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Kodezeichen Großer Bär

Kodezeichen Großer Bär

Titel: Kodezeichen Großer Bär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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schwie­rig ist. Schla­fen Sie erst ein­mal. Mehr als drei Stun­den kann ich Ih­nen aber nicht be­wil­li­gen. Bit­te ver­ste­hen Sie, was von der Sa­che ab­hängt. Ge­ne­ral Re­ling muß ge­fun­den wer­den, ehe er mög­li­cher­wei­se ganz von der Er­de ver­schwin­det.«
    Ich wank­te aus dem Raum. Richy Egan ging ne­ben mir durch die Sper­ren. Die Pos­ten sa­lu­tier­ten.
    »Ich bin üb­ri­gens seit ei­nem Jahr im TES­CO-Werk ein­ge­setzt«, in­for­mier­te mich der FBI-Be­am­te. »Ich gel­te dort als schrul­li­ger Dok­tor, der die Test­pi­lo­ten auf die­se und je­ne Schä­den un­ter­sucht. Hus­ten Sie nicht – ich ha­be acht Se­mes­ter Me­di­zin ge­paukt. Ich ha­be Ih­ren Blind­darm schnel­ler ent­fernt, als Sie ›dan­ke sehr‹ sa­gen kön­nen.«
    Ich wur­de mir dar­über klar, daß Richy das Ge­müt ei­nes Kan­ni­ba­len hat­te.
    Die letz­ten Sät­ze, die ich nach die­ser Be­fehl­ser­tei­lung sprach, lau­te­ten:
    »Ich ver­wei­ge­re den Be­fehl! Den von ei­ner Ma­schi­ne al­le­mal!«
     
     

4.
     
    So al­so sah der Mann aus, den zu »über­neh­men« ich die zwei­fel­haf­te Eh­re hat­te.
    Ma­jor Sher­man Dol­ve­ti war ein gut aus­se­hen­der, dun­kel­haa­ri­ger Mann; ei­ner von je­nem Typ, dem man, oh­ne nach dem Na­men zu fra­gen, ei­ne Zi­ga­ret­te an­bie­tet.
    Je­der normal­den­ken­de Mensch, je­der Me­di­zi­ner, Bio­lo­ge oder Phy­sio­lo­ge hät­te bei ent­spre­chen­der Be­fra­gung wahr­schein­lich Stein und Bein ge­schwo­ren, daß es un­mög­lich sein müß­te, ei­ne an­de­re Per­son mas­ken­tech­nisch so nach­zuah­men, daß so­gar die nächs­ten An­ge­hö­ri­gen kei­nen Un­ter­schied mehr be­mer­ken könn­ten.
    Ein Psy­cho­lo­ge hät­te wahr­schein­lich ge­fragt, wie es wohl mit den Ges­ten, An­ge­wohn­hei­ten, der Stim­me, dem Gang und zahl­lo­sen an­de­ren Klei­nig­kei­ten stün­de, die den El­tern oder der Ehe­frau doch bes­tens ver­traut sei­en.
    So hat­te ich an­fäng­lich auch ge­dacht, bis die Ex­per­ten bei mir auf­tauch­ten.
    Bei­spiels­wei­se hat­te ich noch nie­mals et­was von ei­ner »Mo­di­fi­zie­rungs­tech­nik im Be­reich der stimm­ge­ben­den Kehl­kopf­sek­to­ren« ge­hört, wo­mit man al­ler­lei rät­sel­haf­te Din­ge wie Stimmlip­pe, Stimm­rit­ze, Stell­knor­pel usw. ge­meint hat­te. Je­den­falls hat­te mir der me­di­zi­ni­sche Kön­ner un­se­res For­schungs­teams ver­si­chert, er kön­ne mich je nach Wunsch zum brül­len­den Go­ril­la, not­falls aber zum schrei­en­den Säug­ling ma­chen.
    Je­den­falls sprach ich seit ge­nau zwei Ta­gen mit der Stim­me ei­nes Man­nes, den ich im Le­ben noch nicht ge­se­hen hat­te. Das heißt – die maß­stäb­lich ge­naue Plas­tik war längst fer­tig. Im Spie­gel konn­te ich mich ne­ben der Dol­ve­ti-Pup­pe be­wun­dern und dar­über nach­den­ken, wo ei­gent­lich noch ein Un­ter­schied be­stand.
    Die bio­che­mi­sche Ein­satz­mas­ke hat­te mir ein an­de­res Ge­sicht, ei­ne an­de­re Kopf­form und au­ßer­dem an­de­re Haa­re ge­schenkt. Mei­ne von Na­tur aus grau­en Au­gen leuch­te­ten nun in ei­nem tie­fen Schwarz. Mein Ge­biß hat­te dem des Dol­ve­ti glück­li­cher­wei­se so stark ge­äh­nelt, daß nur ge­rin­ge Kor­rek­tu­ren er­for­der­lich ge­we­sen wa­ren.
    Ich war prak­tisch von ei­ner Nar­ko­se in die an­de­re ge­rutscht. Ei­ne hyp­no­ti­sche, lang­fris­ti­ge Aus­schal­tung mei­ner schmerz­si­gna­li­sie­ren­den Ner­ven war in­fol­ge mei­ner al­ten Ge­hirn­ope­ra­ti­on nicht mehr mög­lich ge­we­sen. Die Durch­tren­nung ei­ner win­zi­gen Ner­ven­fa­ser be­deu­te­te für das hoch­emp­find­li­che Ge­hirn ei­nes Men­schen an­schei­nend so viel, daß es für ge­wöhn­li­che Re­ak­tio­nen nicht mehr zu­gäng­lich war.
    Ich fühl­te mich schlapp und elend, doch man ließ mich nicht in Ru­he. Fünf Ta­ge hat­te man be­nö­tigt, um den Ein­satz­agen­ten HC-9 in den Chef-Test­pi­lo­ten Sher­man Dol­ve­ti zu ver­wan­deln.
    Die Haut­trans­plan­ta­ti­on war zu­letzt aus­ge­führt wor­den. Un­ter der Ein­wir­kung un­se­res neu­en Bio­plas­mas wa­ren die hauch­zar­ten Ul­tra­schall­schnit­te schon wie­der un­sicht­bar

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