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Kochwut

Titel: Kochwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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überwältigen drohte.
    »Wie war ich?«
    »Das hast du gut gemacht. Merke dir am besten, was du gesagt hast, du wirst es heute noch öfter erzählen müssen. Und Achtung, da ist dieser Fernsehfritze wieder.«
    Der Reporter von Tele 1 näherte sich mit dem Mikro in der Hand. Damit würde Grit jetzt schon allein fertig werden. Hilde wandte sich ab und ging schnell zum anderen Portal des Kavaliershauses. Sie spürte die ängstliche Unruhe in ihrem Innern. Gar nichts war in Ordnung! Wenn bloß die Geschichte, die sie dem Publikum vorgesetzt hatten, nur ein Körnchen Wahrheit enthalten hätte! Nach wie vor wussten sie überhaupt nicht, was los war. Pierre war und blieb verschwunden. Keiner aus dem Team hatte ihn heute Morgen gesehen. Sie war wahrscheinlich die Letzte, die gestern Nacht mit ihm gesprochen hatte.
    Was sollte sie nur machen? Sie konnte an nichts anderes denken, alle ihre Sinne waren im Alarmzustand. Auf jedes noch so leise Geräusch reagierte sie höchst empfindlich. Konnte man denn nichts anderes tun außer Warten? Das machte sie noch wahnsinnig! Die Polizei war bereits hierher unterwegs, eigentlich müssten die hier bald auftauchen. Aber was brachte das? Würden die gleich eine Hundertschaft mitbringen und nach Pierre suchen? Wenn nicht, dann würde sie ihnen das auf jeden Fall vorschlagen, dass man weiträumig und systematisch das Gelände um Güldenbrook absuchen musste, nicht nur so ein bisschen ziellos herumgucken, wie sie es selbst vorhin schon getan hatten.
    Ohne zu wissen, was sie dort wollte, betrat Hilde die Gesindeküche, wo fast das ganze Team versammelt war. Auch hier war man ratlos, keiner wusste so recht, wie der Tag weitergehen sollte. Die Leute saßen herum, redeten und warteten. Worauf, das wussten sie wohl selbst nicht. Die meisten warteten wahrscheinlich darauf, dass die Stunden vergingen und sie nach Hause gehen konnten. Für einen Moment setzte Hilde sich dazu. Ein jüngerer Mann in einer extravaganten Kochjacke, der wie ein Pirat ein Kopftuch trug, schimpfte, dass er sich den Weg hierher ja hätte sparen können, wenn die Show jetzt ohnehin ausfiel. Der rothaarige Lehrling spielte ständig mit seinem Handy, und der schüchterne hatte schon wieder rote Ohren. Plötzlich sprang er auf und rannte nach draußen. Anatol, neben dem er gesessen hatte, schüttelte nur lächelnd den Kopf und ging ihm nach. Alle wirkten irgendwie nervös. Eine auffällig geschminkte Frau um die 30, offensichtlich eine verhinderte Kandidatin der Show, hörte nicht auf, in rheinischem Singsang ihre Enttäuschung über den vermasselten Auftritt zu betonen. Als Alix Blomberg hereinkam und über ihre Migräne zu jammern anfing, die sie nach dieser entsetzlichen Nachricht überfallen hätte, hielt Hilde es nicht länger aus und verabschiedete sich schnell. Sie musste auch einmal nach Hinrich sehen. Bestimmt hatte er vorhin mitbekommen, dass etwas nicht in Ordnung war, als Grit sie vor der Haustür abgefangen hatte.

     
    »Nu hat der Meister also doch die Fliege gemacht, oder was?«, begrüßte Jansen seinen Kollegen, als er ihn in Travemünde aufgesammelt hatte.
    »Sieht zumindest so aus«, war Angermüllers kurze Antwort.
    »Musste das denn unbedingt heute am Sonntag sein?«
    »Ich find’s gar net so schlimm. Auf der Geburtstagsfeier bei meiner Schwägerin war’s eh nur langweilig.«
    »Oh Mann, Vanessa war ganz schön abgenervt, dass ich losmusste«, sagte Jansen missmutig.
    »Da muss sie sich aber noch dran gewöhnen, wenn sie die Ehefrau eines Polizisten werden will.«
    »Wat schnackst du denn da?«
    Empört sah Jansen zu Angermüller und schüttelte den Kopf. Das bloße Erwähnen der Möglichkeit einer Heirat schien für ihn schon eine Zumutung. Im Lauf der Jahre hatte Angermüller einige Janinas, Stefanies, Catrins und wie sie alle hießen, zumindest dem Namen nach, als Freundinnen seines Kollegen kennengelernt. Sobald jedoch eine Beziehung eine gewisse Regelmäßigkeit annahm, hatte Jansen bisher immer das Weite gesucht, und die nächste Jasmin oder Marie war aufgetaucht.
    »Ich mein ja nur«, entgegnete Angermüller. »Hab ich den Namen Vanessa in letzter Zeit nicht schon öfter gehört?«
    Wahrscheinlich war Jansen der spöttische Unterton nicht entgangen, weshalb er nichts mehr zu diesem Thema sagte. Ohnehin war den beiden Kommissaren die Spannung deutlich anzumerken, die sie beherrschte. Sie wussten zwar noch nicht, was die neue Entwicklung im Fall Güldenbrook bedeutete, aber es kam Bewegung hinein,

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