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Köhler, Manfred

Köhler, Manfred

Titel: Köhler, Manfred Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irrtümlich sesshaft
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enger, mal weiter, mal kürzer, mal länger. Aber was brachte es, das aufzuzählen? Was unterschied diese neue Kollektion von der vorherigen? Wie alt mochte wohl die Nichte der Dame Guttler sein? Schon über 25? Ob sie mit hier im Saal war?
    Er sah sich um. Ellen war mit ihren Kameras rund um den Laufsteg unterwegs, Frau Guttler hinter der Bühne. Was hielt ihn hier eigentlich? Lothar Sahm stand auf und huschte gebückt durch die Stuhlreihen zum Ausgang.
    Der Guttlersche Messestand erstreckte sich direkt neben der Tür vom Saal zum Foyer. Sarah saß auf einem Stuhl und studierte ein Brautmoden-Magazin. Ein deutsch-englisches Wörterbuch lag griffbereit. Überrascht sah sie ihn an.
    „I need the restrooms“, sagte er verlegen grinsend und tat so, als bliebe er ganz zufällig an ihrem Stand stehen. Dabei hatte er sich drinnen sehr sorgfältig überlegt, wie er in korrektem Amerikanisch die Frage zu stellen hatte, ob es ihr hier in Wallfeld denn gefalle. Eifrig nickte sie: „Oh yes, I like it very much!“
    Sie blätterte beiläufig in ihrem Katalog. Ob sie gerade Deutsch lerne, wollte er wissen. Er nahm es in Kauf, eine doofe Frage zu stellen. Sie erklärte ihm freundlich, dass sie erst „ein bissken german“ verstehe, aber den Klang der deutschen Worte liebe, immerhin sei es die Sprache ihrer Mutter, und sie bedauere es sehr, dass sie nicht damit aufgewachsen sei.
    Jetzt waren ihm auch die doofen Fragen ausgegangen, er verdrückte sich zur Toilette. Auf dem Rückweg fragte er noch, wie lange sie denn in Wallfeld bleibe. Oh, das wisse sie noch nicht genau, aber schon noch ein paar Monate. Er lächelte und ging wieder in den Saal.
    Die Show erreichte, kaum saß er wieder auf seinem Sitz, mit großem Tamtam ihren Höhepunkt. Der Moderator ließ eine komplette Hochzeitsgesellschaft aufmarschieren und überschlug sich mit witzigen Sprüchen. Für das Abschlussfoto der Modenschau erklomm die Veranstalterin noch einmal die Bühne, sie verabschiedete ihre Gäste mit den herzlichsten Wünschen und vielen „Uhuhuhs“.
    Ellens Holzfällerhemd war durchgeschwitzt, als sie zu ihrem Platz zurückkam und sich ihre Jacke schnappte.
    „Ich mache mich gleich morgen Früh ans Entwickeln“, versprach sie.
    „Entwickeln?!“
    „Ja, ich halte nichts von Digitalkameras. Morgen Nachmittag können Sie die Abzüge haben. Komm mich doch im Camper besuchen.“
    Er war irritiert – von ihrer wiederholten Einladung wie auch von ihrem plötzlichen Wechsel zum Du.
    „Ach wo, keine Eile, es reicht am Montag. Wir können uns zur Auswahl bei Frau Guttler treffen.“
    „Na dann los, machen wir gleich was mit ihr aus.“
    Als Ellen und er im Gedränge endlich an der Tür von der Halle zum Foyer ankamen, hatte Rosa Guttler über Schleichwege bereits ihren Stand erreicht. Mit dem Ende der Modenschau war aber für die Leute auch das Ende der Messe markiert, sie standen Schlange zum Ausgang.
    Unter den wenigen Besucherinnen, die noch einmal kurz zum Brautmodenstand kamen, fiel Lothar Sahm eine etwas blasse junge Frau mit einem großgeblümten Hut auf, der auf ihrem Kopf saß wie eine umgestülpte Einkaufstasche. Er hörte Rosa Guttler mit ihr plaudern: ...besser erst Mitte nächster Woche zur Anprobe kommen, habe in den nächsten Tagen viel zu tun, Abbau, Messenachbearbeitung, jajaja, war alles ein Riesenerfolg, das schon, aber jetzt steht die Pressearbeit an, da hier, der Herr mit Fototasche, stellvertretender Rundschau-Chef, zeichnet persönlich verantwortlich für eine Beilage zur Messe...
    Plötzlich war das Interesse der jungen Frau mit Hut geweckt. Sie kam die paar Schritte zu ihm herüber.
    „Dann sind Sie der Lothar Sahm?“
    „Ja, bin ich.“
    „Das freut mich.“
    Sie schüttelte ihm die Hand.
    „Ich studiere Germanistik und im Nebenfach Journalismus. Wir sind in einem Workshop schon mal einen Ihrer Artikel durchgegangen.“
    „Ehrlich?“
    „Ja, als Positiv-Beispiel. Mich wundert, dass Sie nicht zu einer überregionalen Zeitung oder zu einer Illustrierte wechseln. Angebote haben Sie doch sicher.“
    „Eigentlich nicht. Ich bin auch gar nicht auf eine Zeitungskarriere aus, ich schreibe lieber eigene Geschichten.“
    „Was denn für Geschichten?“
    „Och, na ja“, druckste er herum. Er war froh, dass die Begleiterin der jungen Frau zum Aufbruch drängte.
    „Ein nettes Mädel“, sagte Rosa Guttler, derweil sie Prospekte und Kataloge einsammelte und stapelte. Das Foyer rund um den Brautmodenstand hatte sich geleert, auch

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