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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Güldenbrook und klingelten.
    »Was gibt’s denn noch, Frau Hase?«, fragte Clemens, als er öffnete. Dieses Mal stand ihm die Überraschung ins Gesicht geschrieben, als er sich den beiden Beamten gegenübersah.
    »Was wollen Sie denn hier?«, entfuhr es ihm.
    »Guten Tag. Das würden wir gern von Ihnen wissen, Herr von Güldenbrook«, antwortete Angermüller freundlich. »Dürfen wir reinkommen?«
    Ohne ein Wort gab der junge Mann, der immer noch Mantel und Schal trug, den Eingang frei.
    »Also, was tun Sie hier?«, fragte Angermüller, als sie im Flur vor einem Gobelin mit einer Kreuzfahrerszene standen.
    »Ist das nicht normal, dass man in der Wohnung nach dem Rechten sieht, wenn jemand von den Eltern gestorben ist? Ich sagte ja schon, die Beerdigung muss ausgerichtet werden. Da müssen Verwandte, Freunde, Bekannte benachrichtigt werden, deren Adressen ich nicht habe. Es gibt viele Gründe, hier zu sein.«
    »Wollen wir uns dort vielleicht weiter unterhalten?«
    Der Kriminalhauptkommissar zeigte zur offen stehenden Tür des Arbeitszimmers, aus der ein heller Lichtschein fiel. Wortlos bedeutete Clemens von Güldenbrook seinen Besuchern, sich dorthin zu begeben. Die Lampe auf dem schweren alten Schreibtisch brannte, alle Schübe waren aufgezogen und die Türen geöffnet.
    »Haben Sie gefunden, was Sie suchten?«
    »Ich bin gerade erst gekommen. Außerdem muss ich mich erst einmal in das System meines Vaters einarbeiten.«
    »Soso«, nickte Angermüller. »Und sonst alles in Ordnung bei Ihnen? Ihre Geschäfte laufen gut, ja?«
    »Was soll die Frage?«
    Wachsam, aber mit undurchdringlicher Miene sah Clemens von Güldenbrook die Kommissare an. Die schauten ebenso aufmerksam zurück, und Angermüller fragte:
    »Könnte es sein, dass Ihr Besuch bei Ihrem Vater vorgestern mit dem gestrigen Datum zu tun hatte? Sie wollten mit ihm über Privatsachen reden, sagten Sie.«
    Der junge Mann sagte nichts. Sein angestrengter Blick ließ darauf schließen, dass es in seinem Kopf fieberhaft arbeitete. Natürlich ahnte er, worauf Angermüllers Frage abzielte. Wahrscheinlich fragte er sich jetzt, wie weit die Kenntnis der Beamten über ihn reichte. Dann hatte er sich entschieden.
    »Ich habe am Donnerstag versucht, mit meinem Vater über den Termin für die Rückzahlung eines Darlehens zu reden. Im Grunde wollte ich mich nur absichern, für alle Fälle. Eigentlich war ja klar, dass die Rückzahlung überhaupt kein Problem mehr sein würde, wenn ich Freitagabend erst einmal meinen neuen Geschäftspartner getroffen hätte.«
    »In der Spielbank in Travemünde?«, fragte Jansen.
    »Ja, Herr Shiroff, mein Partner, hatte den Treffpunkt vorgeschlagen.«
    Clemens deutete mit keiner Regung seine Überraschung über das Wissen der Polizei an.
    »Später sind wir zu ihm ins Hotel gegangen und haben vor allem über die Höhe seines finanziellen Engagements gesprochen. Wir haben uns geeinigt, exakt so, wie ich es mir vorgestellt hatte, und das auch schriftlich festgeklopft. Das wollte ich meinem Vater am Donnerstag klarmachen, dass er mir nur einen Tag Zeit gewähren müsste und dann sein Geld bekommen würde.«
    Der Blick des jungen Mannes schweifte über die Wand neben dem Schreibtisch, wo die Familienfotos ordentlich aufgereiht hingen.
    »Aber so einfach reden war mit ihm nicht. Mein Vater hatte seine Prinzipien. Schon immer. Er war unglaublich streng, aber er verlangte nichts von anderen, was er nicht sich selbst abverlangt hätte. Ein ganz gerechtes Prinzip ist das, sagte er immer zu mir, als ich noch ein Kind war. Du wirst es noch begreifen.«
    Clemens von Güldenbrook schüttelte den Kopf.
    »Ich habe es nie begriffen. Mag sein, dass es gerecht ist, so zu handeln, aber menschlich ist es nicht. Nachdem sich meine Mutter von ihm getrennt hatte, war mein Vater meistens allein. Er hatte auch keine engen Freunde, soweit ich weiß. Ob ihm klar war, dass seine gnadenlose Konsequenz die meisten seiner persönlichen Beziehungen zerstörte – keine Ahnung. Der einzige Mensch, mit dem er einigermaßen klarzukommen schien, war der Knopf, ein Parvenü mit Rolex und Privatflugzeug. Das werd ich nie kapieren.«
    Der junge Mann wirkte etwas verloren zwischen den dicken Teppichen und den wuchtigen alten Möbeln in diesem Raum, in dem alles seine Ordnung hatte, ob Kaminholz, ob Akten, ob Familienfotos. Wahrscheinlich würde ihm das alles ja bald gehören. Ob er wohl eines Tages hier leben würde, fragte sich Angermüller?
    »Über Ihre Bitte, das Darlehen

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