Kodezeichen Großer Bär
jener Aggregate gedacht, die ohne einen ungeheuren Energiezufluß nicht arbeiten konnten – besser gesagt: nicht arbeiten durften! Gekonnt hätten sie es, aber dann wären wir als verzischende Gaswolke in den Raum gejagt.
Wenn auch unser neues Katalyse-Deuterium schon bei etwas über viertausend Grad zündete, so verhielt es sich nach Einleitung der Kernverschmelzung äußerst unangenehm. Wenn nicht sofort bei Reaktionsbeginn die abschirmenden Kraftfelder zur Verfügung standen, damit die materiell stabilen Wandungen von Reaktor und Reaktionsbrennkammer unter keinen Umständen von den sonnenheißen Urgewalten angegriffen wurden, erlebte man eine extrem heiße Himmelfahrt.
Dabei war der Reaktor an sich noch das harmloseste Gerät an Bord des Jägers. Die kontrollierte Kernfusion war zwar eine heiße Angelegenheit, aber man konnte sie beherrschen.
Die chemische Hilfsturbine des Hochfrequenzgenerators lief kurz vor der Zündung an. Das Kohlersche Fesselfeld schirmte die heiße Zone des Reaktors ab. Bei Grünwert gab ich den Feuerimpuls.
Die Feindosierungs-Automatik spritzte den Bruchteil eines Milligramms in die Zündungszone ein. Der mikroskopisch feine Deuterium-Hauch ging sofort in die Kernreaktion über. Dicht unter meinen Füßen entstand innerhalb des Fessel-Kraftfeldes eine winzige Sonne.
Der Scheuning-Umformer fiel donnernd ein. Die thermische Energie des Reaktors wurde in Arbeitsstrom umgewandelt. Damit versorgte sich der Reaktor automatisch mit der für das Schirmfeld notwendigen Energie. Mehr als neunzig Prozent der Leistung wurde jedoch von der Reaktionsbrennkammer verbraucht, bei der es sich um die Abart eines Fusionsmeilers handelte.
Die Hilfsturbine lief aus. Der Fernkampfjäger TESCO-215 B war klar zum Start.
Wieder nahm ich Kontrollen vor. Hannibal kämpfte mit einem Schwächeanfall. Der Scheuningsche Direktumformer, der den Umweg über Dampfturbinen und Generatoren endlich überflüssig gemacht hatte, dröhnte wie ein Ungeheuer. Noch lief der Reaktor mit einer Leistung von nur fünfzig Kilowatt. Das war eine »Anlaufleistung!« Mir genügte es schon, um mein Herz im Halse klopfen zu lassen. Schließlich war der Jäger noch immer ein Versuchsfahrzeug, in dem noch allerlei unerwünschte Dinge passieren konnten.
Die Hochfrequenzautomatik der Brennkammer gab Grünwert. Da das Haupttriebwerk bei der derzeitigen Lage der Maschine zum Start ungeeignet war, hatte ich sie mit den chemischen Hilfsdüsen des Scheibenrandes abzuheben!. Das Aufrichten nach Raketenart hätte zuviel Zeit beansprucht.
Ich gab den Zündimpuls für die sechs kleinen Brennkammern. Hart anruckend, schoß der Jäger nach oben. Knapp hundert Meter über dem Boden schaltete die programmierte Startautomatik. Die vorderen Chemo-Brennkammern hoben den Bug an, und dann passierte es.
Schrill läutend fiel die Andruckabsorber-Elektronik ein. Sofort darauf klickte der Vorwahl-Stufenschalter auf Einspritzwert »3«.
Hinter mir erwachte ein Ungeheuer der Technik. Das hatte mit unseren alten Plasmatriebwerken nichts mehr zu tun! Zwar war es immer noch ein Plasma, was aus der magnetischen Kraftfelddüse schoß, aber dieser Impulsstrom war nicht mehr identisch mit einem hocherhitzten Gemisch aus freien Elektronen, freien positiven Ionen und einem Rest ungespaltener Atome, sondern mit der Höllenglut einer direkten Kernverschmelzung.
Das war das reine Atomtriebwerk; das war eine planmäßig gesteuerte Mikrofusion auf engstem Raum – eine konstante, durch Kraftfelder gleichgerichtete Energieabstrahlung von
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