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Kodezeichen Großer Bär

Kodezeichen Großer Bär

Titel: Kodezeichen Großer Bär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ver­heilt. Seit ges­tern hat­te ich Dol­ve­tis be­haar­te Brust, da ich über ei­ne sol­che Zier­de nicht ver­fügt hat­te.
    Trotz­dem fehl­ten noch ei­ni­ge Cha­rak­te­ris­ti­ken, die aber nur je­nem Men­schen auf­fal­len konn­ten, an den ich mit wah­ren Angst­ge­füh­len dach­te.
    Die­ser Mensch konn­te nicht ein­fach für die Dau­er mei­nes Ein­sat­zes in Schutz­haft ge­nom­men wer­den. Er wur­de un­be­dingt als Be­weis für mei­ne »Echt­heit« be­nö­tigt.
    An­de­rer­seits war es mir ver­bo­ten, ihn ein­zu­wei­hen und um Ver­ständ­nis zu bit­ten. Mehr hät­te ich oh­ne­hin nicht tun kön­nen.
    Es han­del­te sich um Sher­man Dol­ve­tis Ehe­frau, die von der ver­bre­che­ri­schen Tä­tig­keit ih­res Man­nes kei­ne Ah­nung hat­te. Es war ei­ne für mich schau­der­haf­te Si­tua­ti­on, die zu um­ge­hen je­doch im Be­reich des Mög­li­chen lag.
    Ich hat­te mich mit dem Plan erst dann ein­ver­stan­den er­klärt, als mir Mou­ser eh­ren­wört­lich zu­ge­si­chert hat­te, das Pro­blem Loi­ra Dol­ve­ti, ge­nannt Lo­ry, aus der Welt zu schaf­fen. Wahr­schein­lich wür­de ich höchs­tens ein­mal ge­zwun­gen sein, mit ihr über Vi­si­phon zu spre­chen, um mein lau­fen­des Nicht-Er­schei­nen mit dienst­li­chen Ob­lie­gen­hei­ten zu ent­schul­di­gen.
    Ich wä­re schon ret­tungs­los ver­ra­ten ge­we­sen, wenn Loi­ra Dol­ve­ti nur das Ge­spräch auf ge­mein­sa­me Er­leb­nis­se ge­bracht hät­te. Wir wuß­ten, daß sich die Ehe­leu­te schon als Kin­der ge­kannt hat­ten. Da­her gab es zahl­lo­se Er­in­ne­run­gen an win­zi­ge Klei­nig­kei­ten, die so­gar der sonst so un­fehl­ba­ren GWA-Er­mitt­lung un­be­kannt wa­ren. Schließ­lich wuß­ten wir ge­nau, wo un­se­re Gren­zen la­gen.
    Dol­ve­tis Freun­de und Be­kann­te konn­te ich frag­los täu­schen. Ich hat­te einen Berg von Un­ter­la­gen durch­ge­ar­bei­tet und mir so­viel Da­ten ein­ge­prägt, daß mein Kopf jetzt noch brumm­te.
    Ich stand ne­ben der Dol­ve­ti-Pup­pe und stell­te Ver­glei­che an. Der Spe­zi­al­spie­gel ver­ur­sach­te kei­ne Ver­zer­rung. Ei­ne kom­pli­zier­te Licht­strahlum­len­kung ver­hin­der­te so­gar das ty­pi­sche Spie­gel­bild, so daß ich mich so sah, wie mich auch ein Be­trach­ter an­schau­en muß­te.
    Rein äu­ßer­lich gab es kei­nen Un­ter­schied mehr. Ich hat­te jetzt na­tur­krau­se Haa­re wie Dol­ve­ti und sein of­fe­nes, jun­gen­haf­tes Ge­sicht mit win­zi­gen Fal­ten zwi­schen Na­se und Ober­lip­pe, des­glei­chen sei­ne Au­gen, sei­nen Mund, sei­ne Stim­me und sei­ne Zäh­ne.
    Ich war fünf­und­drei­ßig Jah­re alt, Nach­kom­me frü­her ita­lie­ni­scher Ein­wan­de­rer und ver­füg­te über ein Wis­sen, nach dem sich un­be­kann­te Leu­te al­le zehn Fin­ger ge­leckt hät­ten.
    Zu all die­ser be­drücken­den Gleich­heit kam ein klei­ner Miß­klang: Ich war ge­nau elf Mil­li­me­ter grö­ßer als Sher­man Dol­ve­ti! Au­ßer­dem war mein Brust­um­fang et­was stär­ker als der des Pi­lo­ten.
    Das konn­te man mit dem Schnitt ei­ner Spe­zia­l­uni­form aus­glei­chen, aber mit der Kör­per­grö­ße hat­te ich un­se­rem wis­sen­schaft­li­chen Mas­ken­stab ei­ne Nuß zu knacken ge­ge­ben. Bis vor ei­ni­gen Stun­den hat­te ich die Be­fürch­tung ge­hegt, ein Chir­urg könn­te auf die Idee kom­men, mei­ne Bein­kno­chen um je elf Mil­li­me­ter zu ver­kür­zen.
    Schließ­lich war aber die or­tho­pä­di­sche Ab­tei­lung auf den Ge­dan­ken ge­kom­men, Soh­len und Ab­sät­ze mei­ner Schu­he so­zu­sa­gen als Tief­bau­aus­füh­rung her­zu­stel­len. Die äu­ßer­lich di­cken Soh­len soll­ten in Wirk­lich­keit nur aus hauch­dün­nen Fo­li­en be­ste­hen. Zur Zeit ar­bei­te­te ein Team an der Ent­wick­lung von drei Schuh­paa­ren, dar­un­ter an den pas­sen­den Stie­feln für den Raum­an­zug.
    Es wa­ren zahl­lo­se Din­ge, die bei mei­ner Mas­ke­ra­de zu be­den­ken wa­ren. Wie gut hat­ten es doch frü­her die De­tek­ti­ve mit ih­ren falschen Bär­ten ge­habt!
    Mir wur­de un­heim­lich vor mir selbst. Über­all sah ich in Dol­ve­tis Ge­sicht. Ne­ben­an lie­fen die Pro­jek­to­ren. Le­bens­große Farb­bil­der des Pi­lo­ten wur­den

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