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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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auf einmal weg. Ey«, stieß er seinen Kumpel an. »Weißt du, wo der hin is?«
    Ernie warf Thorsten einen schrägen Blick zu und zuckte nur missmutig mit der Schulter. Sein Gesicht unter dem weißblonden Haar überzog sich mit dunkler Röte.
    »Aber du bist doch mit dem raus vorhin!«, beharrte der andere.
    »Ja vorhin. Eine rauchen. Woher soll ich wissen, wo der jetzt ist, du Knallkopp?«, sagte der Blonde rotzig.
    »Du hattest doch auch noch irgendeinen Zoff mit dem!«
    »Quatsch!«, widersprach Ernie aufgebracht und warf einen unwilligen Seitenblick auf Angermüller.
    »Na ja, mir kann’s ja egal sein. Aber was ich gesagt hab, stimmt. Ich hab euch doch gesehen«, gab Thorsten schließlich auf und fragte dann neugierig: »Was is eigentlich mit dem Chef, Herr Kommissar? Wieso is’n der heut nich gekommen?«
    Angermüller ließ die beiden Jungen nicht aus den Augen bei seiner Antwort.
    »Euer Chef, der liegt hier hinter dem Haus. Jemand hat ihm den Schädel eingeschlagen.«
    »Boh! Isser tot?«, rief Thorsten erschrocken aus, und auch Ernie blickte irritiert auf.
    »Noch lebt er«, antwortete Angermüller.
    »Oh Mann, das is ja der Hammer!«
    Der vorlaute Thorsten wirkte ziemlich schockiert.
    »Na gut Thorsten, dann erst mal vielen Dank. Bitte warte draußen, vielleicht brauchen wir dich noch mal. Jetzt haben der Ernie und ich noch was zu bereden.«
    »Na denn, tschüss!«, verabschiedete sich der Junge und sah mit erstaunter Neugier zu seinem Kumpel, der bei Angermüllers Ankündigung seine Arme fest vor der Brust verschränkt hatte.
    »Komm Ernie, setzen wir uns«, lud der Kommissar den schlaksigen Lehrling ein. »Möchtest du mir nicht irgendwas erzählen?«
    Der Angesprochene bewegte sich lahm zu dem langen Küchentisch. Stumm, ohne Angermüller eines Blickes zu würdigen, ließ er sich auf einem Stuhl nieder. Seine Ohren leuchteten rot, und der ganze Körper war gespannt wie eine Bogensehne. Als plötzlich die Tür aufging und Jansen hereinkam, zuckte er erschrocken zusammen.
    »Alles klar. Notarzt und Streife sind eingetroffen«, vermeldete Jansen, schaute fragend zu Ernie und dann zu seinem Kollegen. Der machte eine zufriedene Miene und sagte:
    »Gut, dass du da bist, Claus. Der Ernie will uns gerade was erzählen.«
    Der Junge hob kurz verwundert den Kopf und blickte dann wieder stur zu Boden.
    »Schön«, nickte Jansen aufgeräumt, setzte sich mit an den Tisch und fummelte das Aufnahmegerät aus seiner Jackentasche.
    »So, dann sag uns jetzt bitte, wo dein Freund Anatol abgeblieben ist«, forderte Angermüller den Jungen auf.
    Jansen, der nicht auf dem gleichen Erkenntnisstand wie sein Kollege war, warf ihm verstohlen einen verdutzten Blick zu. Angermüller bedeutete ihm mit einer kurzen Geste, dass alles so seine Richtigkeit habe.
    »Woher soll ich das wissen«, murmelte der Junge störrisch.
    »Fangen wir doch so an: Worüber hast du dich mit Anatol gestritten?«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Erzähl keinen Quatsch, Ernie! Du bist doch nicht dumm. Kannst du dir nicht denken, warum ich dir diese ganzen Fragen stelle? Worum es hier eigentlich geht?«
    Ernie biss sich nur verstockt auf die Lippen und blieb stumm.
    »Mensch Ernie, das ist kein Spiel, was wir hier spielen!«
    Die Verstocktheit des Jungen brachte selbst Angermüllers sprichwörtliche Gelassenheit aus dem Gleichgewicht. Doch er nahm sich gleich wieder zurück.
    »Na gut. Dann versuche ich es einmal anders: Was weißt du über die verschwundenen Fleischvorräte auf Güldenbrook?«
    Den Kochlehrling traf dieser Satz völlig unerwartet, und er wurde leichenblass. Angermüller, der diese Frage auf gut Glück gestellt hatte, merkte, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
    »Gar nix«, stammelte Ernie.
    »Pass mal auf, mein Junge«, versuchte es Angermüller erneut. »Ist dir eigentlich klar, dass wir hier über einen Mordversuch an deinem Chef reden? Und kannst du dir vorstellen, wie das für uns aussieht, wenn du hier den Ahnungslosen spielst und nicht mit uns reden willst?«
    Ernie starrte zu den beiden Polizisten, er war völlig geschockt.
    »Für uns sieht das dann so aus, als ob du auch daran beteiligt gewesen bist!«, stellte Angermüller fest.
    »Wenn du weiter den stummen Fisch machen willst, können wir dich auch mitnehmen«, fügte Jansen mit einem drohenden Unterton hinzu. »Wenn dir das lieber ist.«
    Der dünne, lange Kerl war auf seinem Stuhl immer kleiner geworden.
    »Ich weiß wirklich nicht, wo der Anatol ist«, murmelte er tonlos.

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