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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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bisschen unfair jetzt? Du weißt doch, Steffen und David wollen mit mir die Zeremonie nächste Woche besprechen.«
    »Tja, um gute Gründe bist du ja nie verlegen«, sagte Astrid spitz. »Außerdem spreche ich nicht nur von jetzt und heute.«
    »Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was das soll. Das sind doch keine vorgeschobenen Gründe! Zugegeben, ich bin ab und zu, vielleicht sogar oft, vergesslich und unpünktlich, aber manchmal bist du mit deinen Vorwürfen auch ziemlich ungerecht. Als ob ich persönlich was dafür könnte, wenn ein Fall nicht zwischen 9 und 17 Uhr zu lösen ist. Ich hab halt nicht so viel Freizeit wie, wie …«, beinahe wäre ihm Martins Name herausgerutscht, den er vorhin erst wegen seiner vielen Zeit verwünscht hatte, »… wie andere Leute«, endete er.
    Doch als er Astrids Blick sah, war ihm klar, dass sie genau wusste, was er dachte. Er war wütend auf Carola, die noch nie seine Sympathien hatte und die nun diesen entsetzlichen Streit verursachte. Noch mehr aber ärgerte er sich über Astrids immer wiederkehrende, unfaire Vorhaltungen. Außerdem fand er es ziemlich unpassend, diese Auseinandersetzung so zwischen Tür und Angel zu führen, unter Zeitdruck und mit den Kindern und einem besonders unerwünschten Zeugen hinter der Küchentür.
    »Es tut mir leid, dass wir uns jetzt um etwas zanken, das es eigentlich nicht wert ist«, versuchte er einzulenken und streckte die Hand nach ihr aus. Astrid übersah die Hand.
    »Ich weiß nicht, ob es so unwichtig ist, über bestimmte Versäumnisse und daraus resultierende Schwierigkeiten zu reden«, erwiderte sie ungerührt.
    »Natürlich müssen wir miteinander reden, Astrid, das weiß ich auch. Das will ich auch«, sagte er ernst. »Ganz in Ruhe und allein. Nicht hier im Flur und schon gar nicht jetzt, weil ich eh schon viel zu spät dran bin. Morgen ist Sonntag. Lass uns morgen darüber reden, ja?«
    »Ja, morgen ist Sonntag und auch Sigrids Geburtstag. Wir sollen um 11 Uhr da sein, nur falls du es vergessen haben solltest.« Sie seufzte. »Wir werden ja sehen, ob wir morgen tatsächlich eine Gelegenheit zum Reden finden.«
    So wie sie es sagte, schien Astrid eher nicht damit zu rechnen.

     
    Warmes Licht fiel aus den Fenstern der unteren Etage in den winterlich kahlen Vorgarten. Es verhieß Wärme und Behaglichkeit, anregende Gespräche, einen harmonischen Abend unter Freunden, genau das, wonach sich Georg jetzt sehnte. Entgegen seiner Gewohnheit, privat meist zu Fuß zu gehen oder das Fahrrad zu benutzen, hatte er angesichts der tiefen Temperaturen und der fortgeschrittenen Uhrzeit den Wagen für den kurzen Weg nach St. Gertrud genommen. Bei zu viel Alkoholkonsum konnte er das Auto ja stehen lassen. Er war sich jetzt schon ziemlich sicher, dass das heute der Fall sein würde.
    Von außen wirkte die kleine Villa, die am Burgfeld lag, eher schlicht. Ursprünglich hatten Steffen und David nach einer Wohnung gesucht. Doch es war gar nicht so einfach, ein Objekt zu finden, das ihren Ansprüchen an Größe, Aussehen, Lage und Nachbarschaft entsprach. Schließlich hatten sie die allein stehende Villa entdeckt, die ihnen auf zwei Etagen mehr Raum als genug bot und die außerdem über einen großen Garten mit altem Baumbestand verfügte. Das Haus stammte aus der Gründerzeit, und mit einigem guten Willen konnte man auch die klassizistischen Details daran erkennen, die Steffen sofort dafür entflammt hatten. David fand, ob klassizistisch oder nicht, das Haus hatte auf jeden Fall Charme. Der Preis war bezahlbar, da vor allem das Innere stark renovierungsbedürftig war. Nach monatelanger Handwerkerbelagerung konnten sie im Dezember endlich einziehen.
    »Guten Abend! Sie sind George, nicht wahr? Ich weiß alles über Sie! Ich bin Elizabeth, Davids Schwester. Meine Freunde sagen Liz.«
    Etwas überrascht gab Georg der großen Frau mit dem englischen Akzent, die auf sein Klingeln öffnete, die Hand. Er hatte nicht gewusst, dass außer ihm noch jemand anders zu Gast sein würde.
    »Ja, ich bin Georg Angermüller. Angenehm. Guten Abend!«
    »Kommen Sie doch rein, bitte! Steffen und mein Bruder sind in der Küche. Sie bereiten da große Dinge vor – schon seit Stunden! Und Sie sind wahrscheinlich am Verdursten!«
    Georg legte seine Jacke ab. Genau wie ihr Bruder hatte Elizabeth rotblondes Haar, aber nicht glatt, sondern einen üppigen Lockenkopf und eine helle sommersprossige Haut. Sie war groß wie er und auch genauso gertenschlank. Und sie hatte das gleiche

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