Kodezeichen Großer Bär
zeigen soll, verriet John F. Mouser überdeutlich: Nervosität und Verlegenheit, die in seinem Falle keineswegs geheuchelt waren. Mouser war und blieb mehr Wissenschaftler als Soldat.
»Okay, Sir, machen wir es kurz«, beendete ich das Intermezzo. »Die Daten sind aufschlußreich und erschöpfend. Ich habe mir über den kommenden Einsatz Gedanken gemacht.«
»Gedanken gemacht?« wiederholte Mouser grenzenlos verwundert. »Gedanken gemacht? Bitte sehr, HC-9 … worüber, wenn ich fragen darf?«
Mouser begann mir auf die Nerven zu gehen. Konnte er denn nicht klar und verständlich ausdrücken, was er von den Leuten wollte?
»Allerdings, Sir, Gedanken gemacht!« betonte ich.
»Oh, natürlich, das soll es geben«, beeilte sich unser strategisches Genie zu beteuern. »Ja, eigentlich ist Ihr Einsatz aber schon bearbeitet worden, HC-9! Ich wollte Sie soeben herzlich bitten, im Vorführraum III zu erscheinen. Die Endberechnungen des P-Gehirns liegen seit einigen Minuten vor. Aber wenn Sie natürlich erst noch Ihr Mittagessen einnehmen wollen, werde ich selbstverständlich den wissenschaftlichen Stab vertrösten und …«
»Ich komme sofort«, stöhnte ich. »Jawohl, Sir, Vorführraum III, unten im Zentrum. Endberechnungen, sagten Sie?«
Ich schaltete mit zitternden Fingern ab. Anschließend sank ich in den nächsten Sessel.
Deshalb also hatte Mouser gestaunt, als ich etwas von meinen Gedanken über den Fall erwähnt hatte! Allerhand, das kann ich wohl sagen!
Wozu war ich eigentlich der Chef »Großer Bär«? Das Grinsen meiner Herren Kollegen konnte ich mir jetzt schon vorstellen, wenn sie erfuhren, daß sich Agent HC-9 »Gedanken gemacht« hatte.
Wissen Sie – im Hauptquartier der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr sollte man eben niemals in eigener Regie denken. Dafür gab es nämlich über fünfhundert Fachkapazitäten aus aller Welt und außerdem die gigantischste Rechenmaschine des Planeten Erde.
Als ich endlich auf die Doppeltüren zuschritt, begann mein Verstand wieder logisch zu arbeiten. Natürlich war mein stundenlanges Nachdenken über die zu unternehmenden Schritte sinnlos gewesen.
Erst jetzt fiel mir wieder ein, daß es schon immer Mouser gewesen war, der unsere Unternehmungen bis auf das berühmte I-Tüpfelchen vorbereitet und ausgewogen hatte. Der Chef war im Endeffekt nur der Mann gewesen, der Männer von meiner Art mit präzisen Befehlen versehen in den Einsatz schickte.
Wahrscheinlich hatte Mousers Stab zwei bis drei mögliche Wege errechnet. Wenn ich Glück hatte, durfte ich mich für einen bestimmten entscheiden, vorausgesetzt, der Logiksektor der Positronik war ebenfalls damit einverstanden.
Der Gedanke an die Maschine bereitete mir Unbehagen. Wie würde sich der positronische Koloß nach Relings Verschwinden verhalten?
3.
Sind Sie schon einmal einem impertinent höflichen Roboter begegnet? Einem Gebilde aus Draht, Spulen und Mikrotransistoren, das sich vor Ihnen formvollendet verbeugt?
Genau das war mir passiert, als ich die Kontrollsperren zum »Zentrum« durchschritten hatte.
Die Identifizierungsmaschine, normalerweise ein Damoklesschwert über dem Nacken eines Eindringlings, hatte mit einer Tonbandstimme so freundlich geflüstert, daß ich im Eiltempo die unbedingt tödlich wirkenden Strahlungs- und Säuresperren passiert hatte. Fast hatte ich den Eindruck, als hätte der Automat nicht mehr als höchstens meine Handflächenabdrücke identifiziert.
Wenig später war ich aus der überschallschnellen Rohrbahn gestiegen, die mich direkt ans »Zentrum« gebracht hatte, das runde dreitausend Meter unter dem
Weitere Kostenlose Bücher