Kochwut
von mir wissen?«
»So einiges, Herr Lebouton«, meinte Angermüller. Jansen stellte das Diktiergerät auf den Tisch und fragte: »Sagen Sie, haben Sie eigentlich inzwischen Ihren Personalausweis wieder gefunden?«
»Ehrlich gesagt, ich habe gar nicht danach gesucht. Das hatte ich total vergessen. Aber wenn das so wichtig ist für Sie, werde ich heute Abend gleich noch einmal zu Hause danach schauen.«
»Es ist nicht von elementarer Bedeutung für uns. Aber wir würden schon gern wissen, ob wir jetzt mit Pierre Lebouton oder Peter Knopf sprechen.«
Einen Moment schaute der Starkoch die beiden ziemlich perplex an, dann warf er einen Blick in Richtung der drei besetzten Tische am anderen Ende des Restaurants und antwortete mit gedämpfter Stimme:
»Mein Gott, das meinen Sie! Wenn’s weiter nichts ist. Pierre Lebouton ist mein Künstlername, wenn Sie so wollen. In den 60ern, als ich anfing und große Flausen im Kopf hatte, da war nun mal die französische Küche das Maß aller Dinge, und ich fand den Namen Peter Knopf viel zu banal. Hätte ich später angefangen, hätte ich mich vielleicht Bottone genannt.«
Er lachte leise.
»Wobei ich zu meiner Ehrenrettung sagen muss, mein Großvater kam tatsächlich aus dem Elsass und hieß Jean Knopf. Ich habe dort nicht nur ein Haus, sondern auch ein paar Verwandte. Wer hat Ihnen das überhaupt erzählt?«
Angermüller und Jansen sagten nichts. Lebouton nickte nachdenklich.
»Ich weiß schon. Es kann eigentlich nur der junge Güldenbrook gewesen sein, von dem Sie das haben. Ich kam hierher, da hatten sich seine Eltern schon getrennt. Ich glaube, er war irgendwie eifersüchtig, dass ich nun hier wohnen durfte. Und als er wieder ein Wochenende hier verbrachte, wühlte er in meinen Sachen rum, fand meinen Ausweis und nannte mich von da ab nur noch Knopf. Die Rache eines enttäuschten, kleinen Bengels. Ich dachte, er wäre drüber hinweg inzwischen.«
»Der Einfachheit halber bleiben wir jetzt bei Lebouton«, schlug Angermüller vor.
»Ihren Ausweis würden wir aber trotzdem gern noch sehen«, beharrte Jansen.
»Wird erledigt, kein Problem! Und für Diskretion in diesem Zusammenhang wäre ich Ihnen dankbar. Was kann ich sonst noch für Sie tun? Unbegrenzt ist meine Zeit auch heute nicht, Sie wissen ja, die Show …«
»Was lässt Sie eigentlich annehmen, dass Clemens von Güldenbrook Probleme mit seinem Vater hatte?«, wollte Angermüller wissen.
»Wie ich schon sagte, der junge Mann war in den letzten Jahren nur noch sehr selten hier. Christian war mit seinen Privatangelegenheiten ja immer sehr diskret. Trotzdem habe ich mitbekommen, dass es wohl meist um Geld ging, wenn Clemens auftauchte, denn manchmal kam er auch ins Büro, und selbst durch die geschlossene Tür hörte man dann doch so einiges.«
»Können Sie sich noch an irgendetwas Bestimmtes erinnern?«
Das konnte Lebouton nicht, aber er wusste zumindest, dass sein Partner nicht begeistert war, als der Sohn das Studium aufgab, um Geschäftsmann zu werden.
»Einmal wollte Christian Anteile verkaufen, um irgendwelche Finanzierungslücken bei Clemens’ Unternehmungen zu überbrücken. Als ich ihm davon abraten wollte, verbat er sich jede Einmischung meinerseits – sehr höflich, aber auch sehr bestimmt.«
»Aha. Eine ganz andere Frage, Herr Lebouton: Wissen Sie etwas über die Unregelmäßigkeiten, die Herr von Güldenbrook Ihrem Pächter Kalle Mientau vorgeworfen hat? Es soll um Fehlmengen in den Fleischbeständen gegangen sein?«
Lebouton bejahte.
»Ach ja, das war eine der letzten Diskussionen zwischen Christian und mir!«
Er machte eine Pause und schien über seine Worte nachzudenken.
»Wissen Sie, der Kalle Mientau steht mit aller Bürokratie auf Kriegsfuß, und ich will nicht behaupten, in seiner Buchführung ist alles hundertprozentig korrekt, aber dass er bewusst betrogen hätte, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Christian hingegen war überzeugt, dass er dunkle Geschäfte mit dem Fleisch unserer Welsh Blacks macht. Aber ich habe nicht lockergelassen und ihm immer wieder gesagt, dass ich denke, der Mientau wäre schlicht und einfach damit überfordert, so einen Betrug auszuhecken und zu vertuschen.«
»Und konnten Sie Güldenbrook überzeugen?«
»Ich denke schon. Zumindest hat er angefangen, nach einer anderen Möglichkeit zu suchen.«
Wieder einmal erklang der Klingelton von Angermüllers Handy. In der Annahme, endlich Steffens Bericht entgegennehmen zu können, zog er den Apparat
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