Kodezeichen Großer Bär
gewissenhaften Nachforschungen bisher entdeckt hatten.
Ich zog mit einem Fuß einen Hocker heran. Da mir der Arzt nur zehn Minuten Sprechzeit bewilligt hatte, durften wir keine Zeit verlieren. Genau das wußte auch Manzo. Er verschwendete keinen Atemzug auf unnütze Erklärungen. Trotz seiner offensichtlichen Schwäche dröhnte seine Stimme in altgewohnter Stärke:
»Glatter Durchschuß links oben, Sir!«
Er tat, als hätten wir uns gestern zum letzten Mal gesehen. Dennoch bemerkte ich den Ausdruck der Freude in seinen Augen.
»Wenn mein komisches Herz nicht auf der anderen Brustseite säße, Sir, hätten sie mich tatsächlich erwischt.« Er lachte in sich hinein. Es war ein humorloses Lachen.
Über die Art des »glatten Durchschusses« war ich bereits vom diensthabenden Arzt informiert worden. Das, was Manzo offensichtlich als mittelschwere Verletzung ansah, hätte ausgereicht, um einen texanischen Longhornstier in die ewigen Jagdgründe zu befördern. Ich blickte intensiver auf den Verband.
Genau genommen hätte ich jede Art von Verletzung akzeptiert, nur diese nicht. Dazu kam noch eine seltsame Tatsache, deren Sinn nur Manzo erklären konnte.
Natürlich hatte mich General Mouser eingehend über die Vorfälle des vergangenen Tages informiert. Infolgedessen wäre es eigentlich nicht mehr erforderlich gewesen, den schwerverwundeten Mutanten aufzusuchen, wenn es nicht um Dinge gegangen wäre, die von einem menschlichen Normalverstand kaum noch erfaßt werden konnten. Zumindest, so glaubte ich, war es unserem taktischen Genie John F. Mouser nicht gelungen, Klarheit in das Dunkel der rätselhaften Vorfälle zu bringen.
Mir war bekannt, daß in Manzos Oberkörper eine breite Schußbahn klaffte. Es handelte sich aber um eine Verletzung, wie sie von einer uns bekannten Waffe niemals verursacht werden konnte.
Manzo schien meine Unruhe zu erfassen. Auch wenn es ihm nie gelungen war, mit Hilfe seiner telepathischen Fähigkeiten in mein Gehirn einzudringen, so stand es doch außer Frage, daß er meine Gemütsbewegungen zu erkennen vermochte.
Ich beugte mich weit nach vorn, um ihm in die Augen zu sehen.
»Junge, man hat mir nur zehn Minuten bewilligt«, sagte ich eindringlich. »Zwei davon sind schon um!«
»Okay, Sir«, dröhnte es verhalten aus der Trommelbrust des Hünen. »Sie sind bereits informiert?«
»Genau«, bestätigte ich. Mein Blick huschte zur Uhr. Ich wußte, daß unsere GWA-Mediziner keine Gnade kannten. Zehn Minuten und keine Sekunde länger.
Manzo schwebte offenbar noch in größter Lebensgefahr. Es war überhaupt erstaunlich, daß er klar bei Bewußtsein war. Diese Verletzung hätte kein normaler Mensch überlebt, das stand außer Zweifel.
»Es gibt nicht viel zu erzählen, Sir«, röchelte Manzo in plötzlicher Erschöpfung. Seine Lippen bebten heftig. »Es geschah schneller als ich denken konnte, und das will etwas heißen.«
Bei diesen Worten erinnerte ich mich daran, daß ich Manzo am 24. November 2006 als Spezialagent zur besonderen Verwendung abgestellt hatte. Nur einen Tag später war der Mutant vom Arbeitsstab für persönliche Sicherheit des Chefs angefordert worden und hatte seitdem als Spezialwächter fungiert.
Zu jener Zeit war die Planung »Venus-Division« in das entscheidende Stadium getreten. Die ersten Truppen waren im Amazonas-Camp gelandet. Es war praktisch der Tag gewesen, an dem das Unternehmen »Venus« wirklich begonnen hatte. Von da an war es mir und dem Planungsstab für persönliche Sicherheit des Chefs ratsam erschienen, den mächtigsten Mann der Geheimen-Wissenschaftlichen-Abwehr unter sichere
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