Kodezeichen Großer Bär
der Haustür.
Nach dem Essen hatte uns Clinch zur Kabine zurückgebracht, wieder mit dem stereotypen Hinweis, »man« würde uns bald rufen lassen.
Es war kurz vor zwanzig Uhr Bordzeit, als wir von Clinch geweckt wurden. Diesmal hatte er noch ein Begleitkommando mitgebracht. Die schweigsamen Männer hielten keine Waffen in der Hand, obwohl sie garantiert welche trugen.
Man war also nicht so unbesonnen, Hannibal und mich vor einigen MPi-Mündungen durch die Gänge schreiten zu lassen. Wir wurden von drei gutgekleideten Männern abgeholt, das war alles!
Ich tauchte rasch das Gesicht ins Wasser, schloß den Kragenbund meiner Uniform und fuhr mit dem Kamm durch meine Haare. Clinch wartete geduldig. Mir bot er damit Gelegenheit, mich auf den entscheidenden Augenblick vorzubereiten. Es war klar, daß wir nun dem Geheimnisvollen unter die Augen treten mußten.
Die letzte Funkmitteilung fiel mir ein, die die Information enthalten hatte, daß Dolveti wahnsinnig geworden war. Wie verhielt sich ein Mensch mit einem tiefsitzenden hypnosuggestiven Erinnerungsblock?
»Kommen Sie«, drängte Clinch plötzlich. »Ihre Toilette ist beendet. Sie sehen gut genug aus.«
Schweigend gingen Hannibal und ich hinter Clinch her, gefolgt von den beiden anderen Männern.
Eine dritte aber wesentlich breitere und mit luxuriösen Belägen versehene Rolltreppe brachte uns um drei Decks weiter nach oben. Dort schienen die Kabinen und Salons der ehemaligen Luxusklasse zu liegen. Verständlich, daß sich der Herrscher des Syndikats dort einquartiert hatte.
Wir kamen in einen geschmackvoll eingerichteten Aussichtssaal, dessen eine Wandung aus transparenten Panzerplastscheiben bestand. Eine große Flügeltür nahm einen Teil der anderen Wand ein. Der Aussichtssaal diente gewissermaßen als Vorraum. Zwei bewaffnete Posten, in uniformähnlichen Kombinationen gingen in Habacht-Stellung. Ich legte automatisch die Hand an die Mütze und grüßte.
Clinch blieb stehen und drehte sich um. Zum erstenmal, seitdem ich ihn kannte, waren seine Augen drohend. Er verstand keinen Spaß.
»Sie haben den Chef ›Exzellenz‹ zu nennen. Ist das klar?«
»Okay, Exzellenz also«, sagte ich unbewegt. »Wie Sie meinen!«
Clinch gab den Wachen einen Wink. Die Türen glitten auf. Dahinter lag eine Art von Panzerpforte, ziemlich schmal und nur für jeweils einen Mann passierbar. Die war garantiert nachträglich eingebaut worden.
Als wir der Reihe nach eintraten, glaubte ich, auf eine andere Welt zu kommen.
Der Raum war in düsterem Schwarz gehalten. Die indirekte Beleuchtung erfolgte durch kompliziert angebrachte Aquarien und Hochdruckbehälter aus Panzerplast, in denen sich völlig fremdartige Lebewesen ringelten.
Die Aussichtsfenster strahlten in einem tiefen Rot. Einige I-Scheinwerfer schienen den Meeresgrund zu erleuchten. Die Automatik verwandelte das normalerweise unsichtbare Infra-Bild zu einem geläufigen Sinneseindruck.
In dem sehr großen Zimmer war es ziemlich schwül. Tropische Pflanzen wucherten an den Wänden. In anderen erleuchteten Wassertanks wiegten sich seltsame Seepflanzen.
Alles war auf einen gelinden Psychoschock abgestimmt. Etwas Verrückteres hatte ich jedenfalls noch nicht gesehen. Hannibai atmete schwer. Er starrte zu den Panzerplastbehältern mit den eigenartigen Lebewesen hinüber.
Ich ahnte, daß sie nicht von der Erde stammten. Es waren widerliche, echsenhafte Kreaturen, die sich da an den Wandungen emporbäumten.
»Grüßen Sie anständig. Erst danach die Mützen abnehmen!« flüsterte uns Clinch zu. Er schien einen gewaltigen Respekt zu haben.
Sekunden
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