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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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herab.
    »Dürfte ich den Ausweis noch einmal sehen?«
    Die Kommissarin schaute den Mann in der Tür überrascht an, zog jedoch den Ausweis ein zweites Mal aus der Tasche und zeigte ihn vor. Marius Sandmann nahm ihn entgegen, musterte das Papier in Ruhe von beiden Seiten und gab ihn der Polizistin mit dem gleichen unbeteiligten Gesichtsausdruck zurück. Paula Wagner entschied in diesem Moment, dass sie Marius Sandmann nicht mochte.
    »Danke. Kommen Sie doch rein.«
    Die beiden Beamten betraten einen engen Flur, der Detektiv führte sie in eine kleine Küche, in deren Mitte ein Tisch als Besprechungs- und scheinbar auch als Schreibtisch diente. Ein Laptop stand darauf, den der Detektiv herunterklappte, bevor die Kommissarin etwas auf dem Bildschirm erkennen konnte.
    »Wir sind gekommen, um über Ihren Chef zu reden. Gunter Brock.« Bergkamps freundliche und gleichmütige Stimme ging Paula Wagner manchmal gehörig auf den Keks. Sie fiel ihrem Vorgesetzten ins Wort.
    »Seine Leiche wurde heute Morgen im Inneren Grüngürtel gefunden.« Was auch immer sie für eine Reaktion erwartet hatte, Paula Wagner bekam sie nicht. Der junge Mann schaute sie mit dem gleichen ausdruckslosen Gesicht an wie zuvor an der Tür. Im Vergleich zu diesem Schnösel war Hannes Bergkamps Gesicht ein offenes Buch. Verdammt!
     
    Marius zuckte nicht mit den Augenwinkeln, als die kleine, untersetzte Polizistin mit den aschgrauen Haaren ihm von Brocks Tod erzählte. Obwohl er das Gefühl hatte, es zöge ihm jemand den Boden unter den Füßen weg. Alles verrutschte, nichts stimmte mehr. Brock konnte unmöglich tot sein. In seinem Kopf stürmten die Fragen und Gedanken nur so auf ihn ein. Das war gut, hielten sie die Gefühle, die gleichzeitig in ihm hochkamen, zurück. Inmitten dieses Chaos, das die Nachricht auslöste, und in angstvoller Erwartung dessen, was die Polizistin noch sagen würde, entschied sich Marius dafür, sich zunächst auf das zu konzentrieren, was er tun konnte. Zuhören. Mehr erfahren und eine von Brocks Grundregeln befolgen: selber nichts sagen. Er wandte sich an den Polizisten, Hannes Bergkamp. Einen ruhig wirkenden Mann Ende 40, der bisher wenig gesagt hatte.
    »Was ist geschehen?«
    »Nun, zum Tathergang können wir aktuell noch nichts sagen. Bitte haben Sie dafür Verständnis. Uns würde eher interessieren, ob Sie uns irgendetwas über Brock mitteilen können? Irgendetwas, was von uns für Interesse sein könnte?«
    »Woran haben Sie beide denn zuletzt gearbeitet?«
    »Nichts Besonderes. Die Auftragslage ist nicht so gut. Woran der alte Mann, Brock, gerade gearbeitet hat, kann ich Ihnen gar nicht sagen.«
    »Aber Sie arbeiten schon hier?«
    »Ja, ich bin hier so eine Art Hilfskraft.« Marius lächelte, als wäre ihm das ein wenig peinlich. Was genau genommen auch stimmte.
    »Eine Hilfskraft, die man besser aus allem raushält, oder was?«
    Die Polizistin konnte schnell bissig werden, bemerkte Marius. Er dachte an Gunter Brock und bemühte sich weiter, freundlich zu lächeln.
    »Dürfen wir uns ein wenig umsehen?«, setzte Hannes Bergkamp das Gespräch fort.
    »Natürlich. Tun Sie das.«
    »Sie wollen keinen Durchsuchungsbefehl sehen?«
    »Ich vertraue Ihnen.« Marius vertraute vor allem Brocks Neigung, keine Aufzeichnungen zu machen und nichts im Büro liegen zu lassen, das irgendwie sinnvoll oder nützlich sein könnte. Die oft knappen, immer chaotischen Dossiers abgeschlossener Fälle landeten ohnehin auf Marius Arbeitsplatz, dem Küchentisch, von dem aus der jüngere Detektiv sie in einen alten Aktenschrank im Keller räumte. Dennoch schenkte er der kleinen Polizistin sein unschuldigstes Lächeln. Hoffentlich blieben die beiden nicht mehr lange! Seine Knie wurden weich, seine Nase lief wie bei einem heulenden Kind, das man gerade geschlagen hatte.
    Der alte Detektiv mit dem Schnäuzer und der Halbglatze, die er draußen immer unter einem karierten Pepitahütchen versteckte, war tot, und langsam, ganz langsam sickerte diese Nachricht in Marius Sandmanns Bewusstsein ein.
    Er beobachtete die beiden Beamten, wie sie sich in Brocks Büro umsahen: neugierig, routiniert, ohne große Emotionen. Marius lehnte am Türrahmen von Brocks Büro. Sie schauten sich um, hoben ein paar Papiere auf, aber fanden nichts, was ihr Interesse weckte.
    »Wo bewahrte ihr Chef die Unterlagen seiner Fälle auf?«
    Marius tippte sich an die Stirn. »Hier. Er war nicht der große Berichteschreiber.« Nein, Freundschaft würde er mit der dicken

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