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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gepriesenen Jungunternehmer des Jahres in Fachkreisen inzwischen zum Pleitier par excellence abgestiegen. Doch immer wieder hatte er offensichtlich Geldgeber für seine Geschäftsideen gefunden. Aktuell hieß es, habe er einen russischen Partner mit einem schier unermesslichen Finanzreservoir. Mit nachweisbar kriminellen Aktivitäten hatte er bisher scheinbar nichts zu tun gehabt, denn bei Inpol hatte sich kein entsprechender Eintrag gefunden. Auch als regelmäßiger Besucher von Spielbanken war er nicht aufgefallen.
    »Die heißeste Info aber ist«, sagte Angermüller langsam, »dass sich auf dem Laptop seines Vaters der Entwurf eines Darlehensvertrages auf Clemens’ Namen über 300.000 Euro gefunden hat. Und was glaubst du, wann die Rückzahlung fällig war?«
    »Vorgestern?«
    »Gestern. Los komm, wir haben im Dunkelgrünen Gang einen Besuch zu machen.«

Kapitel VIII
    Die Helligkeit hatte schon merklich abgenommen, als die Kommissare auf dem Rückweg nach Lübeck waren. Es war kurz nach halb vier und Angermüller war guter Dinge. Endlich tat sich etwas, endlich hatten sie einen konkreten Ansatzpunkt. Sie bogen von der Güldenbrook’schen Allee nach rechts auf die Landstraße ein. Blauviolette Wolkenschlieren umrahmten die tief stehende Sonne. Die Nacht würde wohl wieder richtig frostig werden. Der Kriminalhauptkommissar saß entspannt auf dem Beifahrersitz und überlegte, wie sie am besten bei der bevorstehenden Vernehmung vorgehen sollten. Es herrschte nur wenig Verkehr auf der Straße zwischen den kleinen Dörfern, nur ab und zu kam ihnen ein Wagen entgegen, wie der gerade eben, der mit ziemlich hoher Geschwindigkeit fuhr. Bei seinem Anblick merkte Angermüller auf.
    »War das nicht eben …?«
    Bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte, hatte Jansen die Handbremse angezogen, die Hinterräder blockierten, der Passat drehte sich um 180 Grad, und in der nächsten Sekunde startete er in die Gegenrichtung zurück nach Güldenbrook.
    »Bist du übergeschnappt?«, schnauzte Angermüller seinen Kollegen an. »Wir hätten auch im Graben landen können, Claus!«
    »Doch nicht mit mir«, grinste Jansen zufrieden. »Das war eine skandinavische Wende, Georg. Völlig kontrolliertes Manöver. Hab ich beim Rallyefahren zigfach geübt.«
    Überzeugend fand Angermüller das zwar nicht, doch er sagte nichts mehr dazu. Jansen nahm das Tempo zurück und folgte dem Auto in einigem Abstand. Es war ja ohnehin klar, zu welchem Ziel der englische Sportwagen unterwegs war.
    Als sie auf dem Hof von Gut Güldenbrook anlangten, sahen sie, wie der silberfarbene Aston Martin direkt neben dem Rondell vor dem Herrenhaus zum Stehen kam. Clemens von Güldenbrook stieg aus. Er trug den gleichen eleganten Kurzmantel wie am Vorabend. Der cremefarbene Schal wehte ihm nach, als er schnellen Schrittes die kleine Brücke über den Wassergraben nahm und die Stufen zur Eingangstür hocheilte. Nach kurzem Warten war er dahinter verschwunden.
    »Also den Schlüssel hat er nicht«, stellte Jansen fest.
    »Das muss das nicht heißen, vielleicht hat er ihn nur absichtlich nicht benutzt«, widersprach Angermüller.
    Sie warteten einen Moment, stiegen dann auch aus dem Auto und gingen in Richtung Herrenhaus. Diesmal öffnete sich die Tür nicht sofort nach ihrem Klingeln. Jansen drückte ein zweites Mal auf den Messingknopf.
    »Na, na! Ganz sutsche!«, hörten sie es kurz darauf drinnen schimpfen. Dann erschien der Kopf von Frau Hase in der Tür.
    »Ach, Sie sind das! Ich war oben im ersten Stock, und so fix bin ich denn auch nicht mehr. Ich hab dem jungen Herrn von Güldenbrook doch erst mal kondolieren müssen, nicht? Der arme Junge, so seinen Vater zu verlieren! Und dann hab ich ihn in die Wohnung gelassen, denn da muss er sich jetzt ja auch mal um kümmern, nicht? Wollten Sie zu mir?«
    »Nein, Frau Hase, wir wollen Sie doch nicht bei Ihrer Arbeit stören. Wir müssen mit Clemens von Güldenbrook sprechen.«
    »Gut, dann bring ich Sie zu ihm.«
    »Für uns brauchen Sie nicht schon wieder die Treppe steigen, vielen Dank! Wir kennen ja den Weg«, sagte Jansen, legte den Arm um sie und schob sie sanft zur Bürotür.
    »Bitte, wie Sie wollen«, entgegnete sie leicht verschnupft. »Falls Sie mich doch noch brauchen, ich bin das ganze Wochenende hier. Wir haben ja Produktion.«
    Sie schloss die Tür hinter sich lauter als nötig, und Angermüller und Jansen stiegen unter den barocken Deckengemälden die geschwungene Treppe hinauf zur Wohnung von Christian von

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