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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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einen Tag später zurückzahlen zu können, sind Sie dann in Streit geraten, oder wie?«, fragte Jansen. Clemens lachte kurz auf, dann sah er hoch.
    »Mit meinem Vater konnte man nicht streiten. Da gab es keine Emotionen. Entweder man hatte recht oder unrecht, basta.«
    Immer wieder kehrte Clemens’ Blick auf die Wand mit den Familienfotos zurück.
    »Und wie ist Ihr Gespräch dann verlaufen?«
    »Er blieb völlig ruhig, sagte schlicht, dass er das nicht für richtig halte, mir in letzter Sekunde beizuspringen. Das hätte ich mir früher überlegen müssen. Wenn ich mich verkalkuliert hätte, dann müsste ich auch die Konsequenzen tragen. Ich könne ja erst mal meinen Aston verkaufen«, er lachte verbittert. »Dass ich sein Sohn bin, spielte für ihn überhaupt keine Rolle.«
    »Und wie haben Sie reagiert?«
    »Was blieb mir anderes übrig, als seine Entscheidung zu akzeptieren. Ich habe gehofft, dass ich durch meinen neuen Partner in der Lage sein würde, den Kredit doch noch so rechtzeitig zu bedienen, dass die Folgen des Verzugs so klein wie möglich sein würden.«
    »Es stand also einiges auf dem Spiel für Sie. Man könnte sagen, es ging schlicht und einfach um Ihre Existenz«, stellte Angermüller fest.
    »Nur, wenn das mit Shiroffs Einstieg in mein Unternehmen nicht geklappt hätte … Aber ich habe ja von Anfang an gewusst, dass wir zusammenkommen.«
    »Das hat Ihr Vater vermutlich nicht so gesehen.«
    »Er sagte, auf Spökenkiekerei gibt er gar nichts. Und dann hat er mir einen Vortrag gehalten, was er für eine solide Unternehmensführung hält, und mir meine diesbezügliche Unfähigkeit klargemacht. Das war seine Art von väterlicher Zuwendung …«
    Clemens von Güldenbrook war die innere Bewegung deutlich anzumerken, welche die Erinnerung an dieses Gespräch in ihm hervorrief, sodass Angermüller fragte:
    »Und Sie blieben ganz ruhig?«
    »Wer wäre da ruhig geblieben? Es war ja nicht zum ersten Mal, dass er mich so behandelt hat. Er war mein Vater, und ich habe ihn um Hilfe, um einen kleinen Gefallen gebeten. Er hat mir nicht geglaubt, mir nicht vertraut und mich wieder einmal seine ganze Geringschätzung spüren lassen. Natürlich war ich enttäuscht.«
    Er starrte wieder auf die Familienfotos an der Wand. »Und wütend war ich auch.«
    »Und da haben Sie mit dem Messer zugestochen«, mutmaßte Jansen. Clemens von Güldenbrook sah ihn verblüfft an.
    »Sie spinnen ja«, sagte er dann ruhig. »Unser Gespräch hat hier stattgefunden. Er hat mir sogar erstaunlicherweise einen seiner teuren Weine kredenzt. Ich habe mich auf dem Hof von meinem Vater verabschiedet, so wie ich es Ihnen gestern erzählt habe. Soweit ich inzwischen erfahren habe, hat man ihn im Kavaliershaus gefunden. Dort bin ich vorgestern überhaupt nicht gewesen.«
    »Leider haben wir keine Zeugen für Ihre Version. Das ist das Problem.«
    »Wollen Sie mir anhand bloßer Mutmaßungen jetzt einen Mord in die Schuhe schieben?«
    Der junge Güldenbrook lächelte ungläubig.
    »Sie haben ein ernst zu nehmendes Motiv, Sie kennen sich hier aus, und Sie haben für Donnerstagabend kein Alibi«, zählte Angermüller auf.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, wo ich war.«
    »Aber nicht, mit wem. Im Restaurant erinnerte man sich zwar an Sie, aber nicht an die genauen Zeiten. Und für die Zeit danach bei Ihnen zu Hause haben Sie bis jetzt auch keinen Zeugen. Wenn Sie uns also den Namen Ihrer Begleiterin nicht nennen wollen …«
    Mit einem kurzen Kopfschütteln verneinte der junge Mann.
    »Dann müssen Sie wohl erst mal mit uns in die Bezirkskriminalinspektion kommen, fürchte ich.«
    Clemens von Güldenbrook sah die Beamten einen Moment völlig entgeistert an, dann stieß er ein freudloses Lachen hervor.
    »Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?«
    »Leider doch, Herr von Güldenbrook. Vielleicht wollen Sie ja Ihren Anwalt anrufen?«

     
    Aus der Küche hörte er die Zwillinge kichern und lachen. Der intensive Geruch von Pizza kroch ihm in die Nase, als Angermüller den heimischen Flur betrat. Seine Stimmung war nicht die beste. Die Teamsitzung in der Bezirkskriminalinspektion hatte mit Verzögerung angefangen und war eben erst zu Ende gegangen. Alles, was die Kollegen und er im Fall Güldenbrook bisher zusammengetragen hatten, erwies sich als nicht wirklich dem Fortkommen dienlich. Der leitende Kriminaldirektor, der mit großen Erwartungen ebenfalls erschienen war, hatte mit Kritik nicht gespart. Wahrscheinlich auch, weil er bedauerte, nicht wenigstens

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