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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Bild vor seinen Augen zusammen. Ein weißer Kachelfußboden, nur wenig entfernt eine ebenso weiße Wand, er sah die untere Hälfte eines Mantels, versuchte den Kopf so weit zu drehen, dass er mehr sehen konnte, der Schmerz im Kopf ließ ihn fast wieder in die Bewusstlosigkeit zurücksinken. Doch das Bild fügte sich nun zum Flur von Brocks Wohnung zusammen.
    Er spürte etwas Schneidendes an seinen Händen, versuchte sie zu bewegen, um sich abzustützen und langsam aufzurichten. Aber seine Hände stießen nach einer kurzen Bewegung auf einen kalten, metallischen Widerstand. Jemand hatte ihm Handschellen angelegt.
    Für einen Augenblick hielt er inne und dachte nach. In einem natürlichen Reflex versuchte er, seine Hände aus den Handschellen herauszuwinden. Vergeblich. Stattdessen stützte er den Kopf vorsichtig auf sein Kinn, ignorierte die Erkenntnis, dass er einen Brummschädel hatte, und schaute sich im Flur um.
    Etwa zwei Meter vor ihm saß jemand im Schneidersitz, das Gegenlicht aus der Wohnzimmertür blendete ihn, sodass er kaum mehr als eine Silhouette erkennen konnte. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Lichtverhältnisse. Die Gestalt regte sich nicht. Sie betrachtete ihn. Nicht mehr. Marius senkte kurz den Blick, da eine Welle von Schmerz durch ihn hindurchfuhr. Er hob seinen Kopf und sah, dass die Gestalt unverändert vor ihm saß. Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Gegenlicht. Die Person wirkte nicht sehr groß, eher zierlich, kurze blonde Haare waren glatt an den Kopf gekämmt und ein paar eisblaue Augen schauten den Detektiv aufmerksam an. Der Blick der Frau, die da vor ihm saß, hatte etwas Analytisches an sich, so als zerlegte sie in Gedanken seine Person, als betrachte sie ein Kunstwerk. Sie trug ein schwarzes Kapuzenshirt unter einer Lederjacke, eine schwarze, weite Stoffhose und ebenso schwarze, aber mit roter Lackfarbe bemalte Leinensneaker. In ihrer linken Hand hielt sie ein Elektroschockgerät.
    Marius versuchte etwas zu sagen, merkte aber, dass seine Zunge wie ein aufgedunsener Ball in seinem Mund lag. Die Frau schwieg ebenfalls, und so lagen und saßen sie sich einige Minuten stumm gegenüber. Der Detektiv durchdachte seine Situation und kam zu dem Ergebnis, dass sie recht einfach war: Er konnte nichts machen. Außer mit der Frau zu reden und herauszufinden, was hier überhaupt passiert war. Dazu brauchte er seine Stimme.
    Also wartete er geduldig. Solange sich die Frau nicht bewegte, hatte er nichts zu befürchten. Bewegte sie sich, hatte er gefesselt kaum eine Chance gegen sie. Die Frau nahm einen Zeichenblock und einen Stift in die Hand, beides hatte sie neben sich abgelegt, und zeichnete, Marius betrachtend, einige schnelle Striche auf das oberste Blatt.
    »Sehe ich gut aus?« Endlich, Marius hatte seine Stimme wieder. Wenn er auch nicht sicher war, ob die Frau seine lallende Aussprache verstanden hatte. Jedenfalls beendete sie in Ruhe ihre Zeichnung, dann legte sie Stift und Papier wieder beiseite.
    »Ein bisschen mitgenommen.«
    Marius nickte. »Wer bist du?«
    »Wer will das wissen?«
    Marius stöhnte leise auf. Dämliche Gegenfragen waren nicht das, was er gerade brauchte. Die Frau hielt den Elektroschocker in die Höhe.
    »Um kurz die Spielregeln zu erklären: Ich habe dieses schicke kleine Elektroschockgerät, das übrigens hochgradig illegal ist, du hast die Handschellen – und zwar um deine Handgelenke. Ich frage. Du antwortest.« Die Frau machte eine kurze Pause. »Verstanden?« Marius nickte. »Also: Wer bist du?«
    »Marius Sandmann, Privatdetektiv. Ich bin Angestellter von Gunter Brock, der in dieser Wohnung lebt. Lebte. In meiner Hosentasche steckt mein Ausweis.« Mit einer ebenso schnellen wie fließenden Bewegung verließ die Frau ihre Sitzposition, kam ohne sich aufzurichten auf Marius zu, hielt ihm das Elektroschockgerät wie beiläufig an den Hals und griff mit der anderen Hand in seine Gesäßtasche, um sein Portemonnaie hervorzuholen. Danraufhin zog sie sich genauso zurück – als würde jemand die Szene zurückspulen, dachte Marius. Ihre Bewegungen erinnerten ihn an eine Schlange.
    Die Frau hatte jedoch offenbar einen gänzlich anderen Gedanken. »Geiler Arsch.« Sie klappte das Portemonnaie auf und zog seine Lizenz hervor. Dann warf sie Portemonnaie und Ausweis vor Marius’ Nase. »Ich mag keine Privatdetektive.«
    »Wovor hast du Angst?«
    »Ich hab keine Angst.«
    »Natürlich nicht. Deswegen gehst du ohne Vorwarnung mit dem Elektroschocker auf

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