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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Lücke ins Auge. Dort lehnten zwei große Kartoffelsäcke, und dahinter lag die kleine Tür. Sie war wirklich kaum zu sehen. Oben drüber war zwar eine Lampe angebracht mit der Aufschrift Notausgang, die aber nicht beleuchtet war. Es gab zwei Riegel und ein altmodisches Schloss mit einem riesigen Schlüssel, der steckte. Von außen war kein Schloss zu sehen gewesen, man konnte die Tür also nur von innen öffnen.
    Obwohl ihn Ungeduld vorantrieb, gab sich Angermüller Mühe, gründlich zu sein, suchte nach dem Gegenstand, mit dem man Lebouton niedergeschlagen haben konnte, und machte dann im grellen Schein der Neonröhren auf dem glatten Betonboden vor den Kartoffelsäcken ein paar wenige dunkle Streifen aus. Er kratzte daran herum. Es konnte eine Blutspur sein. Er folgte ihr und stand schließlich vor der silbrig glänzenden Kühlzelle. Mit einem leisen Geräusch lief der Ventilator.
    Angermüller legte den Hebel um und zog die Tür auf. Das Licht der Innenbeleuchtung fiel auf die hängenden Rinderkeulen und Rippen, die riesigen eingeschweißten Fleischpakete in den Regalen. Auf den metallenen Bodenplatten gab es ein paar Flecke, die ebenfalls nach Blut aussahen. Fragte sich nur, ob es Tierblut war oder von Lebouton stammte. Obwohl er auch hier gezielt danach suchte, konnte er nichts finden, das als Tatwaffe gedient haben konnte. An der etwas erhöhten Metallschwelle klebte ein Haarbüschel. Angermüller zog einen kleinen Plastikbeutel heraus und nahm die Haare damit auf. Der Länge und sonstigen Beschaffenheit nach zu urteilen, waren es eindeutig Menschenhaare.
    Angermüller wollte sich schon auf den Weg in die Gesindeküche machen, als ihm auffiel, dass bei einer der großen Kühltruhen der Deckel halb offen stand. Vorsichtig schob er ihn ganz auf und sah hinein. Ordentlich gegeneinander gestapelt und tiefgefroren lagen da in Folie eingeschweißt die wertvollsten Fleischstücke vom Tafelspitz bis zum prachtvollen Filet. Damit ließen sich bestimmt auf dem Schwarzmarkt gute Geschäfte machen.
    Er hatte genug gesehen. Die Fleischdiebstähle, Güldenbrooks Verdacht gegen eine bestimmte Person und Leboutons Zweifel daran – der Zusammenhang lag nun klar vor ihm. Wie groß musste Leboutons Überraschung gewesen sein, als er mit einem Mal erkannte, dass sein Geschäftspartner völlig richtig gelegen hatte?

     
    Die Inspektion des Lagerraumes hatte keine fünf Minuten gedauert. In der Gesindeküche wurde gerade darüber diskutiert, wann man denn eigentlich Feierabend machen oder ob man ewig auf den Chef warten sollte.
    »Meine Herrschaften, ich muss Sie leider bitten, noch eine Weile hierzubleiben. Ihr Chef ist soeben wieder aufgetaucht.«
    Angermüller warf einen Blick auf die Runde, und sofort fiel ihm auf, dass eine Person fehlte. Aufmerksam beobachte er die Reaktionen der Leute, die zumeist erleichtert die Nachricht aufnahmen und sich neugierig erkundigten, wo Lebouton denn gewesen sei. Der Kommissar sagte nichts.
    »Oh Gott, wirklich? Und ich hab doch schon die ersten Zuschauer für die nächste Aufzeichnung nach Hause geschickt!«
    Wie vom Donner gerührt war Grit Fischer bei Angermüllers Mitteilung aufgesprungen. Nun blätterte sie hektisch in der dicken Klarsichtmappe, die sie stets mit sich herumtrug.
    »Sie können auch die anderen Zuschauer ruhig nach Hause schicken. Eine Aufzeichnung wird es heute nicht mehr geben«, beschied ihr Angermüller.
    »Ein Glück!«
    Erleichtert ließ sich die Regieassistentin zurück auf ihren Stuhl fallen. Ihr Problem war gelöst, alles andere interessierte sie nicht mehr. Einige aber fragten wieder, wo Lebouton denn gewesen und warum er erst jetzt wieder aufgetaucht sei. Manche erkundigten sich, wie es ihm denn ginge.
    »Es geht ihm den Umständen entsprechend gut«, sagte Angermüller knapp.
    Dann schickte er alle Anwesenden aus der Gesindeküche hinaus.
    »An euch hab ich noch eine Frage«, sprach er Ernie und Thorsten an, als die sich auch auf den Weg nach draußen machen wollten.
    »Hä?«, machte Thorsten einfältig. »Worum geht’s?«
    »Macht erst mal die Türe zu«, forderte der Kommissar die beiden Lehrlinge auf, ohne auf die Frage des Jungen einzugehen. »Seid ihr froh, dass ihr jetzt frei habt?«
    »Klar, immer«, grinste Thorsten, der wie üblich seine Kochmütze schief auf den roten Haaren trug, und zog die Tür zu. Ernie sah nur konzentriert zu Boden.
    »Wo ist denn der Dritte im Bunde? Der Anatol?«
    »Weiß nich«, meinte Thorsten. »Irgendwann vorhin war der

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