der Gesindeküche unter sich waren.
    »Dass der siebte Tag zum Ruhen gedacht ist, steht sogar schon in der Bibel. Und, wo ham wir denn heute unsere Leiche?«
    »Es gibt keine. Ein Schwerverletzter ist schon im Hubschrauber unterwegs in die Klinik nach Lübeck. Aber ich zeig dir natürlich gern, was du für uns tun kannst«, antwortete Angermüller ungerührt und erhob sich. Als er an der Spüle vorbeikam und wieder das prächtige Stück Fleisch im Bratentopf sah, musste er an die Truhe mit den tiefgekühlten Fleischvorräten im Lager denken, und ihm kam

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