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Kodezeichen Großer Bär

Kodezeichen Großer Bär

Titel: Kodezeichen Großer Bär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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un­ge­fähr drei Mi­nu­ten vor dem An­ruf aus. Es war aber nicht die Kon­troll­sta­ti­on, son­dern ein frem­der Sen­der.«
    »Wort­laut?« frag­te ich ge­spannt.
    »Un­be­kannt. Nur sym­bol­haf­te Zah­len­grup­pen. Er be­saß einen Ko­de­schlüs­sel.«
    Ich fuhr auf. Da hat­ten wir die ers­te Pan­ne!
    »Einen Schlüs­sel? Mensch, wo ist der? Du hast doch hof­fent­lich …«
    »Da drü­ben in dem Ab­la­ge­bord«, un­ter­brach er mich. »Sein Ta­schen­ka­len­der. Die letz­ten Sei­ten ent­hal­ten den Schlüs­sel. Du mußt sie ul­tra­vio­lett be­strah­len. Er be­nutz­te da­zu das Bord­ge­rät.«
    Ich wir­bel­te mit dem Dreh­sitz her­um. In dem Fach ent­deck­te ich ein klei­nes No­tiz­buch mit dem Re­kla­meauf­druck ei­ner Me­tall­wa­ren­fa­brik für hit­ze­be­stän­di­ge Form­tei­le.
    »Das hat im TES­CO-Werk je­der zwei­te Mon­teur in der Ta­sche«, sag­te Han­ni­bal. »Mehr als un­auf­fäl­lig.«
    Ich sah mir die an­schei­nend lee­ren, wei­ßen Blät­ter an. Es wa­ren zwan­zig Stück mit dem Auf­druck: Per­sön­li­che No­ti­zen.
    »Und wo ist die von Dol­ve­ti emp­fan­ge­ne Nach­richt? Hat er sie im Kopf be­hal­ten?«
    Ich wuß­te, daß das nicht der Fall sein konn­te. Kein Mensch be­hält hun­dert und mehr Zah­len­grup­pen.
    »Pech«, sag­te der Klei­ne ge­preßt. »Er ver­brann­te den Zet­tel, nach­dem er ihn ent­schlüs­selt hat­te. Die Mit­tei­lung an sich kann er ja leicht be­hal­ten. Wenn du nun un­ten als Dol­ve­ti lan­dest und even­tu­ell auf die Nach­richt an­ge­spro­chen wirst – was dann?«
    Ich blick­te auf die Uhr. Die drei­ßig Mi­nu­ten wa­ren vor­bei. Wir jag­ten noch im­mer in den frei­en Raum jen­seits der Mond­bahn hin­aus.
    Ehe ich ihm die von Dr. Ka­nopz­ki an­ge­ord­ne­te In­jek­ti­on gab, schal­te­te ich die Feldum­len­kung auf Brems­wert. Dann brauch­te ich mit Voll­schub von 50 km/sec² knapp sech­zehn Se­kun­den, um die Fahrt auf­zu­he­ben. Dies­mal loh­te es aus der vor­de­ren Um­lenk­dü­se des Jä­gers her­vor. Die Glut war so grell, daß ich nicht hin­aus­schau­en konn­te. Sie war hel­ler als die Son­ne.
    Der Mond war als schma­le Si­chel gut zu er­ken­nen. Der Elek­tro­nen­rech­ner er­mit­tel­te die Vor­hal­te­wer­te un­ter Be­rück­sich­ti­gung ei­ner Ei­gen­fahrt von kon­stant 400 km/sec und der Bahn­ge­schwin­dig­keit des Tra­ban­ten. Ich schal­te­te die Selbst­len­k­au­to­ma­tik ein, nach­dem ich wie­der mit vol­ler Leis­tung Fahrt auf­ge­nom­men hat­te.
    Wil­lig ging der Raum­jä­ger auf den neu­en Kurs. Ich küm­mer­te mich nicht mehr um die Kon­trol­len. Das Trieb­werk dröhn­te in atem­be­rau­ben­der Lär­m­ent­wick­lung, die vom Dämp­fungs­ma­te­ri­al der Zel­le nicht völ­lig ab­sor­biert wer­den konn­te.
    Han­ni­bal hat­te be­reits ver­stan­den. Sein lin­ker Arm lag auf der Sitz­leh­ne. Ich band ihn mit ei­ner Kunst­stoff­schnur mei­nes Werk­zeug­gür­tels ab und brach den Hals der Am­pul­le.
    In der Bord­apo­the­ke fand ich et­was Al­ko­hol zur Des­in­fi­zie­rung. Es war die selt­sams­te No­t­in­jek­ti­on, die ich je­mals ge­macht hat­te. Da ich sehr lang­sam sprit­zen muß­te, war der Mond schon wie­der zu ei­nem rie­si­gen Ball an­ge­wach­sen, als ich die Kanü­le aus der Ve­ne zog.
    Ich half dem Klei­nen, den Raum­an­zug wie­der an­zu­le­gen. Das muß­te schnell ge­hen. Noch ehe wir fer­tig wa­ren, kam der er­war­te­te An­ruf durch.
    Ich riß den Klei­nen in nor­ma­le Sitz­po­si­ti­on. Nie­mand durf­te Ver­dacht schöp­fen, am we­nigs­ten aber die Leu­te im TES­CO-Werk.
    »TES­CO-Con­trol-Cen­ter an zwo-eins-fünf Dol­ve­ti – bit­te mel­den. Sie ha­ben un­se­ren letz­ten An­ruf nicht be­ant­wor­tet«, hall­te es aus dem Laut­spre­cher.
    Die Ver­bin­dung war gut. An­schei­nend wur­de der Sen­der ei­ner Raum­sta­ti­on als Re­lais­pos­ten ver­wen­det. Ei­ne Bild­ver­bin­dung er­folg­te nicht. Den auf der Er­de war­ten­den Män­nern schi­en der Sprech­funk zu ge­nü­gen.
    Ich griff zum Mi­kro­phon. Han­ni­bal schwenk­te die au­to­ma­ti­sche Richt­strahl­an­ten­ne ein. Dann nick­te er. Sein Ge­sicht war hek­tisch ge­rötet. An­schei­nend hat­te ich die letz­ten

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