Kodezeichen Großer Bär
abhängen konnte.
In der Tat mußte es einer weltweiten Katastrophe gleichen, wenn ein Mann wie General Reling von fremden Lebewesen übernommen wurde. Dann konnten wir den geplanten Venuseinsatz von vornherein aufgeben.
Wie aber die Folgen aussehen mußten, davon konnte sich noch niemand eine Vorstellung machen.
John F. Mouser beendete das Gespräch. Der Bildschirm erlosch.
Dreißig Minuten später wurde ich von GWA-Schatten an die Oberfläche gebracht. Mein Dolveti-Gesicht wurde von einer gewöhnlichen Kunststoff-Dienstmaske verhüllt. Nur die führenden Männer der GWA wußten Bescheid.
Der Chef war seit dem 3. März verschwunden. Eigentlich hatten wir viel zuviel Zeit verloren; aber schneller hatte sich die Sache wirklich nicht abwickeln lassen.
Über dem GWA-Hauptquartier strahlte eine klare Märzsonne. Es war für die Jahreszeit schon recht warm.
Ein Kollege deutete zum bauchigen Transporter auf dem gewaltigen Dachlandeplatz des Hauptbunkers hinüber. Es handelte sich um eine normale Maschine, wie sie von uns für die alltägliche Güterbeförderung benutzt wurde.
Mouser erschien persönlich. Von da an wurden nicht mehr viele Worte gewechselt.
»Viel Glück, HC-9«, meinte er überraschend knapp. »Seien Sie versichert, daß ich im Falle der Mrs. Dolveti eingreifen werde. Leider haben wir im TESCO-Gelände nicht die Handlungsfreiheit wie beispielsweise auf den Gila-Fields. Ihr Einsatz läuft unter Tarnungsstufe I. Niemand in den Werken weiß, was wir planen. Rechnen Sie nicht auf Hilfe, es sei denn, Sie strahlen einen offiziellen Notruf ab. Dann lassen Sie Ihre Vollmachten spielen. Wichtig ist nur, den Chef zu finden. Wie Sie das machen, bleibt sich im Endeffekt gleich.«
Ich salutierte stumm. Unter dem weiten Umhang trug ich die Uniform der TESCO. Sie glich genau jener Kombination, die Sherman Dolveti trug.
In dem Transporter liefen die schwenkbaren Startturbinen an. Sie arbeiteten mit chemischen Kraftstoffen, jedoch reichte ihr Schub aus, um die schwere Maschine senkrecht in die Luft zu bringen. Das atomare Hecktriebwerk für den Horizontalflug schwieg noch.
Langsam ging ich auf das Ungetüm zu. So sah also der Anfang aus. Hoffentlich war es nicht der Anfang vom Ende.
5.
Das kurze Vibrieren beim Durchstoßen der Schallmauer war vorbei. Unter uns tauchte die ausgedehnte Gila-Wüste im südlichen Zipfel des Staates Arizona auf.
Als sich die Luftabwehrzentrale von Buckeye meldete, wußte ich, daß wenig später der GWA-Raumflughafen von Gila-Port auftauchen mußte. Dort hatte uns niemand mehr ins Handwerk zu pfuschen; dort gab es keine Kompetenzstreitigkeiten mehr.
Wenn man mich mit der Gesamtplanung nicht so genau vertraut gemacht hätte, wäre in mir nun die Frage aufgetaucht, was ich auf dem GWA-Hafen verloren hatte. Hier gab es weder ein TESCO-Werk, noch konnte ich hier jenen Mann finden, den nachzuahmen ich mich bemühen sollte.
Für eine moderne Maschine waren die fünfhundert Kilometer Luftlinie bis hinüber zum Prüfgelände der TESCO ein besserer Hupfer. Dennoch war Major Sherman Dolveti, der nach unseren sorgfältigen Ermittlungen fraglos mit gefährlichen Unbekannten in Verbindung stand, im Moment unerreichbar weit entfernt.
Wenn es im Planungsstab der GWA »normale« Menschen gegeben hätte, wären sie auf mein viel weniger kompliziertes Vorhaben eingegangen. Ich habe aber bereits erwähnt, daß ein Einsatzagent grundsätzlich nicht nachdenken soll, wenn er sich noch nicht im Unternehmen selbst befindet.
Ich war jedenfalls der Meinung gewesen, daß es recht einfach sein müßte, mich durch die GWA-Hilfsmittel im TESCO-Werk einzuschleusen, wo ich schon
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