Kölner Kreuzigung
zwei Meter hoch und mit einem schmalen Querbalken, lehnte an einem der beiden Polizeiwagen. Die Kommissarin eilte aber zunächst zu dem Krankenwagen, an dessen Tür Staatsanwalt Stein erregt mit einem Sanitäter diskutierte.
»Dieser Mann wird polizeilich gesucht und ich habe einen Haftbefehl gegen ihn«, brüllte Stein dem jungen Rettungssanitäter ins Ohr.
»Dieser Mann ist schwer verletzt, ganz offensichtlich Opfer einer Straftat und braucht zunächst einmal unsere Hilfe. Schicken Sie uns einen ihrer Wachhunde mit, wenn Sie unbedingt wollen, aber lassen Sie uns verdammt noch mal unsere Arbeit machen.«
»Solange ich nicht weiß, ob der Verdächtige nicht nur simuliert, kann ich mich darauf nicht einlassen. Ich will mir selbst ein Bild machen.« Während Staatsanwalt Stein versuchte, den Sanitäter zur Seite zu schieben, packte ihn Paula Wagner und zerrte ihn von der Tür des Krankenwagens weg.
»Sie sind ein Idiot, Stein, und Sie machen jetzt Platz.« Wutentbrannt schaute der Staatsanwalt die Kommissarin an, sagte aber nichts. Stattdessen wandte er sich um und ging zu den Streifenbeamten hinüber, die um das Kreuz versammelt waren.
»Was stehen Sie hier herum? Haben Sie nichts zu tun?«, raunzte er die Männer an. Paula Wagner unterhielt sich kurz mit dem Sanitäter, dann gestattete er ihr einen kurzen Blick auf Marius Sandmann, der mit starrem Blick auf der Trage im Wagen lag. Ein zweiter Sanitäter saß neben ihm und reinigte die Wunden des Detektivs. Gelegentlich zuckte Marius Sandmann zusammen, ansonsten zeigte er keinerlei Reaktion.
»Wie geht es ihm?«
»Der Schock ist das Schlimmste. Die Wunden sind schmerzhaft, aber er wird überleben.«
»Kümmern Sie sich um ihn.« Sie stieg wieder aus dem Wagen, drehte sich jedoch in der Tür noch einmal um. »Auch wenn Staatsanwalt Stein ein Idiot ist, sorgen Sie dafür, dass dieser Mann Ihnen nicht abhanden kommt.«
Entschlossen folgte sie Stein nun zu den Streifenbeamten. Auch Bergkamp war mittlerweile dort angekommen und unterhielt sich leise mit dem Staatsanwalt. Paula Wagner beachtete die beiden nicht weiter und wandte sich an die Besatzung der Wagen.
»Wissen Sie, wo er hergekommen ist?«
»Nicht sicher, aber vermutlich dort drüben heraus. Das Tor ist normalerweise zugesperrt, sagen die Nachbarn. Außerdem haben wir dort Blutflecken gefunden.«
»Haben Sie sich dort umgeschaut?«
»Nein, bisher noch nicht. Wir hatten Anweisung, vorrangig auf den Mann aufzupassen.«
»Anweisung von wem?« Der Polizist blickte nur kurz zu Stein hinüber. Paula Wagner seufzte innerlich, dann stieß sie Bergkamp an und nickte zwei der Streifenbeamten zu. »Wir schauen uns jetzt einmal da drinnen um.«
Staatsanwalt Stein schwieg.
38
Der Sanitätswagen brachte Marius in die Universitätsklinik in Lindenthal. Aus einem Zimmer im achten Stock hatte er einen prächtigen Blick über die nordwestlichen Stadtteile, aber war zu erschöpft, ihn auch nur zu beachten. Am nächsten Tag kam Paula Wagner, stellte eine Reihe von Fragen, die Marius trotz seines Zustandes, so gut es ging, beantwortete. Wagner erzählte ihm, dass die Beweise in der Halle und in Lenaus Haus ausreichten, um Lenau als Mörder von Alberti, Stolz und auch von Brock zu überführen. Überlebt hätte er Marius’ Angriff, wenn die Polizisten rechtzeitig nach ihm gesucht hätten.
»Das mag böse klingen, aber mir ist es ganz recht. Somit ist der Staatsanwalt mehr damit beschäftigt, sich zu rechtfertigen, und lässt mich in Ruhe meine Arbeit machen.«
»Sie haben ihm ziemlich ans Bein gepinkelt, oder?«
»Dabei mag ich Sie noch nicht mal.«
»Ich Sie auch nicht.«
Nachdem das geklärt war, erzählte Marius von den Todesfällen Ring und Heilburg. Paula Wagner machte ihm keine großen Hoffnungen, dass sie dort noch etwas ermitteln konnten. Es sei denn, sie bekäme irgendwoher ein Geständnis. »Gehen Sie davon aus, dass er sie einfach erstickt hat. Zumindest würde ich das so machen. Wenn es irgendwo Spuren gab, sind die mittlerweile versaut.«
»Das gefällt mir nicht.«
»Mir auch nicht. Wir werden uns diesen Merheimer jedenfalls einmal anschauen, und vielleicht kriegen wir auch seinen Boss wegen irgendetwas dran. Aber solange beide dicht halten, werden wir kaum etwas unternehmen können. Gehen Sie also mal davon aus, dass Sie ab jetzt ein paar mächtige Feinde haben.«
»Und wenig Hilfe.«
Paula Wagner stand auf und zuckte mit den Achseln. »Ach übrigens: Das Bild haben wir nicht gefunden. Streng
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