Kodezeichen Großer Bär
erbeuten, hatten wir immer noch Zeit zur Anwendung eines verheerenden Vernichtungsmittels.
Ich schüttelte deshalb den Kopf. Der Kleine sah mich zweifelnd an, dann steckte er die Mikro-Fusionsladung weg. Mir waren die vielen Menschen eingefallen, die hier ganz in der Nähe schlafen mußten. Möglicherweise waren Unschuldige und Erpreßte darunter.
»Abwarten«, flüsterte ich dem Kleinen zu. »Wenn wir angegriffen werden, wehren wir uns. Vorher keine harte Aktion.«
Er nickte. Ich lauschte nach oben. Die Rolltreppe war stillgelegt worden. Natürlich konnte man sie trotzdem ersteigen, es war nur nicht so bequem.
Ich begann zu spurten. Wir erreichten das nächste Deck. Wieder war niemand zu sehen. Langsam wurde mir unheimlich. War dieses gewaltige Unterwasserschiff denn plötzlich ausgestorben? Man hätte doch wenigstens einige Schritte hören müssen.
Wir stiegen weiter. Die Umgebung wurde prächtiger und luxuriöser. Das letzte Deck schafften wir auch noch, doch dann begannen die Schwierigkeiten.
Vor uns lag der lange, breite Gang, den wir vor Stunden durchschritten hatten. Weiter vorn öffnete sich der Eingang zu dem Aussichtssaal. Dahinter befand sich der mysteriöse Raum Seiner Exzellenz.
Bei einem Überwasserschiff wäre es nun fraglos weiter nach oben gegangen. Auf einem U-Boot nicht. Wir waren bereits auf dem obersten Deck. Wenn wir also eine nach oben führende Treppe fanden, konnte sie nur noch eine Verbindung hoch zum Turm und damit zur Zentrale herstellen. Dort aber sollte es nach Relings Worten eine zweite Wasserschleuse geben, was für so große U-Boote als normal anzusehen war.
Logisch aufgeschlüsselt hatten wir das Problem, nur wußten wir nicht, wo es nun nach oben ging.
Wir lauschten angespannt in alle Richtungen. Vor einigen Augenblicken hatten wir in weiter Entfernung Schritte vernommen. Das Geräusch war nach unten zu abgeklungen. Anscheinend war jemand in die Tiefen des mächtigen Rumpfes hinabgestiegen.
»Wir müssen nach vorn«, flüsterte ich. »Wir sind wahrscheinlich noch nicht im vordersten Drittel des Druckkörpers.«
»Vor ›seinem‹ Zimmer werden Posten stehen!« gab der Kleine folgerichtig zu bedenken.
Ich hob die Schultern. Die Zeit wurde immer knapper. Wenn man unsere aufgeschweißte Kabinentür entdeckte, mußte in Sekundenschnelle der Teufel los sein.
Ich hetzte in geduckter Haltung los. Dicht vor den breiten Glastüren des Aussichtssaales bot eine vorspringende Ecke eine gute Deckungsmöglichkeit. Ich glitt auf den Boden nieder und wartete auf Hannibal. Er eilte herbei und duckte sich ebenfalls.
Vor uns beschrieb der Gang einen weiten Bogen. Was dahinter lag, wußten wir nicht. Dagegen stand es fest, daß die Konstrukteure der NAGOJA die Treppe bestimmt nicht in den großen Fenstersalon gelegt hatten.
Als ich noch grübelte und bemüht war, den Bootsriß logisch zu erfassen, klang weiter vorn ein Geräusch auf. Es waren schnelle, jedoch kaum vernehmbare Schritte. Jemand stieg eine Treppe hinab. Ich hatte das Gefühl, als wäre der Unbekannte gar nicht so weit entfernt. Trotzdem klangen die Schritte eigenartig gedämpft. Hannibal rannte zur Tragsäule auf der anderen Gangseite hinüber.
Die Mündungen unserer Waffen glitten langsam nach oben. Das primitive Magazin mit den unverkleidet eingesteckten Geschossen lag in meiner Hand. Vorsichtshalber schob ich den Zündversteller an der Zuführungsschiene auf »N«.
Da die Geschoßspitzen zwangsläufig den Widerstand passieren mußten, konnte auf diese Art der Mikrozünder abgeschaltet werden. Die gefährlichen Thermoladungen konnten somit beim Aufschlag nicht explodieren.
Als
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