Kodezeichen Großer Bär
auf die Bildschirme projiziert. Alle Augenblicke kam jemand herein, um mir zu sagen, daß diese und jene Änderung noch erforderlich sei.
Inzwischen schrieben wir den 11. März 2007. Vor etwa vierundzwanzig Stunden hatte mich Dr. Mirnam mit der Injektionstechnik Dolvetis vertraut gemacht.
Dolveti injizierte sich das mörderische Gift mit einer gewöhnlichen Glasspritze. Also mußte ich mich protestierend dazu überwinden, mir eine spitze Nadel ins Fleisch zu stechen.
Meine wilden Verwünschungen waren im gesamten HQ im Umlauf. Seit einigen Stunden kamen die Mediziner nur noch unter Begleitschutz an. Besonders Mirnam brachte wenigstens vier kräftige Kollegen mit, die, sanft auf mich einredend, eine Beruhigungstherapie versuchten.
Als ich daran dachte, geschah etwas, was ich seit fünf Tagen nicht mehr vermocht hatte: Ich begann haltlos über mich selbst zu lachen.
Ich bekam aber gleich eine neue Dusche. Unter dem gellenden Pfeifen eines Direkt-Visiphons erschien das markante Gesicht unseres Chef-Chirurgen auf dem Schirm.
Professor Hendrik van Houler, die größte Kapazität im Kreise seiner ebenfalls genialen Kollegen, lächelte.
Meine lebende, mit dem Kreislauf verbundene Kopffolie begann zu transpirieren. Wenn ein GWA-Chirurg so freundlich lächelte, mußte man sich meistens auf etwas gefaßt machen.
»Sagen Sie, mein Lieber, wie steht es eigentlich um Ihren Wurmfortsatz?« erkundigte er sich.
Ich hörte nur etwas von »Wurm«, so durcheinander war ich. Professor van Houler war der Mann, der seit zwei Jahren Herztransplantationen ausführte! Mit Dauererfolg, versteht sich. Wenn man ihn über die Beseitigung des Antikörpereffektes und die Technik der Lymphverbindungen reden hörte, wurde einem erfahrenen Mondpiloten übel.
»Wurm …?« wiederholte ich. »Wie bitte, wieso Wurm? Sagen Sie nur nicht, Dolveti wäre auch ein passionierter Angler. Mit Würmern kenne ich mich überhaupt nicht aus. Außerdem …«
Hendrik van Houler schmunzelte väterlich.
»Ob Sie Ihren Blinddarm noch haben, mein junger Freund«, vernahm ich aus dem Lautsprecher.
»Professor, wann gehen Sie in Urlaub? Zum Teufel, ich habe ihn noch! Wenn Sie jetzt auf die Idee verfallen, mir im Blitzverfahren das Ding …«
»Aber nein, nein, ich erkundige mich nur danach. Dolveti hat den seinen noch. Sehr gut. Die Beseitigung einer Narbe ist demnach überflüssig. Entschuldigen Sie die Störung.«
Er schaltete ab. Die Verbindung erlosch. Ich wankte zum nächsten Liegebett hinüber.
Eine halbe Stunde später erhielt ich Besuch von Scheuning, genau gesagt: von Professor Dr. Dr. Emanuel Scheuning, dem physikalischen Genie der GWA. Er kam in Begleitung von zwei Assistenten.
»Fangen wir an«, meinte Scheuning und rückte an seiner Brille. »Für einen Mann mit der ungeheuren Intelligenzquote von 52,4 Neu-Orbton-Einheiten, die Sie dank der marsianischen Schulung erhalten haben, müßte es eine Kleinigkeit sein, das Fusionsgerät TESCO-0/23-4 zu begreifen. Der Erfolg des neuen Raumfluggerätes vom Typ 215 B basiert in erster Linie auf dem leistungsfähigen Leichtreaktor der 0/23-Baureihe. Was wissen Sie über das Verhalten eines simplen Wasserstoffgases während seiner vierten Zustandsform? Wir gehen davon aus, daß die Plasmagewinnung direkt im Fusionsreaktor geschieht.«
Er sah mich augenzwinkernd an. Diesmal hatte er so gesprochen, daß man es auch verstehen konnte. Immerhin konnte er sich nicht dazu hinreißen lassen, zu unserem neuartigen Fernkampf-Raumjäger auch Jäger zu sagen. Für Scheuning war das ein Raumfluggerät.
Die vierstündige Lektion in Plasma- und
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