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Kölner Kulissen

Kölner Kulissen

Titel: Kölner Kulissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Pranschke
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genießen. Solange ich zurückbekomme, was mir gehört. Pass bloß auf in diesem Scheiß-Kaufhaus! An diesem Scheiß-Freitagnachmittag!«
    Zoltan erkennt die Leuchtreklame des Ladens auf der rechten Straßenseite. Er sieht auf die Uhr: gleich halb vier. Er weicht drei hüfthohen hellbraunen Hunden aus, die von einer Frau spazieren geführt werden. Vor der Eingangstür des Elektromarkts schaut er sich kurz um, ohne dabei ein verdächtiges Gesicht zu entdecken. Vor ihm öffnen sich die Schiebetüren aus Glas. Zoltan betritt das Kaufhaus. Punkt vier im Eingangsbereich bei den Schließfächern , hat es in der E-Mail geheißen. Zoltan sieht die Schließfächer auf der linken Seite. Ihnen gegenüber befinden sich die Kassen. Er sollte hier nicht länger als ein paar Sekunden stehen und sich umsehen. Sonst könnte er jemandem auffallen. Wer hier hereinkommt, hat ein festes Ziel vor Augen, sei es ein USB -Stick oder eine Waschmaschine. Also geht er an den Kassen vorbei durch die Schwingtüren aus Alurohren und betritt den Verkaufsbereich.
    Zuerst dreht er eine Runde durchs Obergeschoss. Hier und da nimmt er eine CD aus dem Regal und tut, als würde er die Songtitel lesen. Dazu hält er das Cover auf Gesichtshöhe und probiert den richtigen Abstand zu seinen Augen aus. An seinen dicken Brillengläsern kann jeder leicht erkennen, dass ihm das Lesen schwerfällt. Die perfekte Tarnung – denn er liest nicht, sondern guckt an der CD -Hülle vorbei. Er hält Ausschau nach Leuten, die versuchen, sich ebenso unauffällig umzusehen. Wie erwartet, ist es in dem Kaufhaus am Freitagnachmittag voll. Viele haben bereits Feierabend und tragen ihren Lohn in die Geschäfte. Gemeinsam verursachen sie ein Stimmengewirr, das Zoltans Kopfschmerz weckt.
    Er fragt sich, was Slobo gerade macht. Zoltan hat ihm eingeschärft, sich möglichst normal zu verhalten. Slobo soll verschiedene Artikel miteinander vergleichen und schließlich auch etwas kaufen. Wer diesen Konsumtempel ohne Ware verlässt, muss zwangsläufig auffallen. Doch bisher hat er Slobo nicht entdeckt. Zoltan stellt die CD zurück ins Regal und zieht sein Telefon aus der Hosentasche. Mit diesen winzigen Tasten einen Text zu schreiben fällt ihm von Mal zu Mal schwerer. Nach fünf Minuten und doppelt so vielen stummen Flüchen gelingt ihm endlich eine fehlerfreie SMS : Bin im Obergeschoss. Und du?
    Slobo antwortet sofort: War kurz tolette bin jetz unten
    Wie kann er jetzt nur pinkeln gehen? Zoltan erinnert sich an Dragans Weisung, Slobo aus dem Weg zu räumen, falls er wieder Mist bauen sollte. Er wird sich daran halten. Es mag übertrieben und unnötig sein, aber er hat sich noch immer an Dragans Anweisungen gehalten. Und bei Slobo würde es ihm weniger schwerfallen als bei manch anderem. Schon allein wegen der fehlerhaften und unvollständigen Sätze in Slobos Nachrichten.
    Er steckt das Telefon zurück in die Tasche und wirft einen Blick auf die extragroße Digitalanzeige seiner Armbanduhr. Viertel vor vier. Es wird Zeit, sich ebenfalls ins Erdgeschoss zu begeben.
    Er findet Slobo in der Nähe der Kassen bei den Sonderangeboten. Für eine Sekunde kreuzen sich ihre Blicke. Doch beide geben durch ihr Verhalten keinen Hinweis darauf, dass sie einander kennen. Sofort wendet sich Slobo wieder den Sonderangeboten zu. Wenigstens das hat er begriffen. Seine Chancen, das Ende des Tages zu erleben, steigen wieder. Allerdings hätte er sich besser ein anderes Sonderangebot ausgesucht, um Interesse vorzutäuschen. Gerade liest er aufmerksam die Hinweise auf der Verpackung eines Lockenstabs. Zoltan seufzt und wendet sich ab.
    Er lässt seinen Blick über die Menge schweifen. Zum Glück lauern hier nicht hinter jedem Regal Verkäufer, die Kunden ihre Hilfe aufdrängen wollen, wie in anderen Kaufhäusern. Zoltan entdeckt nicht einen einzigen Bekannten von Vico Cramer oder Julia Schwartz. Nicht einen, dem er seine Visitenkarte gegeben hat. Wer immer ihm unter dem merkwürdigen Namen Boris Lugosi die E-Mails geschrieben hat, beweist Nerven, indem er hier erst im letzten Moment auftaucht. Mittlerweile ist es zehn vor vier.
    Zoltan drängelt sich zwischen zwei bis zum Rand gefüllten Einkaufswagen hindurch zu einem Regal mit Mehrfachsteckdosen. Im Geist lässt er noch einmal die Gesichter derer vorbeiziehen, die er in den vergangenen Tagen unter verschiedenen Vorwänden angesprochen hat. Bei der Schauspielerin mit den dunklen Locken hat er am ehesten das Gefühl gehabt, sie verberge etwas vor ihm. Sie

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