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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Telefonnummer Rings. Es dauerte einige Zeit, bis der Hörer abgehoben wurde. Marius wartete geduldig, er wusste, dass der alte Mann nicht der Schnellste war. Zu seiner Überraschung meldete sich eine jüngere Männerstimme. Marius bat darum, mit Ring sprechen zu können.
    »Es tut mir leid«, antwortete der Mann am anderen Ende der Leitung, »aber mein Vater ist in der vergangenen Nacht gestorben.«
    »Gestorben? Woran?«
    »Woran alte Menschen so sterben. Herzinfarkt. Der Arzt meinte, es müsse im Schlaf gewesen sein. Er ist einfach sanft eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht.«
    »Verstehe. Dann entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie gestört habe.« Marius schob rasch drei Worte nach, bevor er auflegte. »Und mein Beileid.«
    Peter Ring alias Josef Meingold war tot. Der einzige Zeuge, der die beiden Morde und den Raub aus dem Juni 1943 bezeugen konnte, würde also für immer schweigen. Marius überlegte kurz, dass er sich auch noch um die Geschichte der beiden Opfer von damals kümmern musste. Aber vorher wählte er noch eine andere Telefonnummer. Margot Heilburg meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
    »Marius Sandmann hier, aus Köln, kann ich bitte mit Ihrem Vater sprechen.« Die Frau schluchzte kurz auf.
    »Mein Vater ist tot. Er ist in der vergangenen Nacht an Herzversagen gestorben und …« Die folgenden Worte der Frau gingen in einem Weinkrampf unter. Marius ließ sich nur noch kurz bestätigen, was er schon vermutete. Auch hier ging der behandelnde Arzt von einem natürlichen Tod aus. Marius drückte sein Bedauern über den Tod des Mannes aus, den er gemocht hatte. Dann legte er auf.
    Konnte es ein Zufall sein, dass die beiden einzigen Zeugen des Bilderraubs von ’43 so kurz nacheinander starben? Immerhin hatten beide Ärzte unabhängig voneinander eine natürliche Todesursache in den Totenschein geschrieben. Allerdings vermutete Marius, dass bei Männern über 80 kaum etwas anderes untersucht würde. Zumal, wenn sie scheinbar friedlich im Bett entschlafen waren.
    Es war einfach, alte Männer zu ermorden, dachte der Detektiv. Nur beweisen konnte er das nicht. Auch wenn die Gleichzeitigkeit förmlich danach schrie, dass es sich um Mord handelte und dass jemand die letzten lebenden Zeugen eines Bilderraubs aus dem Zweiten Weltkrieg für immer zum Schweigen gebracht hatte.
    Marius’ Einschätzung nach gab es nur einen Menschen, der ein Interesse daran haben konnte, dass Ring und Heilburg schwiegen. In Gedanken korrigierte er sich: Möglicherweise besaßen auch die Söhne dieses Mannes ein Interesse daran. Wie würde die Polizei reagieren, wenn er ihnen diese Geschichte auftischte? Konnte er Malven überreden, doch mit der Wahrheit herauszurücken? Immerhin ging es mittlerweile um drei Morde, fünf, wenn er die Toten von 1943 mitzählte. War ein Bild fünf Morde wert? Marius wusste, wen er das fragen wollte.
     
    Staatsanwalt Thomas Stein hätte sich zur gleichen Zeit gewünscht, dass ihm niemand eine Frage stellen würde. Er saß in einem Saal, vollgestopft mit Journalisten, neben sich ein schweigsamer Hannes Bergkamp, und sah sich einer ganzen Kaskade von Fragen ausgesetzt, die im Grunde auf zwei Fragen hinausliefen. Erstens: Wie konnte jemand mitten in Köln einen Mann kreuzigen? Zweitens: Wie konnte es sein, dass Polizei und Staatsanwaltschaft bei einer so spektakulären Tat so im Dunkeln tappten?
    Die erste Frage hatte Bergkamp souverän und präzise beantworten können. Wie genau die Tat abgelaufen war, wussten sie mittlerweile ziemlich gut. Was sie nicht wussten, war: Wer hatte diese Tat begangen und warum? Stein sah sich zunehmend unter Druck gesetzt, er hatte das Gefühl, die Presse trieb ihn vor sich her und er würde ihnen etwas liefern müssen, damit sie Ruhe gaben.
    »Bluffen Sie oder haben Sie wirklich keine Spur, Herr Staatsanwalt?« Ein alter Lokalredakteur, der in Steins Augen aussah, als würde er sich an den Ausweichmanövern des Staatsanwaltes weiden. Stein überlegte, Bergkamp sagte schon seit mehreren Minuten gar nichts mehr. Der Staatsanwalt fragte sich, ob es nicht besser wäre, eine Frau wie Paula Wagner mit zu den Pressekonferenzen zu nehmen. Aber er traute der meist schlecht gelaunten und reizbaren Kommissarin nicht über den Weg. Weder, wenn es darum ging, sich an Absprachen zu halten, noch, wenn Diplomatie im Umgang mit den Medien gefordert war.
    »Verstehen Sie bitte, dass ich dazu nichts weiter sagen kann.«
    »Aber ist es richtig, dass christliche Fundamentalisten hinter

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