Kodezeichen Großer Bär
über den sandigen Grund.
Die LADY VIRGIN blieb endgültig zurück. Mit ihr mein Fernkampfjäger, der mir bisher noch einen gewissen Rückhalt gewährt hatte.
Solange es außer Hannibal und mir niemand gab, der mit der neuartigen Maschine einwandfrei umgehen konnte, hatten wir uns noch einigermaßen sicher fühlen können. Nun war das auch vorbei! Die Situation schien sich von Minute zu Minute zu verschlechtern.
Das Fahrzeug reagierte auf jeden Steuerdruck. Sicher und zuverlässig umkurvte es einige Hindernisse und nahm direkten Kurs auf die offenstehenden Schleusentore der NAGOJA.
Der gewaltige Rumpf war mit seiner unteren Rundung tief im Sand eingesunken. Immer gewaltiger stiegen die Stahlwände vor uns auf. Schließlich glaubten wir vor einer turmhohen Mauer zu stehen.
Unseren Fahrer regte das alles nicht auf. Die Zigarette im Mundwinkel balancierend, lenkte er den Wagen spielerisch über die ausgefahrene Rampe. Sekunden später hatten wir die geflutete Schleuse der NAGOJA erreicht.
Schotte glitten zu, schwere Turbopumpen begannen zu heulen. Zischend fauchte die Luft aus den Ventilen. Ein Klingelsignal bedeutete uns, daß wir nun aussteigen könnten.
Der Fahrer ließ die Türen aufgleiten. Wieder war es Schimpfeng, der sich zuerst aus dem Sitz erhob. Einen Augenblick lang traf mich sein Blick.
Ich wartete auf das Ziehen im Kopf, aber es blieb aus.
»Wie fühlen Sie sich?« fragte er ausdruckslos.
Ich riß mich zusammen. Wir mußten nun durchhalten. Etwas unglücklich lächelnd, entgegnete ich:
»Nicht besonders, Professor. Das All ist mir lieber. Wenn Sie mir vorher gesagt hätten, was mich alles erwartet, hätte ich vielleicht lieber in den sauren Apfel gebissen.«
»Dann wären Sie jetzt schon ein toter Mann. Oder glauben Sie, man hätte Ihnen infolge Ihrer – hm – Krankheit mildernde Umstände zugebilligt?«
Er blickte spöttisch auf das Päckchen mit »meinen« Morphinampullen. Ich preßte es noch krampfhafter an mich. Warum schoß mir eigentlich immer das Blut ins Gesicht, wenn jemand auf die Angelegenheit zu sprechen kam?
»Wir sehen uns noch«, versprach er, ehe er in der Schleuse untertauchte.
»Okay, machen Sie schnell. Ich muß zurück«, brummte der Fahrer.
Wir gingen wortlos, durchschritten den triefendnassen Raum und passierten die nächste Panzertür.
Angenehm temperierte Luft schlug uns entgegen. Der auf uns wartende Mann wirkte wenig sympathisch.
Wenn wir bisher den Eindruck eines militärisch straffen Verhaltens gewonnen hatten, so überzeugte er uns plötzlich vom krassen Gegenteil.
Mittelgroß und schlank lehnte der Mann an einer Querwand. Sein blasses Gesicht wäre absolut nichtssagend gewesen, wenn er nicht jene gewissen Augen besessen hätte, die in ihrer völlig interesselosen, abtaxierenden Kühle ein leichtes Unwohlsein oder das Gefühl erhöhter Gefahr bewirkten. Das war ein »Killertyp«, wie unsere Kollegen vom Bundeskriminalamt wohl gesagt hätten.
»Hallo!« sagte er. »Ich bin Coster Clinch. Dolveti und Colsea?«
»Captain Colsea«, betonte der Kleine angriffslustig. Er spürte wohl auch sofort, daß wir vor einer menschlichen Viper standen. Der Mann war zweifellos gefährlich.
Er reagierte mit einem kaum merklichen Runzeln seiner Augenbrauen.
»Meinetwegen«, erwiderte er gleichgültig. Ihm schien es völlig egal zu sein, wie ein anderer angesprochen werden wollte.
»Folgen Sie mir. Haben Sie noch Waffen?«
»Einen silbernen Zahnstocher in der Brieftasche«, entgegnete ich bissig. »Die Spitze ist abgebrochen. Ich habe sie gestern versehentlich geschluckt.«
Der Zwerg lachte mit beachtlicher
Weitere Kostenlose Bücher