Kodezeichen Großer Bär
metabolischen Lebewesen kaum etwas wußten. Möglicherweise hatten auch unsere Entdeckungen auf dem Mond eine besondere Rolle gespielt. Der Deneber Coatla hatte einmal eine Andeutung gemacht. Danach waren die vor 187.000 Jahren noch primitiven Venusier nur mit denebischer Hilfe über ihren engen planetarischen Horizont hinausgewachsen.
Sie hatten sich nicht weiterentwickelt, sondern waren auf einem Stand geblieben, den wir bereits eingeholt, oder sogar überholt hatten.
Das waren unsichere Prognosen. Möglicherweise lagen ganz andere Gründe vor. Fest stand nur, daß es diese Intelligenzen niemals geschafft hatten, auf der Erde festen Fuß zu fassen. Die GWA hatte ihnen vor einigen Jahren den entscheidenden Schlag versetzt. Seitdem war Ruhe gewesen.
Es war still geworden in dem Jäger. Hannibal atmete jetzt gleichmäßiger und tiefer. Die dreißig Minuten waren noch nicht um. Mit der zweiten Injektion mußte ich noch etwas warten.
Ich löste die Anschnallgurte und beugte mich zu ihm hinüber. Die Kontrollampen seiner Funkgeräte glühten. So konnten wir jederzeit angerufen werden.
»Verrückt!« flüsterte er. »Wir starten sonst mit Wert eins. Du bist wohl lebensmüde, eh?«
»Schweig!« brummte ich. In mir klang noch die Erregung nach. »Wie geht es dir? Immer noch das Starregefühl?«
»Die Muskeln lockern sich langsam. Wir sind keine natürlichen Menschen mehr, begreifst du das?«
Sein blasses Gesicht belebte sich etwas. Ich gab ihm eine kräftige Sauerstoffdusche aus der Druckflasche.
»Ich habe nie gedacht, daß die Durchtrennung einer winzigen Nervenfaser alles umwerfen könnte, was andere Leute als normal ansehen. Warum bin ich von dem Gas nicht wirklich bewußtlos geworden? Dolveti war felsenfest davon überzeugt, dies müßte eintreten. Er tat, als wäre ich überhaupt nicht mehr da. Dabei war ich nur starr wie ein Holzklotz. Was war das für ein Höllenzeug?«
Ich hob die Schultern. Das ließ sich jetzt nicht mehr feststellen. Dafür hatte ich wieder einmal den Beweis erhalten, daß Hannibal und ich in der Tat nicht mehr normal waren. Der Gehirneingriff des Chirurgen Horam zeigte immer weitläufigere Folgen.
Ich durfte nicht darüber nachdenken, da mir mein Unterbewußtsein sofort Schreckensbilder vorgaukelte. Einige Kollegen waren nach dem Eingriff dem Wahnsinn verfallen. Von da an hatten sich keine Freiwilligen mehr gefunden. Es war auch vom Chef verboten worden.
»Deine Nerven haben schon reagiert, aber nicht so, daß dein Wachbewußtsein ausgeschaltet wurde«, murmelte ich abwesend. »Wann muß sich die Raumsicherungszentrale melden?«
Hannibal drehte mühevoll den Kopf.
»Schon vorbei. Du kannst dich herausreden und angeben, du wärst unter dem Funkhorizont gewesen. Das glaubt jeder. Gib an, du hättest das Zielgebiet befehlsgemäß mit Energiewaffen angegriffen.«
In mir brannte eine Frage.
»Weshalb hat er dich betäubt? Wollte er sich das Rauschgift injizieren?«
Der Kleine lachte und erlitt einen neuen Hustenanfall. Ich gab ihm die zweite Sauerstoffdusche.
»Keine Spur«, erwiderte er. »Ich bin seit vierzehn Tagen sein bester Freund! Er verwendete mich sozusagen als Mittelsmann. Ich habe ihm einige charakterliche Schwächen vorgespielt. Er glaubte mir. Er hätte sich also stechen können so lange und sooft er wollte. Ich war keine Gefahr.«
Das war etwas, was ich bisher nicht gewußt hatte. Hannibal hatte es also verstanden, Dolvetis Vertrauen zu gewinnen. Okay, das war eine gute Voraussetzung für die weiteren Geschehnisse.
»Es handelte sich um das Funkgespräch«, flüsterte der Kleine. »Er schaltete mich
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