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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sympathische Lächeln wie David. Sie plauderte munter weiter, während sie Georg ins Esszimmer führte.
    »Darf ich Ihnen gleich einen Drink anbieten? Brandy, Scotch, Gin, was mögen Sie? Ich kann Ihnen auch was mixen. Dry Martini, Bloody Mary, Tom Collins? Ich habe mal in einer Bar gearbeitet. Aber ganz seriös, wirklich nur an der Bar.«
    Elizabeth ließ ein helles, fröhliches Lachen hören.
    »Hätten Sie vielleicht so was wie einen Averna?«
    »Averna? Einen Moment, ich muss schauen!«
    »Schorsch, jetzt bist du endlich da, und gleich hat dich meine zukünftige Schwägerin mit Beschlag belegt! Ist sie nicht schrecklich?«
    Steffen sprach den fränkischen Schorsch, wie Georg von seinen Freunden genannt wurde, in kultiviertem Französisch aus. Mit einer weißen Kochschürze über Jeans und Polohemd stand er in der Tür und sah auch darin wie immer perfekt gekleidet aus. Seit ein paar Monaten bereits trug er Kontaktlinsen. Obwohl seine elegante Brille ihm gut zu Gesicht stand, wirkte er ohne sie tatsächlich erheblich jünger. Er lächelte breit, sie begrüßten sich, und Georg übergab ihm die Flasche mit edlem Burgunder. Auch David kam aus der Küche. Er trug die gleiche Schürze.
    »Hi George! Nimm dich in acht vor ihr, meine große Schwester ist eine Bestimmerin!«
    »Sagt mal, ihr beiden Fiancés oder wie das auf Deutsch heißt, was erzählt ihr da für Gemeinheiten über mich?«
    Elizabeth kam zu ihnen herüber, gab Georg sein Glas, hatte sich auch eines mitgebracht und prostete ihm zu.
    »Welcome!«
    »Also ich finde Elizabeth sehr nett, und außerdem spricht sie ausgezeichnet Deutsch. Wo haben Sie das gelernt?«
    »Vielen Dank. Perfekt bin ich nicht. Ich habe das mal studiert und sogar eine Zeit lang als Deutschlehrerin gearbeitet.«
    »Sagt mal, ihr beide werdet euch doch nicht siezen? Wo ihr doch bald so eine Art Verwandte seid! Ich meine, Schorsch ist mein bester Freund, du bist Davids Schwester, und wenn wir verheiratet sind, gehört ihr doch auch zu unserer kleinen Familie. Außerdem seid ihr beide Trauzeugen, und so was verbindet ja auch, oder?«
    »Na gut, Elizabeth, dann auf ›Du‹. Ich bin Georg.«
    Georg hob sein Glas und stieß mit Elizabeth an.
    »Du musst natürlich Liz sagen!«
    Sie trat auf ihn zu und strahlte ihn an. Der angenehme Duft ihres Parfums nach Bitterorange umwehte ihn, und sie gab ihm ganz selbstverständlich einen Kuss auf den Mund.
    »Wollen wir gleich in die Küche schauen, was ihr zwei da so gezaubert habt?«, schlug Georg im nächsten Moment vor. Diese Liz, wie sie so ungezwungen lachte, ihre offene Art zu reden – sie strahlte eine Energie, eine Lebendigkeit aus, sie war umwerfend, und das machte ihn verlegen. All seine beruflichen und häuslichen Probleme, die er mit sich herumschleppte – er kam sich ihr gegenüber nur schwerfällig und langweilig vor. Und seine Statur, die der eng sitzende Pulli so unvorteilhaft abzeichnete, ließ ihn sich erst recht unwohl fühlen.
    Ohne Zweifel war die Küche von Steffen und David ein Traum. Die funktionale Einrichtung ließ keine Wünsche offen. Es war eine Freude, hier zu kochen, wie auch Georg schon einmal vor ein paar Wochen feststellen durfte, als sie gemeinsam einen Gänsebraten mit den speziellen Klößen seiner fränkischen Heimat bereitet hatten. Der sechsflammige Gasherd, der einem Profi wohl angestanden hätte, befand sich zusammen mit einer kleinen Spüle und einer großzügigen Arbeitsplatte in der Mitte des Raumes. Ringsherum waren Schränke mit weiteren Arbeitsflächen gruppiert, auf denen versenkbare Küchengeräte angebracht waren. Der Backofen lag auf bequemer Bedienerhöhe. Selbstverständlich hatten seine Freunde auch auf geschmackvolles Design Wert gelegt. Zu den schlichten, klaren Formen der Möbel setzten edle Hölzer und Metalle Akzente, die Arbeitsplatten waren aus hellgrauem Marmor. Georg fehlte allerdings ein bisschen die Gemütlichkeit. Wenn er hätte wählen können, dann hätte er sich für die hochwertige Technik, aber den wohnlichen Stil englischer Landhausküchen entschieden.
    »Du siehst ein bisschen erschöpft aus, Schorsch. Hast du Ärger?«
    Steffens mitfühlend gestellte Frage tat Georg zum einen gut, zum anderen war dies ein schlechter Moment, über seine häuslichen Probleme zu reden.
    »Na ja, wir kommen halt im Fall Güldenbrook einfach nicht weiter. Einen Hauptverdächtigen mussten wir gerade vorhin wieder laufen lassen, weil die Verdachtsmomente dann doch nicht ausreichten. Das

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