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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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Katalog beiseite und sieht weiter aus dem Fenster. »Wem willst du denn so viele Schüsse verpassen?«
    Slobo richtet sich im Beifahrersitz auf. »Jedem, der es verdient«, sagt er.
    Jetzt sieht Zoltan doch zur Seite. Nur für eine Sekunde fixiert er Slobos Augen. Dann sieht er wieder zu den Hauseingängen. »Wenn wir mit der Frau reden, hältst du schön die Finger still. Hast du mich verstanden?«
    »Ich frage mich, ob wir die Schlampe heute überhaupt noch sehen. Seit Stunden rührt sich niemand. Bist du sicher, dass sie zu Hause ist?«
    Zoltan holt tief Luft. »Es ist Samstag, Slobo. Wahrscheinlich haben die Leute einfach ausgeschlafen.«
    »Worauf warten wir dann noch? Warum gehen wir nicht einfach rein?«
    Zoltan fragt sich, ob Slobo wirklich so dämlich ist, wie seine Frage vermuten lässt. Oder hat er einfach nur keine Geduld? Er kommt zu dem Schluss, dass es ihm egal ist. Jedenfalls hat er keine Lust, ihm noch mal zu erklären, warum er die Polizistin allein sprechen will.
    »Slobo, wir warten. Auch wenn wir bis heute Abend hier sitzen.«
    »Ich bin aber müde.«
    »Du hast den ganzen Vormittag geschlafen, also halt die Fresse und guck dir deine Spielzeugkataloge an!«
    Zuerst wird Slobo rot vor Zorn. In diesem Ton lässt er eigentlich nur seinen Onkel Dragan mit ihm sprechen. Doch dann lacht er laut. »Spielzeug?«, sagt er. »Und das von einem, der mit ’ner Glock rumläuft. Ha!«
    Wegen der Hitze haben sie die Scheiben heruntergelassen. Auf dem Gehweg dreht sich eine Frau mit Kinderwagen nach ihnen um.
    »Kannst du vielleicht leiser reden?«, sagt Zoltan.
    »Ich sag dir nur eins …«
    »Meinetwegen, wenn du danach ruhig bist.«
    »Wenn wir mit der Bullenschlampe reden, bin ich gut ausgerüstet.« Er fasst sich unter die Achsel. Eine Beule im Sakko verrät das Schulterholster. »Kannst du das auch von dir behaupten?«
    »Ich hab alles, was ich brauche«, sagt Zoltan. Er trinkt den letzten Schluck Kaffee. Den leeren Becher stellt er auf die Mittelkonsole neben seine Brille. Er hat die Brille absetzen müssen, weil vom Kaffeedampf die Gläser beschlagen sind. »Aber dein Ton gefällt mir nicht. Wir sind höflich zu der Frau, kapiert?«
    »Höflich? Sonst noch was?«
    »Ja. Das Reden überlässt du mir.«
    Slobo will etwas erwidern, aber da greift Zoltan zur Seite und packt sein Kinn. Er dreht Slobos Gesicht in Richtung Windschutzscheibe.
    »Da, die beiden.«
    Aus dem übernächsten Hauseingang ist ein kleiner blonder Junge auf den Gehweg gelaufen. Ein Mann, ebenfalls blond, folgt ihm. Die Ähnlichkeit der beiden ist auch ohne Brille nicht zu übersehen, eindeutig Vater und Sohn. Es wohnt nur ein einziges Paar mit einem Kind in diesem Haus.
    Slobo befreit sich aus Zoltans Griff und fasst nach dem Türöffner. Zoltan hält ihn am Arm zurück.
    »Warte! Wo willst du denn hin?«
    »In die Wohnung, wohin sonst? Das ist doch die Gelegenheit, die Schl… – die Frau allein zu erwischen.«
    »Da hast du recht. Aber ich hab’s mir gerade anders überlegt. Ich gehe allein.«
    Slobo schlägt mit der Faust gegen das Armaturenbrett. »Dragan hat gesagt, wir sollen das zusammen machen.«
    »Lass mein Auto heil«, sagt Zoltan. »Dragan hat gesagt, ich soll dir was beibringen. Und genau das tue ich. Weißt du, wann der Mann und der Junge zurück sein werden?«
    »Hä? Keine Ahnung. Woher soll ich …«
    »Eben. Ich weiß es nämlich auch nicht. Vielleicht gehen sie nur kurz Brötchen holen. Und deshalb wartest du hier und rufst mich an, sobald sie wieder auftauchen.«
    Unter dem Haaransatz zeigt sich eine Falte auf Slobos Stirn. Zoltan fragt sich, ob er nachdenkt oder ob er sich nur ärgert. Was es auch sein mag, er hält wenigstens für ein paar Sekunden den Mund.
    »Hast du das verstanden?«, fragt Zoltan. Seine Hand hält noch immer Slobos Unterarm.
    Es dauert einen Moment. Dann wendet Slobo seinen Blick ab und nickt.
    Zoltan steigt aus dem Wagen und geht zum Hauseingang. Bevor er klingelt, spuckt er in seine Handflächen und streicht sich das dunkle Haar glatt nach hinten. Dann sucht er unter den Namensschildern nach Sydow . Erst jetzt wird ihm bewusst, dass seine Brille noch im Auto liegt. Doch er will keine Zeit damit vergeuden, noch einmal zurückzugehen. Wer weiß, wie schnell der Mann und der Junge wieder auftauchen? Er kneift die Augen zusammen und beugt sich vor – so nah, dass seine Nasenspitze auf einen Klingelknopf drückt. Er schreckt zurück und will schon zum Auto gehen, um nun doch seine Brille zu

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