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Kölner Kreuzigung

Kölner Kreuzigung

Titel: Kölner Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Dem Polizisten, der einige Zeit später vor dem Stollen erschien, erzählte Marius die gleiche Geschichte wie dem Förster. Dass er auf der Durchreise gewesen war, kurz zum Pinkeln an den Straßenrand gefahren war, neugierig den Schienen gefolgt sei und das aufgebrochene Tor gesehen hatte. Er hatte nur kurz hereingeschaut und war sofort zusammengeschlagen worden. An mehr könne er sich nicht erinnern.
    Der Polizist nahm die Aussage auf, was sollte er auch sonst tun? Er nahm ihn mit zu einem Arzt im nächsten Dorf, der sich seine Wunden anschaute. Hier auf dem Parkplatz vor dem kleinen stillgelegten Bahnhof fand Marius den Renault wieder. Nur der Schlüssel fehlte. Sein Gegner wusste, wie man jemanden lahmlegte. Also fuhr er mit einem Bus zurück nach Köln.
    Vom Büro aus rief er als Erstes Friederike Brock an. Immerhin musste er sie nach einem Zweitschlüssel für den Renault fragen. Sie verabredeten sich in Brocks Wohnung. Eine Viertelstunde später war er da. Er wartete vor der Haustür, Friederike kam nach einigen Minuten. Ihre blondierten kurzen Haare und die kräftig rot geschminkten Lippen überstrahlten ihr ansonsten wie üblich ausschließlich schwarzes Outfit. Neugierig beäugte die Künstlerin Marius’ aufgeschlagene und lediglich provisorisch verarztete Augenbraue. Er hatte ihr nur kurz erzählt, was ihm im Stollen passiert war. So interessiert wirkte sie nicht an seinem Schicksal, als dass er ausführlicher werden musste. Die Wohnung erschien Marius nach der Kälte des Stollens warm, er legte seine Jacke im Wohnzimmer über einen Stuhl, während Friederike sich auf die Suche nach dem Zweitschlüssel für den Renault machte. Als sie zurückkam, musterte sie die Blutergüsse auf Marius’ Armen.
    »Tut das weh?«
    »Es geht.« Sie berührte den Bluterguss auf dem linken Arm mit dem Zeigefinger. Marius zuckte leicht, woraufhin sie ihre Hand auf den Erguss legte und sanft darüberstrich. Die beiden sahen sich in die Augen, küssten sich und fielen auf dem Sofa des toten Detektivs übereinander her.
     
    Mit dem Zweitschlüssel für Brocks Wagen und mit höchst widersprüchlichen Gefühlen verließ Marius am nächsten Morgen die Wohnung. Bevor er ins Büro fuhr, besorgte er sich bei einem der zahlreichen Mobilfunkläden auf der Venloer Straße einen preiswerten neuen Akku für sein Handy. Im Büro baute er ihn ein und war fast ein wenig überrascht, dass er einwandfrei zu funktionieren schien. Erst dann zog er sein morgendliches Trainingsprogramm durch. Er wollte noch einmal mit Ring reden, bevor er die Familie Hochkirchen mit dem Raub der Bilder und dem Angriff im Stollen konfrontierte.
    Kurz hatte er überlegt, ob der Angriff gar nichts mit der alten Geschichte zu tun hatte und es sich einfach nur um einen willkürlichen Angriff handelte. Aber den Gedanken hatte er rasch verworfen. Da ihn jemand draußen im Stollen zusammengeschlagen hatte, konnte das nur heißen, dass Marius dort hätte etwas finden können, was jemand anderes zur gleichen Zeit verschwinden lassen wollte oder, was wahrscheinlicher und beängstigender war, dass ihn jemand beschattete und auf eine Gelegenheit gewartet hatte, um ihn aus dem Weg zu räumen. Er erinnerte sich an Friederikes Warnung.
    Aber irgendetwas stimmte nicht, irgendetwas passte nicht zusammen. Brock war spektakulär gekreuzigt worden, und er selbst wurde zusammengeschlagen und in einem abgelegenen Stollen eingesperrt. Vielleicht gab es doch einen Zusammenhang? Vielleicht sollte er sogar überleben? Der Gedanke war absurd, doch Marius Sandmann war zu sehr Kunsthistoriker, mit mittelalterlicher Gedankenwelt und christlicher Mythologie vertraut, um die Serie nicht zu erkennen. Brock wurde gekreuzigt, Marius in einem Steingrab beerdigt und war nun wieder auferstanden.
    Aber warum? Das ergab alles keinen Sinn und er glaubte nicht, dass irgendwem ähnlich versponnen-mystische Gedanken durch den Kopf gingen wie ihm. Ausschließen konnte er jedoch nicht, dass er vielleicht schon längst Teil einer Inszenierung war, einer Inszenierung des Mannes, der Gunter Brock gekreuzigt hatte, ihn nun beerdigt hatte und wiederauferstehen ließ, um anschließend was mit ihm anzustellen? In was für eine irrwitzige Geschichte waren sie da hineingeraten, er und sein toter Chef? Wie passte diese uralte Kölner Familie in dieses Bild? Was plante der Mörder als Nächstes, und ging das alles nicht viel zu weit über einen einfachen Bilderraub hinaus?
    Mit diesen Gedanken wählte Marius die

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