Kodezeichen Großer Bär
den Kopf ein, krümmte den Rücken und tat all das, was man beim waghalsigen Flugmanöver eines tollkühnen Piloten eben so unternimmt.
Die hervorragende Wiedergabetechnik des 3-D-Filmes brachte es mit sich, daß ich mich schon als Leiche sah. Man sollte niemand raten, im Vakuum-Sog eines vierzehnfach schallschnellen Atom-Raumjägers spazieren zu gehen. Dem organischen Wunderwerk namens Mensch bekommt so etwas gar nicht gut.
Das Etwas sauste vorbei, wurde von einer anderen Kamera erfaßt und nun im Abflug gezeigt. Raketengleich zuckte die flache Scheibe in den Himmel, in dessen Blau sie längst verschwunden war, als endlich der Schall aus den Großlautsprechern brach.
Es war, als explodierte in Saal III eine mittlere A-Bombe. Ich preßte die Hände auf die Ohren und hatte trotzdem noch das Gefühl, der Kopf müsse mir platzen.
Dabei dachte ich an den Piloten, der diese Maschine geflogen hatte. Der Mensch war entweder total verrückt oder im höchsten Grade lebensmüde. Jedenfalls traute ich es mir kaum zu, mit ungefähr fünfzehntausend Sachen in fünfzig Meter Höhe über die Wüstenlandschaft: New Mexicos zu jagen.
Die Szene wechselte. Das Dröhnen verging schlagartig. Auf der Bildfläche erschien General Mouser. Er hatte es vorgezogen, seine Anweisungen auf Bildtonband zu sprechen, das man in den Originalfilm eingeblendet hatte.
Auf dem Schirm wirkte »Baby« Mouser sehr sicher. Keine Spur von Verlegenheit, kein Ausweichen des Blickes. Ich ahnte, warum er diesen Ausweg gewählt hatte. Sicherlich hätte er sich bei einem direkten Gespräch niemals so klar und präzise ausdrücken können.
Ein Gedanke ging mir durch den Kopf.
Wieso war die Maschine in den dichten Luftschichten nicht verglüht? Ich sah jetzt noch die weißleuchtende Wand hocherhitzter Gasmoleküle vor meinen Augen. Der Jäger hatte sie praktisch durchpflügt und vor sich hergeschoben. Wieso hatte sich das Gebilde nicht in einen zerlaufenden Metallkuchen verwandelt?
»Sie sahen den Prototyp des inzwischen serienreifen Fernkampfjägers TESCO-215 B, dreisitzig, Diskusform, absolut raumtüchtig, Bewaffnung Energiegeschütze vom Laser-Typ, dazu BB-Raketen und Maschinenkanonen. Das neue Ultraplast-Triebwerk garantiert die taktische und strategische Verwendung im leeren Raum sowie innerhalb einer Atmosphäre. Die TESCO-215 B ist dafür vorgesehen, den geplanten Venuseinsatz mit voraussichtlich notwendig werdenden Feuerschlägen zu unterstützen.«
Unter dem Wort »Feuerschlägen« fuhr ich zusammen. Das war typisch für den Strategen Mouser. Er erklärte weiter:
»Es ist der Wissenschaft gelungen, einen verwendungsreifen Fusionsreaktor zu entwickeln. Die technischen Daten der ausgestorbenen Marsbevölkerung gaben die letzten Erkenntnisse. Die Maschine dient gleichzeitig als Versuchsträger für zwei neuartige Geräte, die einmal die totale Absorption der bei hohen Beschleunigungen entstehenden Beharrungskräfte bewirken, zum anderen dafür sorgen, daß die berüchtigte Hitzemauer infolge energiereicher Abstoßung der atmosphärischen Gaspartikel als vernachlässigbar angesehen werden kann.«
Ich atmete innerlich auf. Jetzt wußte ich, warum der neue Flitzer nicht zerschmolzen war.
Der Prototyp war vor etwa dreizehn Monaten erstmals aufgestiegen. Die 215 B war eine Entwicklung der TESCO, so lautete die Abkürzung des Begriffes »Terra-Space-Ship-Corporation«. Das neue Riesenwerk befand sich in der Wüste dicht bei dem kleinen Ort Quemado, New Mexico, also in unmittelbarer Nähe unseres GWA-Raumflughafens von
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