Kodezeichen Großer Bär
einer normalen Waffe abgefeuert hätte.
Es war mühevoll, die einzelnen Projektile aus den sorgfältig konstruierten Verstecken zu ziehen und sie in das Magazin zu füllen. Als die Waffen klar waren, gab Hannibal ein kurzes Zeichen.
Nachdem wir die anderen Gegenstände griffbereit in den Außentaschen verstaut hatten, war es soweit. Immer noch unter der Decke liegend, schlüpfte ich äußerst vorsichtig in die Uniform und ließ die Verschlüsse zurasten. Dann lauschten wir nur noch.
Hannibal atmete tief und gleichmäßig. Gelegentlich ließ er ein Schnarchen hören, das in einem Räuspern endete.
Ich verständigte mich mit ihm durch Augenzeichen. Es war wenige Minuten vor Mitternacht. Länger durften wir nicht zögern.
Die Lampe über der Tür war jetzt beinahe zu hell. Immer wieder starrte ich zu dem umgedrehten Einstellschalter der Heizung hinüber. Das Gefühl warnte, obwohl der Verstand genau wußte, daß es eine Beobachtung nicht mehr geben konnte. Es kam nur darauf an, Geräusche zu vermeiden.
Millimeterweise schob ich die Decke zurück und setzte die Füße langsam auf den Boden. Hannibal erhielt sein Zeichen. Das leise Zischen des Pneumolagers wurde übertönt, als er sich geräuschvoll auf die andere Seite drehte. Im gleichen Augenblick stand ich fest auf den Füßen.
Einige lautlose Sprünge brachten mich zur Tür. Jetzt hatte ich mich sowieso aus dem Erfassungsbereich der Optik entfernt. Ich lauschte.
Hannibal verfolgte meine Bewegungen mit den Augen. Ich hob die Hand. Es war alles in Ordnung.
Äußerst vorsichtig öffnete ich die innere Tür. Das schalldichte Verkleidungsmaterial war feuerfest. Also konnte ich den heißen Abbrand der Schmelzfolie riskieren.
Auf der NAGOJA waren sogar die Scharniere in bester Ordnung. Die Tür schwang geräuschlos zurück. Ich trat in den etwa fünfzig Zentimeter tiefen Zwischenraum, klemmte den rechten Fuß gegen die halboffene Schwingtür und begutachtete dann das Schloß des starken Stahlschotts.
Mein Maß stimmte genau. Zehn Zentimeter unter meiner rechten Hüfte mußte der breite Riegel liegen.
Die Abdeckfolie des schmalen Thermonitstreifens gab unter dem Zug der Finger nach. Ich nahm nochmals Maß, ehe ich den selbstklebenden Streifen quer über die Riegelhalterung preßte. Beim Abbrand mußte ein fingerbreiter, etwa sieben Zentimeter langer Schmelzschnitt entstehen.
Hannibal hüstelte. Es war noch immer alles in Ordnung. Ich hatte längst mein Ohr gegen das Metall gepreßt. Draußen klangen keine verdächtigen Geräusche auf. Trotzdem lauschte ich weiter und überprüfte dabei meinen Tascheninhalt. Es war erstaunlich, was uns das Ausrüstungsteam alles in die Uniformen hineingepackt hatte.
Als draußen alles still blieb, entschloß ich mich, auf die Anwendung des Betäubungsgases zu verzichten. Es hätte lange gedauert, bis es von der Luftumwälzanlage in jeden Raum befördert worden wäre. Unter Umständen hätte ich damit den Ausbruch gefährdet.
Wenn ich allerdings Wachen gehört hätte, wäre keine andere Wahl geblieben.
Ich gab Hannibal ein letztes Zeichen, ehe ich den Daumennagel kräftig gegen die winzige Zündkapsel preßte.
Es entstand ein leises, knallendes Geräusch, dann zündete der Schmelzstreifen über seine gesamte Länge hinweg. Grellweiße Glut stach in meine Augen. Eine kurze Hitzewelle streifte mein Gesicht.
Ich schloß krampfhaft die Augen, sprang zurück und drückte die schallfeste Innentür hinter mir zu. Das helle Zischen wurde unhörbar.
Die Einsatzwaffe lag in meiner Hand. Nun gab es kein Zurück mehr! Wenn wir jetzt entdeckt wurden, ging es beiden Parteien an den
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