Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
Vom Netzwerk:
Linien vor. Die Pistole legt er dabei nicht aus der Hand. Einhändig rollt er einen Hundert-Euro-Schein zusammen und zieht sich eine der beiden Linien rein. Danach legt er den Kopf in den Nacken und schließt für einen Moment die Augen. Dann sieht er Zoltan an.
    »Willst du auch?«, fragt er.
    Zoltan hebt abwehrend die Hand. »Was sagst du zu dem Zeug?«
    »Warte einen Moment …« Slobo beugt sich noch einmal vor und zieht sich die zweite Linie durchs andere Nasenloch.
    Die Frau beobachtet ihn zitternd. Immer wieder fällt ihr Blick für Sekundenbruchteile auf die Pistole in Slobos Hand. Als sich Slobos Augen erneut kurz schließen, springt sie auf und stürzt in Richtung Treppe.
    Slobo reagiert zu langsam. Als er die Augen öffnet, ist die Frau schon an ihm vorbei. Aber Zoltan muss nur einen Schritt vortreten, um ihr ein Bein zu stellen. Direkt vor der Treppe schlägt sie der Länge nach hin. In derselben Sekunde springt auch Slobo auf und eilt ihr nach. Neben der Frau lässt er sich auf ein Knie fallen und rammt ihr sein anderes Knie ins Kreuz. Mit der linken Hand greift er ihr ins Haar und zieht ihren Kopf zurück. In der rechten hält er noch immer die Pistole.
    »Ganz schlechte Idee«, sagt er und drückt der Frau die Mündung seiner Waffe in den Nacken.
    »Da hat mein Partner recht«, sagt Zoltan. »Warum glaubst du mir nicht? Ich hab doch gesagt, wir wollen nur Informationen von dir.«
    Die Frau keucht.
    »Zieh nicht so an ihren Haaren«, sagt Zoltan.
    »Die Schlampe muss Gehorsam lernen«, meint Slobo. Bei »Schlampe« stolpert seine Zunge, es klingt wie »Schwampe«. Zoltan ist schon oft aufgefallen, dass Slobos Aussprache unterm Koksen leidet. Auch seine motorischen Fähigkeiten lassen dann nach.
    »Steh auf«, sagt Zoltan. »Ich will ihr ins Gesicht sehen.«
    Slobo steht auf und zieht dabei die Frau am Kragen ihrer Bluse auf die Beine. Dann verdreht er ihr erneut den Arm hinterm Rücken und hält ihr die Pistolenmündung an die Kehle. Sie scheint aufs Gesicht gestürzt zu sein. Blut läuft aus ihrer Nase über die Oberlippe. Zoltan ärgert sich. Die Verletzung ist so unnötig. Er sieht Slobo an.
    »Also, was denkst du über den Stoff?«, fragt er.
    »Ich würde sagen …« Er gerät kurz aus dem Gleichgewicht und macht einen Schritt zur Seite. »Hoppla! Ich würde sagen, das Zeug kennen wir.«
    »Den Eindruck hatte ich auch«, meint Zoltan.
    »Wovon redet ihr überhaupt?«, wimmert die Frau.
    »Woher hast du das Koks?«
    Sie zögert einen Moment. Slobo drückt ihr den Lauf der Pistole tiefer in den Hals. Das gibt einen Bluterguss, denkt Zoltan. So unnötig.
    »Gekauft«, sagt sie.
    »Ach nee. Von wem?«
    »Irgendein Typ. Kannte ich nicht. Hat mich angesprochen. In demselben Club, in dem wir eben waren.«
    »Lüg mich nicht an.«
    Zoltan schreit nicht. Er spricht nur doppelt so laut wie vorher. Dazu tritt er einen Schritt näher an die Frau heran. Sie kneift die Augen zusammen, als würde sie einen Schlag erwarten. Doch Zoltan berührt sie nicht. Den nächsten Satz spricht er wieder in normaler Lautstärke.
    »Du hast gesagt, du wüsstest, wo wir noch mehr von dem Zeug bekommen können. Also, von wem hast du es?«
    Sie öffnet vorsichtig die Augen. Doch eine Antwort gibt sie nicht.
    »Vielleicht hat die Schlampe selbst den ganzen Kuchen«, sagt Slobo.
    Die Frau schüttelt den Kopf. Das ist nicht leicht in Slobos Griff. Er verdreht ihr den Arm noch ein Stück weiter. Tränen fließen ihr über beide Wangen.
    »Nein«, sagt Zoltan. »Aber sie weiß, dass es diesen Kuchen gibt. Und sie deckt seinen Besitzer.« Er tritt noch einen Schritt näher, sodass nur wenige Zentimeter sein Gesicht von ihrem trennen. Sie riecht gut, das ist ihm schon vorhin in der Bar aufgefallen. Ihre panische Angst ändert nichts daran. Auch nicht das Blut und die Tränen auf ihrem Gesicht.
    »Du hast wohl mittlerweile begriffen, dass wir keinen Spaß verstehen, oder?«
    Sie nickt.
    »Wirklich? Nur damit wir uns richtig verstehen: Deine gebrochene Nase …« Er drückt leicht mit dem Daumen auf ihr Nasenbein, und die Frau schreit auf. »… die ist ein Scheißdreck gegen das, was mein Partner mit dir macht, wenn du uns nicht die Wahrheit sagst.«
    Sie atmet schneller. Hinter ihrem Rücken grinst Slobo. Er hat den Pistolenlauf von ihrer Kehle abwärtswandern lassen, bis tief in den Ausschnitt ihrer blutbefleckten Bluse. Jetzt führt er die Waffe wieder hoch zu ihrem Hals.
    »Wir sind keine Unmenschen«, sagt Zoltan. »Ich kann

Weitere Kostenlose Bücher