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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Hochkirchen seine Informationen verschafft hatte und wie. Was ihn überraschte, war eher, wie bereitwillig Hochkirchen das zugab. Lohnte es sich, herauszufinden, was ihm sein Wissen über den Verbleib des Lochner wert wäre?
    »Leider haben wir nicht Ihre Möglichkeiten«, antwortete Marius. »Uns sind gewisse gesetzliche Grenzen gesetzt. Deswegen haben meine Ermittlungen noch ein paar Lücken. Ich kann Ihnen allerdings versichern, dass ich diese Lücken schließen werde. Vielleicht sind meine Möglichkeiten begrenzter, aber sicher effektiver als Ihre. Sie haben das Bild nicht gefunden. Ich werde es finden und ich werde herausfinden, wer Gunter Brock ermordet hat.« Hochkirchen hielt Marius die Scheine hin. Es hatte aufgehört zu regnen, die Sonne schien kurz zwischen zwei Wolken durch, beleuchtete das Geld wie ein punktgenauer Scheinwerfer und ließ es verlockend strahlen. »Meine erste Aufgabe wird sein herauszufinden, wie das Bild im Zweiten Weltkrieg verschwinden konnte und wo es bis mindestens 1970 aufbewahrt wurde.« Hochkirchen zuckte scheinbar unbeteiligt mit den Achseln und stopfte das Geld zurück in seine Hosentasche.
    »Sie sollten das lieber den Profis überlassen.«
    »Sehen Sie es einmal so: Wenn Sie nicht wissen, wo das Bild in diesen mehr als 20 Jahren zwischen Kriegsende und den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts war, haben Sie ein Interesse daran, dass ich das herausfinde. Wenn Sie kein Interesse daran haben, wissen Sie, wo es damals war.« Mit diesen Worten drehte Marius sich um und stapfte über das feuchte Grün davon. Seine Kapuze war durchnässt, Regenwasser lief ihm die Stirn hinunter, seine Schritte quietschten leicht vor Nässe. Er spürte Hochkirchens feindseligen Blick im Rücken. Marius Sandmann hatte einen neuen Feind. Als er an dem Pavillon vorbeiging, war Jürgen Merheimer verschwunden.

22
    Fast zwei Stunden hatte Marius gebraucht, um von dem Golfplatz wieder zurück in die Stadt zu gelangen. Nachdem er 20 Minuten im wieder einsetzenden Regen eine Bushaltestelle gesucht hatte, saß er eine weitere Viertelstunde in einem zugigen Wartehäuschen, bevor er in einen völlig überhitzten Bus einsteigen konnte, dessen Fahrer die nasse und durchgefrorene Gestalt misstrauisch musterte. Nur Marius’ Statur und ein übellauniger Blick ersparten dem Detektiv eine Bemerkung des Fahrers. Er setzte sich in die letzte Bank und döste dort kurz weg. Fast hätte er die Umsteigehaltestelle zur Linie 1 zurück in die Stadt verpasst.
    Es war früher Nachmittag, als er am Rudolfplatz aus der Bahn stieg. Draußen auf dem Ring ging das Leben seinen gewohnten Gang. Marius nahm eine U-Bahn, um die zwei Stationen bis Christophstraße zu fahren, und machte sich von dort auf zu einem kurzen Fußmarsch hinaus in den Grüngürtel.
    Nach etwa zehn Minuten hatte er den alten Schutthügel erreicht, das rotweiße Absperrband der Polizei flatterte teilweise bereits zerrissen im Wind. Die Stelle war sorgfältig durchkämmt worden. Jenseits des Bandes lagen Kaugummipapiere, Tempotaschentücher und Zigarettenstummel zwischen den Blättern, doch innerhalb des Kreises fand Marius nichts dergleichen. Die Polizei hatte ganze Arbeit geleistet, aber trotzdem hatte Marius das Gefühl, dass ihr dieser Fleiß nicht weiterhelfen würde. Etwa in der Mitte des Kreises fand Marius ein frisches Erdloch von etwa 30 mal 30 Zentimeter Größe. Er schauderte.
    Eigentlich wusste er gar nicht, was ihn an diesen Ort geführt hatte. Aber hier begriff er, dass der alte Mann tatsächlich tot war. Dass irgendwo in dieser Stadt, deren Lärm bis hierher drang, ein Mann frei herumlief, der Gunter Brock an ein Kreuz genagelt und getötet hatte. Marius blickte auf die Stadt und dachte nach.
    Er war überzeugt, dass Hochkirchen wusste, wo das Bild in den 60er-Jahren gewesen war. Das ließ zwei Schlüsse zu. Erstens hatte er das Bild nicht mehr, sonst wäre er nicht so sehr an Marius’ und vor allem Brocks Wissen interessiert gewesen. Zweitens sprach viel dafür, dass er wusste, wie das Bild dem Museum im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen war. Gerade jetzt hätte Marius Malvens Hilfe sehr gut gebrauchen können. Aber er wusste, dass der Museumsdirektor ihm keine Unterstützung mehr gewähren würde. Vielleicht gab es einen anderen Weg? Marius verließ den Hügel und tauchte wieder ein in das Häusermeer der Stadt.
    Nach wenigen Minuten stieg er an der Haltestelle Christophstraße in eine U-Bahn in Richtung Ebertplatz ein. Die Silhouette des alten

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