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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nicht, dass er der Erste war, der das Schicksal des alten Mannes offenbar bedauerte.
    »Haben Sie ihn gekannt?« Hochkirchen schaute Marius überrascht an.
    »Nein, wir sind uns nie begegnet«, der weißhaarige Mann schnaubte kurz, »unsere Lebenswege waren vielleicht doch etwas zu unterschiedlich. Wie kommen Sie darauf, dass wir uns kennen sollten?«
    »Es hätte ja sein können, dass Sie ihm auf seiner Suche nach der Kreuzigung begegnet sind.« Hochkirchen grinste über das ganze Gesicht. Dann schlug er den kleinen weißen Ball mit voller Wucht über das Grün.
    »Sie wollen wissen, ob ich etwas mit seinem Tod zu tun habe?« Nach dem Gespräch mit Direktor Malven war die Offenheit des Geschäftsmannes fast eine Wohltat. Ohne auf eine Antwort zu warten, packte Hochkirchen seinen Schläger in einen kleinen Rollwagen und marschierte los in die Richtung, wo der Ball heruntergekommen sein musste.
    »Haben Sie?«
    Der Geschäftsmann lachte aus tiefstem Herzen. »Natürlich nicht. Warum sollte ich? Schließlich habe ich selber ein Interesse daran, dass das Bild wieder auftaucht. Falls Sie es schon vergessen haben sollten: Dieses Bild gehört meiner Familie.«
    »Es gehört dem Wallraf-Richartz-Museum.«
    »Nun, darüber werden sich meine Familie und das Museum zu gegebener Zeit sicher verständigen.« Marius zweifelte nicht einen Augenblick an dieser Aussage, und im Grunde zweifelte er auch nicht daran, wie diese Verständigung aussehen würde. »Ich nehme nicht an, dass das Museum den Auftrag aufrechterhält?«
    »Das kann man nicht sagen.«
    »Dachte ich mir.« Hochkirchen griff in seine Hosentasche und holte ein Bündel zerknitterter Fünfhunderteuroscheine hervor. Marius war leicht perplex. Was auch immer seine Vorstellung von Männern wie Hochkirchen und ihrem Verhältnis zu Geld war, dass sie es wie Schuljungen zusammengeknüllt in der Hosentasche trugen, hatte er nicht erwartet. »Ich kenne Ihre Honorarvorstellungen zwar nicht, jedoch, die Familie Hochkirchen wäre sehr daran interessiert, zu erfahren, was Sie bisher herausgefunden haben.«
    »Ihr Angebot ehrt mich.« Marius bezweifelte diesen Satz, allerdings gab es keinen Grund, unhöflich zu sein. Noch nicht. »Bisher haben wir nicht so viel herausfinden können«, fuhr er fort. Hochkirchen stoppte neben dem Golfball, der einige Meter von einem Sandloch entfernt auf dem Grün lag, kurz vor ein paar sorgfältig gestutzten Büschen. Mit Sorgfalt wählte er einen Schläger aus und prüfte in aller Ruhe seinen nächsten Schlag.
    »Genug, um jemanden dazu zu bringen, Ihren Chef an ein Kreuz zu nageln. Sie und ich wissen, was dahintersteckt, auch wenn die Polizei eine andere Spur verfolgt.«
    »Sie sind gut informiert.«
    »Das gehört zu meiner Arbeit.«
    »Es gehört zu Ihrer Arbeit, sich über den Fortgang polizeilicher Ermittlungen in einem Mordfall zu erkundigen?«, fragte Marius. Hochkirchens Miene verdunkelte sich für einen kurzen Augenblick. Aus dem jovialen Plauderer der ersten Minuten wurde wieder der schwarze Gorilla.
    »Alles, was für mich und meine Familie von irgendeinem Interesse sein könnte, gehört zu meinen Aufgaben. Wenn es jemanden in meiner Familie interessiert, woran Sie arbeiten, wo Sie Ihre Brötchen kaufen, obwohl Ihr Kontostand heute Morgen bei 34,57 Euro im Soll stand, dass Sie in Ihrem Büro nicht einmal einen eigenen Schreibtisch haben oder dass Sie jeden Morgen neben Ihrem Bett, in dem Sie allein schlafen, ein 30 Minuten langes Sportprogramm durchziehen, gehört es zu meinen Aufgaben, das zu wissen.« Hochkirchens Blick schien Marius zu durchleuchten. Der Gorilla hatte seine Macht gezeigt und Marius blieb nicht mehr viel übrig, als diese Macht zu akzeptieren. Er schluckte.
    »Sie wissen mehr über mich als ich.« Ein lahmer Scherz. Hochkirchen reagierte erst gar nicht darauf. Stattdessen schlug er den Ball in das Sandloch, wo er neben dem eigentlichen Ziel zu liegen kam.
    »Leider hatte Ihr Chef die schlechte Eigenschaft, keine schriftlichen Aufzeichnungen zu machen. Zumindest keine in Ihrem Büro liegen zu lassen. Deswegen wird die Geschichte für mich wohl oder übel etwas kostspieliger. Weil ich Sie jetzt bezahlen muss, damit Sie mir sagen, was er wusste.«
    Marius sah über den Golfplatz hinüber zu einer Art Lobby oder Café in einem improvisierten Zeltbau. Merheimer stand an der Glasfassade, die den Blick aus dem Inneren auf den Golfplatz freigab, und beobachtete die beiden Männer. Marius musste nicht lange überlegen, wer

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