Kodezeichen Großer Bär
Obhut zu stellen. Damals hatte auch das Kodezeichen »Großer Bär« eine gewisse Bedeutung erlangt.
Schließlich kannten wir unseren Gegner. Wir kannten ihn als nichtmenschlich, skrupellos und erfüllt von eiskalter Logik.
Das war die Vorgeschichte zu Manzos Verwundung. Wie es dazu kommen konnte, war mir immer noch nicht klar.
Der Mutant atmete schwer. Etwas, was ich bei ihm bisher noch nie erlebt hatte, trat ein: Auf seiner kahlen Stirn bildeten sich winzige Schweißperlen.
»Noch vier Minuten«, erinnerte ich ihn. Es fiel mir nicht leicht, ihn so zu drängen, aber ich mußte wissen, was im Quemado-Space-Center passiert war.
»Gestern, 3. März 2007«, röchelte Manzo.
»Keine langen Vorreden«, beschwor ich ihn. »Junge, was war los? Wie konnte es dazu kommen? Wie verschwand der Chef?«
»Einer war da, und er war stärker als ich«, keuchte Manzo. »Ein Telepath wahrscheinlich, sicherlich aber auch ein Etwas, was ich nicht genau begreifen kann, Sir.«
Ich vernahm ein dumpfes Aufstöhnen. Manzos Körper bäumte sich in den Schaumstoffpolstern auf. Erschreckt fuhr ich zurück. Manzo hatte einen Schwächeanfall. Wieder wanderte mein Bück zur Uhr. Eine Minute stand mir noch zur Verfügung, jedoch war es fraglich, ob man mir diese Zeit jetzt noch bewilligen würde.
Genaugenommen war es für einen aktiven GWA-Agenten völlig undenkbar, daß der Chef einer solchen Riesenorganisation inmitten eines hermetisch abgeschlossenen und von einer ganzen Division bewachten Industriegebietes verschwinden konnte, und zwar spurlos.
Für mich stand es einwandfrei fest, daß Manzos Aussagen der springende Punkt in der ominösen Affäre waren.
Ich drückte ihn sanft in die Polster zurück. Qual, Angst und etwas seltsam Undurchsichtiges schimmerten in seinen Augen. Ob Manzo etwas gesehen hatte, was ein normal empfindender Mensch überhaupt nicht mehr verstehen konnte?
»Passen Sie auf, Sir, um Himmels willen, passen Sie auf«, röchelte der Verwundete plötzlich. Seine prankenartige Hand umspannte meinen rechten Oberarm mit der Gewalt eines stählernen Greifers. Ich hätte schreien mögen.
Unter größten Anstrengungen fügte der Telepath hinzu:
»Sie hätten mich und den Chef niemals erwischt, wenn da nicht jemand gewesen wäre, der es verstand, sein Gehirn abzuschirmen. Sir, diesen Einsatz können nur Sie starten. Passen Sie aber auf! Als ich den Unbekannten bemerkte, erhielt ich schon den Treffer aus einer Energiewaffe, Sir!« Manzo atmete stoßweise.
Schrilles Geläute riß mich aus meiner Erstarrung. Was war in dem seltsamen Gehirn des Mutanten vorgegangen? Was war auf dem Baugelände der TESCO in New Mexico geschehen?
»Besuchszeit beendet! Bitte verlassen Sie das Zimmer«, plärrte eine Robotstimme aus dem Wandlautsprecher. Automatisch schob sich die Tür in die Wandfassung zurück.
Mit steifen Knien erhob ich mich von dem Hocker. Wie gebannt ruhte mein Blick auf dem Gesicht des Verwundeten.
Im Verbindungsgang klangen Schritte auf. Mehrere Ärzte eilten an mir vorbei. Offenbar hatte der medizinische Überwachungsrobot Alarm gegeben. Ich bemerkte erst jetzt die Impulskontakte an Manzos Armen und Beinen und nahe der Herzgegend. Wahrscheinlich wurden seine Kreislauffunktionen laufend durch die vollendete Medo-Robottechnik überwacht.
»Sie hätten auch mehr Rücksicht nehmen können, Sir«, sagte ein älterer Arzt. Ein verweisender Blick streifte mich.
Ich preßte die Lippen zusammen und ließ den Vorwurf unwidersprochen.
Eigentlich wäre es nun im Interesse der Weltsicherheit meine Pflicht gewesen, den besinnungslos gewordenen Mutanten unter allen Umständen wecken zu lassen,
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