Kodezeichen Großer Bär
Infrarot-Erfassung zeigte den Meeresboden so deutlich, als würde er hell von der Sonne beschienen.
Wir schoben uns im Schrittempo auf ein mächtiges, langgestrecktes Felsriff zu, das unvermittelt aus dem sanft ansteigenden Sandboden aufragte.
Noch näher kommend, erkannte ich, daß es sich nicht um ein Riff handelte, sondern um die Unterseeküste einer offenbar ziemlich großen Insel, die hier wie ein Berg aus der Ebene schroff emporwuchs.
Die Tiefenmesser zeigten zweihundertundzehn Meter an.
Dicht vor der Felsküste zeichnete sich der Schatten eines walzenförmigen U-Bootes ab, das mindestens dreihundertfünfzig Meter lang war. Den Durchmesser wagte ich nicht zu schätzen, aber die LADY VIRGIN wäre da bequem einige Male hineingegangen.
Wir waren sprachlos! Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet.
Dicht vor dem Riesenfisch legte Difenbag seinen Transporter auf Grund. In diesem Augenblick konnte ich den am Bug aufgemalten Namen lesen. Von da an wußte ich, womit ich es zu tun hatte!
Das war der hundertzehntausend Tonnen große U-Schnellfrachter NAGOJA, der vor etwa einem Jahr unter rätselhaften Umständen bei einer Nordpol-Unterquerung explodiert und gesunken war.
Die NAGOJA hatte einer japanischen Reederei gehört. Die Boote aller Nationen hatten nach den Überresten des Frachters gesucht, aber es waren keine Spuren gefunden worden.
Nun wußte ich, wieso niemand etwas entdeckt hatte. Das Boot lag vor mir, dicht vor meinen Augen und sah so blank und unbeschädigt aus, als wäre es eben aus der Werft gekommen.
»Ich werde verrückt!« murmelte Hannibal. Sein Blick war etwas gläsern.
»Ein bekannter Name, nicht wahr?« lachte Difenbag. »Oder haben Sie nie etwas von der NAGOJA-Katastrophe gehört? Wir hatten einige Mühe, den Frachter unauffällig an diesen Ort zu bringen. Von oben kann er nicht bemerkt werden, da die Unterseeküste weit überhängt. Die sonstige Tarnung werden Sie noch erleben. Die von echten Meerespflanzen bewachsenen Netze sind oben an der Wand befestigt. Wenn sie nach unten gelassen werden, entsteht vor der NAGOJA eine neue Küste. Was man hier unten alles machen kann, was?«
Er tat, als wäre es sein Verdienst. Wir waren völlig niedergeschlagen.
Nun war es endgültig vorbei mit unserer Funkerei! Die Ortungstechniker konnten sich die Augen aus dem Kopf sehen – sie würden uns nicht entdecken können.
»Fertigmachen zum Aussteigen«, kam eine Lautsprecherdurchsage durch.
Difenbag nickte uns zu. Sein Blick auf die Uhr war bezeichnend. Auf meine Frage erhielt ich die Antwort:
»Ich fahre sofort weiter. Der Zeitverlust ist erheblich. Jedenfalls sind Sie hier unten absolut sicher. Von der Schiffahrt wird diese Insel gemieden wie die Pest. Sie ragt kaum über das Wasser. Eigentlich ist sie mehr ein Riff, an dem früher zahllose Schiffe gestrandet sind. Das Fahrwasser in der Sulu-See hat mancherlei Tücken. Unterseeboote sind hier besonders gefährdet. Okay, vielleicht sehen wir uns noch einmal wieder. Kommen Sie nun.«
»Und meine Maschine?« erkundigte ich mich erregt. »Die wollen Sie doch hoffentlich nicht an Bord behalten?«
»Und warum sollte ich nicht?« Sein Gesicht straffte sich. Argwohn glomm in den Augen.
Ich rettete mich in meine spärlichen Kenntnisse hinein.
»Aber Sie sagten doch, Sie würden Singapur anlaufen. Da müssen Sie doch auftauchen! Sir, die 215 B ist einmalig, unersetzlich! Ein zweites Mal bringen Sie keine in ihre Gewalt, darauf können Sie sich verlassen.«
Sein Mißtrauen legte sich sofort. Meine Bemerkung hatte auch sehr einleuchtend geklungen.
»Schwere und sperrige Güter können unter Wasser schlecht verladen werden. Im
Weitere Kostenlose Bücher