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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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schüttelt den Kopf.
    »Irgendwelche Vermutungen?«
    »Ich glaube nicht, dass es ein Kunde war.« Ihre Stimme bleibt weiterhin unbewegt. »Abhängige drehen sich nicht selbst den Versorgungshahn zu.«
    »Sie sagten, Sie wären nicht sicher, ob Cramer ermordet wurde. Glauben Sie an einen Unfall?«
    »Nein. Das sagen wir nur den Journalisten. Er hatte Besuch. Wahrscheinlich von einer Frau. Laut Zeugenaussage kam das oft vor. Auf dem Tisch standen Weingläser.« Sie bricht ab, als fragte sie sich plötzlich, warum sie das eigentlich erzählt.
    Zoltan weiß, dass sie noch mehr zu sagen hat. Er nickt ihr auffordernd zu.
    Sie seufzt und spricht dann weiter. »Zwei Weingläser – aber keine Flasche. Nach Cramers Verletzungen zu urteilen, kommt eine Weinflasche als Tatwaffe in Betracht.«
    »Erschlagen mit einer Weinflasche?« Zoltan rückt auf dem Sofa ein Stück nach vorn. »Klingt nach einer Affekthandlung. Und ich gebe Ihnen recht: Das passt eher zu einer Frau. Vielleicht Notwehr?«
    »Möglich. Aber dann könnte sie sich bei uns melden.«
    »So schnell geht man nicht zur Polizei, glauben Sie mir.«
    »Sie müssen es ja wissen.«
    Er würde gern aufstehen und sich die Beine vertreten. Manchmal hilft das beim Nachdenken. Aber er wagt nicht, dieser Frau den Rücken zuzukehren. Nicht mehr. Die Fotos von ihrem Vater vor Augen, traut er ihr zu, dass sie ihn mit dem erstbesten Gegenstand hinterrücks erschlägt. So wie jemand Cramer erschlagen hat.
    Die Tat an sich überrascht Zoltan kaum. Cramer war ein überheblicher Widerling. Zoltan kann sich nur schwer vorstellen, dass jemand ihn vermisst. Aber wie soll das verschwundene Koks mit einer Tötung im Affekt zusammenhängen? Also doch keine Affekthandlung? Der Stoff ist im Endverkauf rund dreißigtausend Euro wert, je nachdem, wie weit man ihn noch streckt. Es mussten schon Leute für weniger Geld sterben.
    »Und wenn jemand, der kein Kunde von Vico war, von dem Stoff wusste?«, fragt er die Kommissarin.
    »Mit was für Frauen hatte er denn zu tun?«, fragt sie zurück. »Das wissen Sie doch besser als wir.«
    Zoltan muss nicht nachdenken. »Schauspielerinnen. Und Mädchen, die davon träumen, es zu werden. Ich schätze, Sie können sich vorstellen, wie das lief.«
    »Das kann ich.«
    »Und haben Sie die Alibis seiner Freundinnen schon überprüft?«
    »Bisher haben wir unsere Ermittlungen auf einen Geschäftsmann aus dem ehemaligen Jugoslawien konzentriert. Er handelt mit Drogen und Frauen.«
    Zoltan lacht leise. »Na, so was. Und da reden wir erst heute miteinander. Aber ich darf doch wohl annehmen, dass Sie nach meinem Besuch in eine andere Richtung ermitteln werden?«
    »Machen Sie sich nicht zu große Hoffnungen. Zumindest werde ich Cramers Adressbuch noch mal unter anderen Gesichtspunkten lesen als letzte Nacht.«
    Hat er richtig gehört? Cramers Adressbuch? Letzte Nacht? Er muss lächeln, er kann nicht anders.
    »Es tut mir leid«, sagt er, »aber jetzt muss ich doch noch etwas von Ihnen verlangen.« Er spricht nicht weiter. Er lässt ihr Zeit, ihren Fehler zu erkennen.
    Schließlich entgleiten ihr die Züge. »Ich hab es nicht hier«, sagt sie schnell.
    »Sie meinten doch eben, Sie hätten letzte Nacht in Vicos Adressbuch gelesen.«
    Sie stöhnt und sieht zu Boden. »Das ist Beweismaterial«, sagt sie. »Ich kann Ihnen sein Adressbuch nicht geben.«
    Er bedauert sie wirklich. Und er hat nicht das geringste Interesse daran, ihr Schwierigkeiten zu bereiten.
    »Wissen Sie was?«, sagt er. »Glauben Sie mir, was ich jetzt sage, oder glauben Sie mir meinetwegen auch nicht. Ich bringe Ihnen das Buch zurück. Ich werde es einfach kopieren. Und dann werfe ich es in Ihren Briefkasten. Vielleicht schon heute Abend, spätestens morgen. Am Montag nehmen Sie es wieder mit ins Präsidium. Keiner Ihrer Kollegen wird davon erfahren. So wenig wie von diesen Fotos. Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    »Das Wort eines Verbrechers.«
    »Kommen Sie endlich von Ihrem hohen moralischen Ross herunter.«
    Sie hebt den Blick und sieht ihm in die Augen. Jetzt schaut sie nicht mehr ausdruckslos. Voller Hass starrt sie Zoltan an.
    »Warten Sie hier«, sagt sie und steht auf.
    »Nein, ich komme besser mit«, sagt er. Und um zu zeigen, dass er keine Tricks duldet, zieht er seine Pistole aus dem Schulterholster.
    »Sie sagten doch, Sie tragen keine Waffe.«
    Er lächelt. »Da hab ich wohl geschwindelt.«
    Dann folgt er ihr in die Küche. Sie öffnet einen Hängeschrank und zieht eine schwarze Kladde im

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