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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gleichen Möbel, die gleichen Tapeten. Nur das Bild an der Wand fehlte. An seiner Stelle hing eine belanglose Kopie einer Kölner Stadtansicht aus dem 19. Jahrhundert. Marius schob den Druck ein Stück weit beiseite, auf der Tapete zeichnete sich die Umrandung eines kleineren Bildes, das hier ursprünglich einmal gehangen hatte, als helles Viereck deutlich ab.
    »Es hängt schon seit Jahrzehnten nicht mehr hier.« Marius drehte sich um, Walter Hochkirchen stand in der Tür, die linke Hand spielte unruhig mit dem Türknauf.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr Vater Sie ruft.« Der Stadtrat zuckte mit den Achseln, sagte aber nichts. »Wie ist das Bild verschwunden?«
    »Ich weiß es nicht. Unsere Schwester hat immer geglaubt, dass Alexander es sich unter den Nagel gerissen hat. Wie alles andere auch.«
    »Zumindest besitzt er heute das Bild nicht mehr.«
    »Vermutlich hat er es tatsächlich nie besessen. Nicht einmal er hätte sich getraut, unserem Vater sein Liebstes zu rauben.« Walter Hochkirchens Hand ließ den Türknauf los, als er das sagte, und spielte etwas hilflos an der Jacketttasche. Marius erinnerte er in diesem Augenblick an einen kleinen Jungen, den seine Eltern irgendwo vergessen hatten.
    »Wer hat sich dann getraut?« Der Kommunalpolitiker sah sich kurz um.
    »Kommen Sie mit mir in den Garten, dann erzähle ich Ihnen eine Geschichte.« Marius fotografierte mit dem Handy rasch den Raum, ohne dass Hochkirchen etwas merkte, und folgte ihm die Treppe hinunter durch das Wohnzimmer in den Garten, dessen Rasen im Schatten der alten dunklen Bäume und der heraufziehenden Abenddämmerung kalt, grau und tot wirkte.
    Marius konnte den alten Hochkirchen nirgends sehen, Gardinen verwehrten den Blick ins Haus, aber er fühlte die Augen des alten Mannes. Ihn fröstelte.
    Hochkirchen zündete sich eine Zigarette an, zog hektisch an ihr, damit die Glut nicht gleich erkaltete, und bot Marius ebenfalls eine an. Er schüttelte den Kopf und der Stadtrat steckte das Zigarettenpäckchen zurück in die Sakkotasche.
    »Vorweg: Ich weiß wirklich nicht, wer das Bild damals gestohlen hat oder wo es heute sein könnte. Ich habe nur einen Verdacht, und Sie sind der Erste, mit dem ich darüber rede. Ob Sie mir glauben oder nicht, das weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob Sie – oder sonst jemand – in der Lage sind, meine Geschichte zu beweisen. Sowohl mein Vater als auch mein Bruder werden sie abstreiten.« Er saugte an seiner Kippe, bevor er weitersprach. »Elena ist, wie Sie sich denken können, nicht die erste Haushaltshilfe meines Vaters. Heute ist er auf sie angewiesen, es gibt nicht viele Frauen, die sich mit einem alten, mürrischen Greis abgeben. Egal, wie viel er ihnen bezahlt. Früher war das anders. Die Hilfen bei uns im Haus gaben sich die Klinke in die Hand, ich habe schon früh aufgehört, mir ihre Namen zu merken. Bei den meisten kenne ich nur noch den Vornamen – wenn überhaupt. Das Zimmer, nach dem Sie so lange gesucht haben, ist jedenfalls das alte Arbeitszimmer meines Vaters. Wir Kinder durften dort nur selten rein, und als Jugendliche war das nicht anders. Deswegen weiß ich nicht genau, wann das Bild verschwunden ist. Ich erinnere mich aber, dass mir sein Verschwinden das erste Mal im Herbst 1970 aufgefallen ist. Als ich meinen Vater beim Abendessen darauf ansprach, gab es eine Ohrfeige, schließlich hatte ich in seinem Arbeitszimmer nichts verloren, und eine ausweichende Antwort, das Bild sei beim Restaurator. Sie werden verstehen, dass ich danach nie wieder nach dem Bild gefragt habe.«
    »Also ist das Bild irgendwann in der zweiten Hälfte des Jahres 1970 verschwunden?«
    »Das nehme ich an. Zur gleichen Zeit gab es eine heftige Auseinandersetzung mit einer jungen Haushälterin. Elke war ihr Name, ich erinnere mich, weil sie wunderschön war.« Walter Hochkirchen hob entschuldigend die Hände. »Ich war ein hormongesteuerter Junge, damals.«
    »Worum ging es bei dieser Auseinandersetzung?«
    »Können Sie sich das nicht denken?«
    »Denken kann ich mir eine Menge, Herr Stadtrat. Ich will es wissen.« Hochkirchen schürzte die Lippen.
    »Ja, vermutlich. Lassen Sie es mich so sagen: Ich war nicht der Einzige, der Elke attraktiv fand. Mein Vater und wohl auch mein Bruder sahen das ähnlich. Nun …« Wieder zog Hochkirchen an seiner Zigarette. »… sie ließen es sie wohl auch spüren. Mehr als deutlich. Wenn Sie verstehen, was ich meine.« Marius hob leicht die Augenbrauen. »Verdammt, Sandmann,

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