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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Direktor Malven, bitte.«
    »Ich weiß nicht, ob der Herr Direktor schon im Hause ist.«
    »Fragen sie doch einfach nach.« Marius schenkte der jungen Frau sein freundlichstes Lächeln.
    »Warten Sie bitte hier.« Sie ging zu dem Tresen neben der Garderobe, wo auch die Kassen standen. Marius folgte ihr. Hinter dem Tresen angekommen, nahm sie einen Telefonhörer zur Hand und drückte die 1. Marius konnte das Freizeichen hören und gleich anschließend Malvens Stimme, die der Frau kurz beschied, den Detektiv nicht vorzulassen. Die Frau gab Marius zu verstehen, dass Direktor Malven nicht im Hause sei und wandte sich anschließend den ersten Museumsbesuchern zu, einer Rentnergruppe, die in einem kleinen Pulk vor der Kasse versammelt stand. Marius wartete einen kurzen Augenblick, bevor er über den Tresen langte und sich den Hörer schnappte. Bevor die Frau einschreiten konnte, hatte er die 1 gedrückt und hörte Malvens sonore Stimme im Hörer.
    »Was ist denn noch?«
    »Direktor Malven, verstehen Sie mich nicht falsch. Sie geben uns den Auftrag, eine Lochner-Kreuzigung für Sie zu finden, kurz darauf wird mein Chef ermordet, indem ihn jemand an ein Kreuz nagelt, und Sie verweigern mir ein Gespräch. Da kommt ein Detektiv schon mal ins Grübeln.« Malven setzte zu einer Antwort an, aber Marius wandte sich in diesem Moment an die Reisegruppe, deren Aufmerksamkeit er mit seinen Sätzen erregt hatte. »Nein, machen Sie sich keine Sorgen, der Besuch des Museums ist völlig ungefährlich.«
    »Kommen Sie schon hoch, verdammt noch mal.« Malven legte auf. Marius reichte der Kassiererin den Hörer und lächelte sie freundlich an. »Er ist gerade zur Tür hereingekommen. Danke, ich finde den Weg.«
    Der Detektiv durchquerte das Foyer und schritt auf die Glastür zu, die zu den Ausstellungsräumen und Büros führte. Ein Wärter kam einen Schritt auf ihn zu, Marius war sich sicher, dass er ihn einfach beiseiteschieben konnte, aber auf ein Zeichen der Kassiererin hin machte er Marius Platz. Marius nickte ihm zu. Mit einem »Danke« verschwand er hinter der Tür und eilte die Treppen hinauf. Er wusste, dass sich das Treppenhaus dort befand, wo früher die Straße In der Höhle verlaufen war und damit aller Wahrscheinlichkeit nach genau an der Stelle, wo Stephan Lochner vor mehr als 500 Jahren die Kreuzigung gemalt hatte. Für einen Augenblick blieb Marius auf dem Treppenabsatz stehen und schaute von rechts nach links, fast so, als hoffte er hier den Meister bei der Arbeit sehen zu können. Natürlich sah er nichts Dergleichen, jedoch blieb ein eigentümliches Gefühl zurück. Eine Spannung zwischen der Veränderlichkeit der Stadt und der Unveränderlichkeit ihrer Orte. Was einmal hier geschehen war, blieb hier geschehen. Ganz gleich, wie sehr sich der Ort auch veränderte. Es war, als könne er seinen Charakter nicht mehr ändern. Nur sein Erscheinungsbild. Mit einem Mal wusste Marius auch, wohin ihn sein nächster Gang führen musste.
    Doch zunächst betrat er zum zweiten Mal in seinem Leben das Büro von Museumsdirektor Anton Malven. Dieses Mal stand Malven vor seinem Schreibtisch, die Arme vor dem Körper verschränkt, als Marius hereinkam. Er begrüßte ihn kurz und wies ihm einen Stuhl vor seinem Schreibtisch zu. Marius aber stellte sich ans Fenster, während Direktor Malven hinter seinem Schreibtisch Platz nahm.
    Das Fenster bot einen schönen Blick in die Gedenkstätte von Sankt Alban hinein und auf das dahinter liegende Gürzenich-Gebäude, Kölns alten mittelalterlichen Festsaal. In der Höhle musste eine gute Wohnadresse gewesen sein zu Lochners Zeiten, dachte Marius. So nah am Geschehen, gleich zwischen Rathaus und Gürzenich. Untypisch für einen Maler, dessen Zunft sich ansonsten in der Schildergasse sammelte. Heute eine Fußgängerzone und eine der meistbesuchten Einkaufsstraßen in Deutschland. Ironischerweise hatte Marius dort seine Karriere als Ladendetektiv begonnen, ein Nebenjob während des Studiums, bei dem er auch Brock kennengelernt hatte.
    »Sie haben die Polizei angelogen.« Marius wandte sich von der Aussicht ab und seinem Gesprächspartner zu. »Sie haben ihnen erzählt, sie hätten uns diesen Auftrag nie erteilt.« Der Museumsdirektor schwieg und starrte den Detektiv einfach nur an. Marius Sandmann trat nach vorne und schlug mit den Fäusten donnernd auf den Tisch. Eine Tasse klapperte, fiel um und rollte auf den Boden. Mechanisch bückte sich Malven und hob sie auf. »Verdammt! Jemand hat Brock an ein

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