Kodezeichen Großer Bär
Hochenergiephysik begann. Natürlich mußte ich genau wissen, wie die Maschine und womit sie flog.
Anschließend wurde mir noch beigebracht, was man unter dem Kohler-Fesselfeld zu verstehen hatte.
Dr. Kohler, das Hochfrequenz-As im Scheuning-Team, war persönlich anwesend. Der schüchterne Mann mit den abstehenden Ohren, den ich für einen Assistenten gehalten hatte, tauchte jetzt erst hinter Scheunings Rücken auf. Der noch junge Wissenschaftler hatte die Experten des Planeten Erde tatsächlich in Erstaunen versetzt. Was er erfunden hatte, das gab es gar nicht! Völlig unmöglich!
Es war nur seltsam, daß das Kohlersche Spiralfeld dank seiner unglaublichen energetischen Struktur mit den sonnenheißen Plasmen umging wie eine Hausfrau mit ihrem Gasherd. Es zischte nur dann, wenn Kohler es wollte! Nebenbei wurde das hocherhitzte Plasma noch zum elektrischen Leiter, wonach es im Beschleuniger nochmals Zunder erhielt.
Dr. Kohler begann anschließend mit einer privaten Vorlesung, daß Scheuning zwar anerkennend nickte, ich aber dem Nervenzusammenbruch immer näher kam.
Wer der zweite »Assistent« war, wagte ich mir schon nicht mehr auszumalen. Sicherlich war der trübsinnig wirkende Mann eine Koryphäe.
Die Männer verließen mich, als ich ihnen unter den Händen einschlief.
Am nächsten Morgen wurde mir erklärt, warum es im Raumfluggerät 215 B keine Beschleunigungs-Schwierigkeiten mehr gäbe. Ein molekulares, auch auf biologisch lebende Grundstoffe wirkendes Dekompressionsfeld bewirkte eine konstante Stabilisierung kristalliner und organischer Ballungstendenzen unter hohen g-Werten.
Am 12. März 2007, gegen zehn Uhr, lief das Faß über. Ein eindeutiger Hinweis von Mouser verscheuchte alle möglichen Quälgeister aus dem Zimmer. Der Einsatzbefehl wurde gleich darauf erteilt; sehr überstürzt, wie mir schien!
»Konnat, Sie müssen sofort starten«, erklärte Mouser aufgeregt. »Nein, keine Zeit für weitere Schulungen. Ihre Spezialausrüstung befindet sich bereits in Quemado. Agent MA-23 und Major Egan erwarten Sie. Der Plan ist geändert worden, nur unwesentlich, aber immerhin geändert. Fühlen Sie sich absolut fit?«
Ich lächelte gekränkt. Was hieß da fit? Schließlich hatte ich seit fünf Tagen gerade einmal acht Stunden schlafen können! Außerdem wurde man bei solchen Einsätzen erst dann fit, wenn es um Kopf und Kragen ging.
»Wieso geändert?« erkundigte ich mich. »Ist Sherman Dolveti im letzten Augenblick abgestürzt?«
Mouser wurde blaß.
»Um Himmels willen, malen Sie den Teufel nicht an die Wand«, erklärte er. »Ohne Dolveti kommen wir nie weiter. Nein, darum handelt es sich nicht. Unsere bemannten Raumstationen haben unbekannte Flugobjekte geortet. Es ist zu befürchten, daß jemand bestrebt ist, auf der Erde zu landen. Denken Sie darüber nach, was dann geschehen könnte. Sie starten in einer Stunde. Ist Ihr Körpersender in Ordnung?«
Ich tastete an meinen rechten Oberschenkel, wo man mir ein völlig neuartiges Nachrichtengerät im Gewebe eingebaut hatte. Der Supersender war kleiner als die alte Einsatzausführung und – man konnte mit ihm Nachrichten empfangen, auch wenn es auf ungewöhnliche Art und Weise geschah.
Ich hatte lernen müssen, kurze Niedervolt-Stromstöße in meinem rechten Bein als Morsezeichen zu identifizieren. Ein Kunststück, kann ich Ihnen sagen! Anfänglich hatte es nur gekitzelt, dann hatte ich die sinnigen Probebegriffe »Oma« und »Pudding« herauslesen können.
Ich bestätigte die Anfrage. Mouser wirkte fahrig. Er schien viel besser zu wissen als ich, was von der Ortungsmeldung
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