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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Polizistin heute nicht mehr schließen. Zumindest dem Blick nach zu urteilen, den sie ihm zuwarf. Doch jetzt musste er schnell sein Gesicht wegdrehen. Keine Gefühle zeigen, Profi sein. Auch einer von Brocks Grundsätzen. Tränen schossen Marius in die Augen. Schnell ging er in die Küche zurück. Kurze Zeit später folgten ihm die beiden Beamten und verabschiedeten sich. Zum Glück hatte er sich wieder halbwegs im Griff. Bergkamp drückte ihm seine Karte in die Hand.
    »Falls Ihnen noch etwas einfällt.«
    Marius nickte und brachte die Polizisten zur Tür. Als er sie fast schon geschlossen hatte, drehte sich Paula Wagner noch einmal um. »Wo waren Sie eigentlich in der vergangenen Nacht?«
    »Zu Hause. Schlafen.«
    »Allein, vermute ich.« Marius nickte. Dann sah er den Beamten kurz nach, wie sie die Treppe hinuntergingen, schloss die Tür und heulte los.
    »Was für ein kalter Fisch!« Paula Wagner machte aus ihrer Abneigung keinen Hehl. Sie saß am Steuer von Bergkamps Wagen und stand im Stau auf der Venloer Straße. Ihre Finger trommelten auf dem Lenkrad. Bergkamp saß neben ihr und beobachtete das lebendige Treiben auf den Bürgersteigen. Es erstaunte ihn immer noch, wie wenig die Welt sich vom Tod beeindrucken ließ.
    »Vor allem hat er uns keinen Schritt weitergebracht.«
    »Wie sollen wir weiter vorgehen?«
    »Wir durchleuchten das private Umfeld Brocks, versuchen herauszufinden, ob irgendwelche alten Rechnungen zu begleichen waren, und hoffen, dass die Spurensicherung etwas Brauchbares findet.«
    »Wir sollten uns auch diesen Detektiv noch einmal genauer anschauen.« Der Wagen vor ihr fuhr los. Paula Wagner gab Gas.
     
    Nachdem er sich wieder etwas gefasst hatte, nahm Marius Sandmann sein Handy und wählte Brocks Nummer. Vielleicht war alles nur ein großer Irrtum? Auch wenn das kaum möglich war, und natürlich blieb es bei dem vertrauten, leblosen Tuten des Freizeichens. Marius steckte das Telefon weg. Was war Brock widerfahren? Die Polizisten hatten nichts gesagt. Nichts über die Todesursache, nichts über die Tatumstände. Marius klappte den Laptop wieder auf und schaute die Internetseiten der Kölner Zeitungen durch. Da stand noch nichts von einem Mord. Er sprang auf. Irgendetwas musste er tun. Nur was? Kurz überlegte er, sich mit einer spontanen Trainingseinheit abzulenken, obwohl er wusste, dass das sinnlos war.
    Schließlich ging er in Brocks Büro und sah sich um. Er rechnete nicht wirklich damit, etwas zu finden, doch alles war besser als am Küchentisch zu sitzen und auf Nachrichten zu warten. Der Schreibtisch und die kleine Ablage gaben erwartungsgemäß nichts her. Marius fand ein paar alte Kritzeleien, die Brock während seiner Telefonate angefertigt hatte, alte Wäschereirechnungen, einen Essensbeleg und in den Schubladen verschiedenste Büroartikel, Papier, Hefter, Büroklammern, Stifte. Alles sah aus, als habe es Brock vor Jahren einmal gekauft, planlos in den Schubladen verstaut und nie wieder angerührt. In der schmalen Schublade ganz oben entdeckte Marius doch noch etwas, das ihm weiterhelfen konnte. Brocks Wohnungsschlüssel und die Zweitschlüssel für Brocks Auto, einen alten durchgerosteten Renault 19, von dem Marius gar nicht genau wusste, wo er stand. Dennoch nahm er beide Schlüssel an sich und verließ das Büro.
    Brock wohnte wie Marius nicht weit vom Büro entfernt in der Glasstraße, einer Parallelstraße zur Wißmannstraße. Marius erinnerte sich, dass er vor Jahren bei ihm gewesen war, als sie gemeinsam im Kaufhaus gearbeitet hatten. Er wusste noch, dass die Wohnung gar nicht dem entsprach, was er erwartet hatte. Brock wirkte auf ihn immer ein wenig spießig, ländlich, doch selbst Marius musste zugeben, dass Brocks Einrichtung cool war. Zumindest damals. Zudem erinnerte er sich daran, dass sie sich ziemlich betrunken hatten und dass er am nächsten Morgen spät auf Brocks Sofa aufgewacht war. Irgendwann musste er einfach eingeschlafen sein. Dennoch trug er keine Schuhe mehr und lag unter einer warmen Steppdecke, als er aufwachte. Neben ihm standen ein Glas Wasser und eine Schachtel Aspirin. Brock selbst schnarchte laut in seinem Schlafzimmer.
    Jetzt stand Marius wieder vor diesem schmucklosen Zweckbau aus den 70er-Jahren, in dem Brock lebte, so lange, wie Marius ihn kannte. Gekannt hatte, korrigierte er sich bitter. Er schloss die Tür auf und betrat einen mit Steinfliesen ausgelegten Flur, der ihn an eine Arztpraxis erinnerte.
    Zunächst kontrollierte er Brocks

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