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Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall

Titel: Kölner Luden: Sandmanns dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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paar Schritte näherkam.
    Münzenberg fixierte Toni. »Ärger? Hier? Nein.«
    »Gut.« Mit der Überzeugung des alten Luden, dass sein Auftreten genügte, die Gemüter in Zaum zu halten, drehte Toni sich wieder um, um in den kleinen Raum hinter der Theke zurückzugehen und seine Mädchen wieder sich selbst und den Gästen zu überlassen.
    »Noch nicht«, ergänzte Helm und Schütz erstarrte in seiner Bewegung. Die Mädchen beeilten sich, von der Bar wegzukommen. Pit griff sich eine von ihnen und zerrte sie zurück. Das Mädchen schrie auf, versuchte sich loszureißen, um zu ihren Kolleginnen zu laufen, die sich beim Türsteher versammelten. Helm registrierte, wie er den Eingang verriegelte. Was immer hier geschehen sollte, es sollte buchstäblich hinter verschlossenen Türen geschehen.
    Von oben waren plötzlich Schritte zu hören. Ein fetter Mann in schwarzem Anzug und bunter Fliege stand auf dem Treppenabsatz, der zu den Separees führte, und blickte auf die Szenerie an der Theke. Das Mädchen an seiner Seite, Siggi schätze sie auf gerade einmal 18, löste sich aus seiner Umarmung. Er hörte ihre trippelnden Schritte auf dem Linoleumboden, anschließend eine Tür und einen Schlüssel, der hektisch zweimal umgedreht wurde.
    »Na, Kinder«, sagte der Mann selbstsicher und ging in seinen hochglanzpolierten Schuhen die Treppe hinunter. Siggi taxierte den ihn. Sein Auftreten und sein selbstgefälliger Gang konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ein leichtes Opfer sein würde. Einfach ein Gast zur falschen Zeit am falschen Ort. Pech.
    Helm schien zu der gleichen Auffassung gelangt zu sein. Er wandte sich dem Mädchen zu, das immer noch versuchte, sich Pits Griff zu entziehen. »Willst Du zu den anderen?«, fragte er sie freundlich. Sie nickte. »Kannst Du haben.«
    Pit ließ das Mädchen los, Helms Faust landete krachend auf ihrer kleinen Nase und schleuderte das Mädchen durch den Raum. Sie stürzte rücklings hinein in die Gruppe ihrer schreienden Kolleginnen, die selber fast dabei zu Boden gingen. Der Freier blickte zu ihnen hinüber. »Alle Neune«, kommentierte er belustigt. Selbst auf die Entfernung war die Geilheit in seinen Augen sichtbar.
    Toni versuchte einzugreifen. Siggi hatte bereits den Hammer aus dem Ärmel gezogen und versetzte ihm einen kräftigen Schlag gegen die Stirn. Schütz sank bewusstlos zu Boden. Erst jetzt realisierte der feine Herr im schwarzen Anzug, was geschah. Wäre er klug gewesen, wäre er nach oben geflohen und hätte sich in einem der Zimmer eingeschlossen. Doch stattdessen verharrte er und beobachte gebannt das Geschehen.
    Der Türsteher stürzte sich auf Helm und begrub ihn unter sich. Helm riss die Arme vor das Gesicht, um die Schläge des früheren Boxers abzuwehren. Als Siggi versuchte, ihn mit dem Hammer anzugreifen, packte der Mann ihn und wand ihm scheinbar mühelos das Werkzeug aus den Hand. Helm nutzte seine Chance, schoss hoch und donnerte seine Rechte auf das Kinn seines Widersachers. Siggi versetzte ihm einen Tritt in die Seite. Zu dritt stürzten sie sich auf ihn und wenige Augenblicke später war alles erledigt.
    Die beiden Luden lagen bewusstlos auf dem Boden. Ihre Mädchen drängten sich zu viert in die hinterste Ecke. Der Weg nach oben war ihnen durch den Freier versperrt.
    Diesem widmete sich Helm als Nächstes. Zu dritt gingen sie auf den Mann zu, der die Hände hochhob, die Handflächen den drei jungen Männern zugewandt.
    »Ich gehöre doch gar nicht dazu. Ich bin doch nur auf Besuch. Ich hab auch nichts gesehen. Bitte, lassen Sie mich einfach gehen.«
    Helm lächelte freundlich, als er vor dem Freier stehen blieb. »Keine Panik! Wir wollen doch unsere neuen Kunden nicht erschrecken.« Gelassen nahm er ihm das Portemonnaie aus der Jackettasche, zählte in Ruhe die Scheine, die darin lagen, und steckte sie schließlich ein. Anschließend ordnete er dem Mann das Sakko wieder und ließ ihn ziehen. Der Freier machte, dass er wegkam. Grinsend schloss Pit ihm auf und deutete eine spöttische Verbeugung an, als der Mann aus der Bar stolperte.
    »Räumen wir auf«, kommandierte Helm, die Mädchen bewegten sich vorsichtig zur Treppe hin. »Ihr bleibt da, wo ihr seid!«, fuhr Münzenberg sie an. »Pass auf sie auf, Pit.«
    »Zu gerne.«
    Siggi und Helm hoben erst den Türsteher hoch, trugen ihn zur Tür und warfen ihn auf die Straße. Sein Chef folgte ihm wenige Augenblicke später. Zurück in der Bar schaute Siggi sich immer noch ein wenig ungläubig um.

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