Kochwut
verblutet, da der Täter genau die große Herzvene getroffen hat. Ich nehme an, es hat keine Viertelstunde gedauert, bis mehr als die Hälfte der Blutmenge ausgetreten war und unser Mann gestorben ist. Es gibt keine sonstigen Hämatome, Abschürfungen oder Ähnliches. Mit ziemlicher Sicherheit ist der Fundort auch der Tatort, aber das wird euch auch die Kriminaltechnik noch bestätigen, nehme ich an.«
»Hat sie schon.«
»Gut. Der waagerechte Einstichkanal spricht dafür, dass der Täter oder die Täterin, wir wollen ja niemanden ausschließen, wahrscheinlich in etwa die gleiche Größe wie das Opfer hatte. Plus minus fünf Zentimeter.«
»Das klingt interessant. Wie groß ist der Tote?«
»Exakt einen Meter und 78 Zentimeter.«
»Okay, das notier ich mir gleich.«
Vor Angermüllers Auge tauchte sofort der Reigen der Verdächtigen auf.
»Außerdem hat der Stich eine leichte Abdrift von rechts vorn nach links hinten. Das weist darauf hin, dass es sich beim Ausführenden höchstwahrscheinlich um einen Rechtshänder beziehungsweise eine Rechtshänderin handelt.«
»Interessanter Hinweis. Und wie sieht’s mit dem Todeszeitpunkt aus?«
Sein Freund am anderen Ende seufzte hörbar.
»Ich weiß, ich weiß, lieber Schorsch, das willst du am liebsten ganz genau wissen. Aber ich hab dir ja gestern schon gesagt, das ist in diesem Fall wegen der außergewöhnlichen Temperaturverhältnisse ziemlich schwierig.«
»Kannst du dich denn wenigstens ganz grob festlegen?«
»Ich tu das wirklich ungern. Ich habe lange hin und her gerechnet und kann mich auf nicht weniger als einen Zeitraum von ungefähr vier Stunden festlegen. Das heißt dann, dass die Tat zwischen 20 und 24 Uhr stattgefunden hat. Und ich muss leider hinzufügen, auch dieses Ergebnis ist nicht hundertprozentig zuverlässig.«
Verständlicherweise war Angermüller von Steffens Auskunft nicht gerade begeistert. Das hieß, dass niemand von den bisher verdächtigen Personen aufgrund des Zeitraumes ausgeschlossen werden konnte. Aber er ließ sich nichts anmerken.
»Na dann, vielen Dank für deine Informationen, Steffen.«
Doch Steffen konnte er nichts vormachen, dafür kannten sie sich zu gut und zu lange.
»Ich weiß, du hast dir mehr erwartet, Schorsch. Tut mir leid, aber in diesem speziellen Fall … Übrigens, der Täter wollte wirklich kein Risiko eingehen. Wäre der Mann nicht verblutet, wäre er sicher auch ohne Messer bei Minus 20 Grad, eingesperrt in diese Kammer, später in der Nacht gestorben.«
»Okay. Hast du noch was für uns?«
»Das war’s von meiner Seite. Reicht dir das noch nicht?«
»Doch, doch, klar«, bemühte sich Angermüller zu versichern.
»Na dann bis später, Schorsch. Ich geh jetzt gleich auf den Wochenmarkt am Brink, noch ein paar Sachen für unser Essen heute besorgen. Wir sehen uns!«
»Ja, danke dir und bis heut Abend, Steffen! Ich freu mich.«
Angermüller packte sein Handy wieder ein und ging an den Tisch mit seinem Kollegen und Lebouton zurück.
»Entschuldigung! Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, was ich Sie fragen wollte, Herr Lebouton: Wie groß sind Sie eigentlich?«
Der Meisterkoch sah ihn argwöhnisch an.
»Ich bin genau 1,76 Meter. Was soll die Frage?«
»Reine Routine, Herr Lebouton. Und noch so eine Routinefrage: Wann genau sind Sie vorgestern Abend nach Hause gekommen?«
»Habe ich Ihnen das nicht schon gestern gesagt?«
»Nicht so genau. Nur dass Sie den Abend im Verwalterhaus verbracht haben.«
»Es muss weit nach Mitternacht gewesen sein, als ich zu Hause war.«
»Da sind Sie sich sicher?«
»Ganz sicher.«
»Und Sie haben auch ganz bestimmt nicht Christian von Güldenbrook an diesem Abend noch einmal getroffen?«
»Hören Sie, meine Zeit ist auch heute leider knapp, und jetzt stellen Sie mir lauter Fragen, die ich Ihnen gestern schon beantwortete habe. Was soll das?«, fragte Lebouton und wirkte nun doch etwas verärgert.
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Wir wissen, was wir tun«, sagte Angermüller ruhig.
»Wie ich Ihnen bereits gestern sagte, habe ich Christian vorgestern am späten Nachmittag zum letzten Mal gesehen und gesprochen. Ich weiß nur, dass er Besuch erwartete und deshalb aus dem Weinkeller eine besondere Flasche holen wollte.«
»Wer ihn besuchen wollte, wissen Sie nicht?«
»Das hat er mir nicht gesagt.«
»Noch etwas anderes, Herr Lebouton«, sagte Angermüller langsam. »Stimmt es eigentlich, dass Sie darüber nachdenken, Alix Blomberg aus der Show zu
Weitere Kostenlose Bücher