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Kodezeichen Großer Bär

Kodezeichen Großer Bär

Titel: Kodezeichen Großer Bär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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der Haus­tür.
    Nach dem Es­sen hat­te uns Clinch zur Ka­bi­ne zu­rück­ge­bracht, wie­der mit dem ste­reo­ty­pen Hin­weis, »man« wür­de uns bald ru­fen las­sen.
    Es war kurz vor zwan­zig Uhr Bord­zeit, als wir von Clinch ge­weckt wur­den. Dies­mal hat­te er noch ein Be­gleit­kom­man­do mit­ge­bracht. Die schweig­sa­men Män­ner hiel­ten kei­ne Waf­fen in der Hand, ob­wohl sie ga­ran­tiert wel­che tru­gen.
    Man war al­so nicht so un­be­son­nen, Han­ni­bal und mich vor ei­ni­gen MPi-Mün­dun­gen durch die Gän­ge schrei­ten zu las­sen. Wir wur­den von drei gut­ge­klei­de­ten Män­nern ab­ge­holt, das war al­les!
    Ich tauch­te rasch das Ge­sicht ins Was­ser, schloß den Kra­gen­bund mei­ner Uni­form und fuhr mit dem Kamm durch mei­ne Haa­re. Clinch war­te­te ge­dul­dig. Mir bot er da­mit Ge­le­gen­heit, mich auf den ent­schei­den­den Au­gen­blick vor­zu­be­rei­ten. Es war klar, daß wir nun dem Ge­heim­nis­vol­len un­ter die Au­gen tre­ten muß­ten.
    Die letz­te Funk­mit­tei­lung fiel mir ein, die die In­for­ma­ti­on ent­hal­ten hat­te, daß Dol­ve­ti wahn­sin­nig ge­wor­den war. Wie ver­hielt sich ein Mensch mit ei­nem tief­sit­zen­den hyp­no­sug­ge­s­ti­ven Er­in­ne­rungs­block?
    »Kom­men Sie«, dräng­te Clinch plötz­lich. »Ih­re Toi­let­te ist be­en­det. Sie se­hen gut ge­nug aus.«
    Schwei­gend gin­gen Han­ni­bal und ich hin­ter Clinch her, ge­folgt von den bei­den an­de­ren Män­nern.
    Ei­ne drit­te aber we­sent­lich brei­te­re und mit lu­xu­ri­ösen Be­lä­gen ver­se­he­ne Roll­trep­pe brach­te uns um drei Decks wei­ter nach oben. Dort schie­nen die Ka­bi­nen und Sa­lons der ehe­ma­li­gen Lu­xus­klas­se zu lie­gen. Ver­ständ­lich, daß sich der Herr­scher des Syn­di­kats dort ein­quar­tiert hat­te.
    Wir ka­men in einen ge­schmack­voll ein­ge­rich­te­ten Aus­sichts­saal, des­sen ei­ne Wan­dung aus trans­pa­ren­ten Pan­zer­plast­schei­ben be­stand. Ei­ne große Flü­gel­tür nahm einen Teil der an­de­ren Wand ein. Der Aus­sichts­saal diente ge­wis­ser­ma­ßen als Vor­raum. Zwei be­waff­ne­te Pos­ten, in uni­for­m­ähn­li­chen Kom­bi­na­tio­nen gin­gen in Ha­bacht-Stel­lung. Ich leg­te au­to­ma­tisch die Hand an die Müt­ze und grüß­te.
    Clinch blieb ste­hen und dreh­te sich um. Zum ers­ten­mal, seit­dem ich ihn kann­te, wa­ren sei­ne Au­gen dro­hend. Er ver­stand kei­nen Spaß.
    »Sie ha­ben den Chef ›Ex­zel­lenz‹ zu nen­nen. Ist das klar?«
    »Okay, Ex­zel­lenz al­so«, sag­te ich un­be­wegt. »Wie Sie mei­nen!«
    Clinch gab den Wa­chen einen Wink. Die Tü­ren glit­ten auf. Da­hin­ter lag ei­ne Art von Pan­zer­pfor­te, ziem­lich schmal und nur für je­weils einen Mann pas­sier­bar. Die war ga­ran­tiert nach­träg­lich ein­ge­baut wor­den.
    Als wir der Rei­he nach ein­tra­ten, glaub­te ich, auf ei­ne an­de­re Welt zu kom­men.
    Der Raum war in düs­te­rem Schwarz ge­hal­ten. Die in­di­rek­te Be­leuch­tung er­folg­te durch kom­pli­ziert an­ge­brach­te Aqua­ri­en und Hoch­druck­be­häl­ter aus Pan­zer­plast, in de­nen sich völ­lig fremd­ar­ti­ge Le­be­we­sen rin­gel­ten.
    Die Aus­sichts­fens­ter strahl­ten in ei­nem tie­fen Rot. Ei­ni­ge I-Schein­wer­fer schie­nen den Mee­res­grund zu er­leuch­ten. Die Au­to­ma­tik ver­wan­del­te das nor­ma­ler­wei­se un­sicht­ba­re In­fra-Bild zu ei­nem ge­läu­fi­gen Sin­nes­ein­druck.
    In dem sehr großen Zim­mer war es ziem­lich schwül. Tro­pi­sche Pflan­zen wu­cher­ten an den Wän­den. In an­de­ren er­leuch­te­ten Was­ser­tanks wieg­ten sich selt­sa­me See­pflan­zen.
    Al­les war auf einen ge­lin­den Psy­cho­schock ab­ge­stimmt. Et­was Ver­rück­teres hat­te ich je­den­falls noch nicht ge­se­hen. Han­ni­bai at­me­te schwer. Er starr­te zu den Pan­zer­plast­be­häl­tern mit den ei­gen­ar­ti­gen Le­be­we­sen hin­über.
    Ich ahn­te, daß sie nicht von der Er­de stamm­ten. Es wa­ren wi­der­li­che, ech­sen­haf­te Krea­tu­ren, die sich da an den Wan­dun­gen em­por­bäum­ten.
    »Grü­ßen Sie an­stän­dig. Erst da­nach die Müt­zen ab­neh­men!« flüs­ter­te uns Clinch zu. Er schi­en einen ge­wal­ti­gen Re­spekt zu ha­ben.
    Se­kun­den

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