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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Georg schien, mit wohlwollender Miene.
    Er ging nach oben, griff sich ein olivgrünes Cordhemd aus dem Kleiderschrank und merkte, wie sich zu seinem ohnehin schon vorhandenen Ärger auch noch Missmut darüber entwickelte, wie sich Martin hier breitmachte, seinen Platz besetzte, immer da war, immer Zeit hatte. Ja wirklich, wie konnte ein Mensch nur so viel Zeit haben, wütete es ziemlich sinnlos in Georgs Kopf. Während er im Kleiderschrank noch nach einem passenden Pullover suchte, atmete er ein paar Mal tief durch und versuchte, sich auf den bevorstehenden Abend zu freuen. Danach fuhr er sich schnell vor dem hohen Spiegel mit den Händen durchs Haar, aber der kurze Blick auf den großen Mann, dessen beigefarbener Pulli über dem Bauch unelegant spannte, war der Verbesserung seiner Laune auch nicht gerade dienlich.
    Er sprang die Treppe hinunter. Er war spät dran, holte den Wein aus der Speisekammer und verabschiedete sich mit einem Küsschen von seinen Töchtern, die sich schon wieder bestens bei ihrem Ratespiel mit Martin amüsierten.
    »Tschüss Schatz, schönen Abend euch noch«, sagte er zu Astrid und gab ihr auch einen Kuss auf die Wange.
    »Sag mal, Carola hat heute Nachmittag hier angerufen?«
    Der fragende Tonfall seiner Frau verhieß nichts Gutes, aber Georg blieb ganz entspannt.
    »Ach ja? Was wollte sie denn?«
    »Ich komme wohl besser mit raus«, antwortete Astrid und stand auf.
    »Also?«, fragte sie dann im Flur und sah ihren Mann forschend an. »Warum hast du das gemacht?«
    »Wieso, was habe ich denn gemacht?«
    Noch gelang es Georg, völlig ruhig zu bleiben, während Astrids Entrüstung nicht zu übersehen war.
    »Entschuldige, aber spiel hier bitte nicht das Unschuldslamm! Carola hat hier angerufen. Sie hat mir von diesen Drohbriefen erzählt und davon, wie du sie heute abgefertigt hast. Sie war völlig aufgelöst, hat am Telefon geweint, und du sagst, du weißt von nichts!«
    Empört schüttelte sie den Kopf. Ihre Wangen hatten sich merklich gerötet.
    »Carola hat ein paar anonyme Briefe erhalten, ja. Leicht anzügliche, erotische Briefe. Wenn du mich fragst, sind die von einem Verehrer«, erklärte Georg sachlich, konnte aber nicht umhin hinzuzufügen: »So erstaunlich das bei Carola auch sein mag.«
    »Georg!«
    Er achtete nicht auf den tadelnden Zwischenruf seiner Frau.
    »Oder sie sind von einem Verflossenen. Carola aber glaubt, der Kochstar Pierre Lebouton hat sie geschrieben, weil sie ihn in ihren lächerlichen Artikeln schon öfter verrissen hat. Ich kenne den Mann inzwischen persönlich, und wenn ich dem auch sonst manches zutraue, dass er auf die Kritik einer so unbedeutenden Person wie Carola Dohse mit anonymen Briefen reagiert, ist wirklich völlig aus der Luft gegriffen.«
    »Aber du hast ihr versprochen, dich um die Sache zu kümmern und wie so oft dein Versprechen nicht gehalten. Wer kennt das besser als ich«, funkelte Astrid ihn aufgebracht an und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Ich habe ihr überhaupt nichts versprochen, das habe ich dir auch schon gestern Nacht gesagt, und dass du ihr die Nummer meines Diensthandys gegeben hast, war wirklich keine gute Idee.«
    Auch Georg war inzwischen etwas lauter geworden. Carolas alberner Verdacht und die Tatsache, dass er jetzt ausgerechnet ihretwegen diese unschöne Auseinandersetzung mit seiner Frau führen musste, machte ihn wütend und traurig zugleich.
    »Können wir das Thema jetzt vielleicht beenden? Ich habe Carola gesagt, ich gebe die Briefe an einen Kollegen weiter, was ich Montag auch sofort tun werde. Allerdings haben die auch anderes zu tun, aber ich werd sehen, was ich machen kann. Und damit ist die Sache dann für mich erledigt.«
    »Trotzdem hast du dich meiner Freundin gegenüber wirklich unmöglich verhalten. Eigentlich müsstest du dich bei ihr entschuldigen.«
    »Astrid, deine hysterische Freundin ruft mich während meiner Arbeit an, platzt mit ihrem Anruf mitten in eine wichtige Vernehmung, und ich soll mich entschuldigen?«, Georg war bemüht, seinen inneren Aufruhr in den Griff zu kriegen.
    »Es war wirklich nicht sehr hilfreich, ihr meine Nummer zu geben«, betonte er noch einmal.
    »Ich habe nur mal wieder versucht, eines deiner Versäumnisse auszubügeln, lieber Georg. Ich wusste nicht, wie Carola dich sonst erreichen sollte, wenn du sie nicht zurückrufst.«
    Sie sah ihn vorwurfsvoll an.
    »Du bist ja nie zu Hause. Heute auch. Kaum kommst du, bist du schon wieder weg.«
    »Findest du das nicht ein

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