Kodezeichen Großer Bär
Vorgesetzten zu richten.
John F. Mouser mochte ein Mensch sein, dessen wahre Stärke sich nur in der absoluten Abgeschlossenheit seines schalldichten Arbeitszimmers entwickeln konnte. Er war ein Mann, der einem anderen Menschen nur unter größten Schwierigkeiten in die Augen sehen konnte.
Gemeinhin sagt der Volksmund, daß solche Leute zu nichts taugen, was man von Mouser aber wirklich nicht behaupten konnte – obwohl er mir nicht in die Augen sehen konnte!
Er war und blieb ein Charakter krasser Gegensätzlichkeiten. Warum er mich in dem Bau für GWA-Schatten eingeschlossen hatte, blieb mir etwas rätselhaft.
Nach den ausführlichen Geheimunterlagen war ich, Oberstleutnant HC-9, vom Chef persönlich damit beauftragt worden, im Falle »Großer Bär« die entscheidenden Maßnahmen einzuleiten.
Es war mir völlig klar, daß ich diesmal auf die so fruchtbare Mitarbeit von General Reling verzichten mußte. Zur Zeit gab es niemand, der mir hätte sagen können, dies und jenes sei sofort durchzuführen, oder der Teufel solle mich holen!
Ich befand mich jetzt in der wenig beneidenswerten Lage eines Mannes, der zwar über zahlreiche Erfahrungen verfügt, nun aber auf keine Befehle zurückgreifen kann, sondern selber welche geben soll.
Die ersten Schritte hatte ich mir bereits überlegt, dabei aber nicht bedacht, daß es im HQ der GWA einige tausend hervorragende Köpfe gab, deren Aufgabe es seit Jahren war, die Einsätze aktiver GWA-Agenten zu berechnen und auszuknobeln.
Wie hatte ich nur auf die absurde Idee kommen können, den Einsatz »Großer Bär« im Sinne des Wortes »ausarbeiten« zu wollen!
Genau dreiundzwanzig Stunden nach meinem wenig erfolgreichen Besuch bei Manzo hatte ich die Nase gestrichen voll.
Es war kurz nach dreizehn Uhr, höchste Zeit zum Essen! Ich erhob mich hinter dem pompösen Schreibtisch, griff unter Verwünschungen nach der unbequemen Dienstmaske, als das Visiphon der Direktverbindung zum »Zentrum« zu pfeifen begann.
Ich meldete mich mit meiner Kodenummer. Drei-Sterne-General Mouser war am Apparat.
»Hallo!« sagte er. Es schien ihm Verlegenheit zu bereiten, einen aktiven GWA-Offizier stören zu müssen. »Wie – äh – wie geht es Ihnen?«
Mouser gehörte mein Mitgefühl. Zweifel an seiner Fähigkeit, den Mechanismus der GWA in Gang zu halten, stiegen in mir auf.
Mousers Lage mochte katastrophal sein. Wahrscheinlich hatte er niemals ernsthaft mit dem theoretisch denkbaren »Verschwinden« des Alten gerechnet. Für mich stand fest, daß er General Relings Position niemals vollwertig ausfüllen konnte.
In etwa hatte ich recht; aber nur in etwa! Trotz seines wenig forschen Verhaltens wußte er aber doch genau, was er von den Leuten wollte.
Sein Räuspern klang überlaut aus dem Lautsprecher.
»Ich bitte um Entschuldigung«, sagte der General mit belegter Stimme. Sein Blick war nach unten gerichtet. Nur gelegentlich schaute er mir direkt in die Augen, dann allerdings mit einem irritierenden Ausdruck.
»Haben Sie die von General Reling niedergelegten Anweisungen studiert?« erkundigte er sich. »Ich hatte mir erlaubt, noch einige zusätzliche Daten zu liefern.«
Die plötzliche Röte seines Gesichtes täuschte nicht darüber hinweg, daß er mir einen kleinen Seitenhieb versetzt hatte.
»Die zusätzlichen Daten« bestanden nämlich aus unzähligen Akten, Diagrammen und Erfahrungsstudien. Die dreiundzwanzig Stunden hatten nicht ausgereicht, um diesen Berg von Unterlagen durchzuarbeiten. Außerdem stand mir auch nicht der Sinn danach.
Mouser schien mein verhaltenes Lächeln zu bemerken. Was ein hoher Offizier im Generalsrang niemals
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